Adler schießen, Iserlohn kämpft
Klare Worte bei den AdlernDer Kampfgeist ist ungebrochen bei den Iserlohn Roosters, die Cracks setzen sich ein,
aber auf technischem Gebiet muss noch einiges passieren, konstatierte
Spieler Chris Straube nach der 1:3-Niederlage in Mannheim. Die Adler
hingegen trumpften auf, wenngleich die Chancenverwertung noch ein wenig
zu wünschen übrig ließ. "Eigentlich", sinnierte Tomas Martinec, "hätte
das Ergebnis höher ausfallen müssen."
Martinec gehörte zur einzigen Reihe, die unverändert zusammenspielte.
Für den Mann mit der Nummer 13 eine schöne Anerkennung für die Leistung,
die er gemeinsam mit Klaus Kathan und Robert Hock bringt. Den Rest
wirbelte Adler-Coach Bill Stewart durcheinander. Schickte etwa Corbet,
Kennedy und Ustorf zusammen los, ließ Ullmann, Plante und Podollan
gemeinsam auflaufen. Draußen blieben diesmal Hlushko, Bakos und Seliger.
Vor Spielbeginn grüßte ein Mann von der Leinwand, der zu den
Beliebtesten überhaupt in Mannheim gehörte: Mike Rosati warb für das
Benefizspiel zugunsten seines "Rosys Kids Corner" am 9. November. Ein
anderer Erfolgsgoalie war persönlich erschienen: Pavel Cagas. Er hat
nichts mehr mit Eishockey zu tun, betreibt stattdessen eine Firma, die
sich mit Marketing beschäftigt und fühlt sich offensichtlich sehr wohl
dabei. Am 9. November zieht er aber nochmal die Schlittschuhe an, um
Rosati zu unterstützen. Und noch ein gerngesehener Gast stand an diesem
Abend im Zuschauerbereich: Der ehemalige Adler-Kassenchef Jörg
Vonderlin, inzwischen bei Schalke beschäftigt. Sein Herz hängt aber nach
wie vor an der Kurpfalz.
Das Spiel zeigte schießfreudige Adler, die Torwart Mike Fountain im
Iserlohner Gehäuse ein ums andere Mal prüften. Der Kanadier hielt
prächtig und seine Vorderleute können sich vor allem auch bei ihm
bedanken, dass nicht mehr Tore fielen. Ob nun Hock gefährlich nach vorne
kam, Roach, Plante oder Corbet, des Gegners Tor schien wie vernagelt,
nichts ging rein. Erst in der 14. Minute schaffte Podollan ein Tor in
Überzahl, bedient worden war er von Plante und Edgerton. Chancen auf
Iserlohner Seite waren eher eine Seltenheit, Black's Riesenschuss ging in
der 20. Minute daneben. Shulmistra vereitelte außerdem durch einen "big
save" den Ausgleich.
In der 29. Minute dann eine Schlägerei, die in Gelächter der
Hauptakteure endete. Fountain hatte bereits den Puck, da stocherte
Podollan nach, lupfte die Scheibe unter dem Handschuh des Goalies hervor
und schoß ein. Ein Treffer, der nicht gegeben wurde, die Schiris hatten
bereits vorher abgepfiffen. Fountain begann daraufhin einen sehenswerten
Boxkampf mit Podollan, der sich schlußendlich vor Lachen kaum mehr
halten konnte. Des Rätsels Lösung: Die beiden Spieler kennen sich aus
Übersee und sie mögen sich. Fountain: "Auf dem Eis gehts schon mal rau
zu, das ist danach vergessen." Andere Streithähne kühlten aneinander ihr
Mütchen, die Strafbank wurde rappelvoll. Und der DJ spielte
passenderweise den Song: "Good old hockey game". Die Stimmung
anschließend prächtig, auch auf den Rängen.
Wahnsinns Szenen vor dem Iserlohner Tor folgten, die Adler schossen
und schossen und trafen nicht. Fountain war auf dem Posten, hatte
zwischendrin auch Glück. In der 38. Minute dann ein Treffer von Corbet,
der den Überblick im Torraum behielt und milimetergenau reagierte. Es
stand 2:0.
Im dritten Abschnitt ging das muntere Schießen auf Fountains Tor
weiter, aber Iserlohn wurde stärker. Die Sauerländer gaben keine Sekunde
auf und zeigten enormen Kampfgeist. Immer mit dabei Scott King, der auf
Unmengen von Eiszeit kam und dennoch nie nachließ in seiner Leistung.
Mannheims Nico Pyka verhinderte mit großem Einsatz einen Alleingang des
Gegners. In der 42. Minute fiel das 3:0, das später noch für Aufregung
sorgte. Fountain fuhr aus der Haut, beschwerte sich und erntete
Pfeifkonzerte. Nicht ganz zu Recht, wie die Iserlohner fanden. "Er wurde
behindert und ins Netz gedrückt von Martinec", beschwerte sich Daniel
Hatterscheid. Das sah auch der Goalie selbst so. Martinec hingegen
bevorzugte eine andere Lesart: "Mich hat der Franz ins Tor gedrückt, da
brems ich doch nicht ab, die sind doch dann selber schuld", lächelte er.
Der Treffer wurde erst Kennedy zugeschrieben, kam aber von Joseph.
Ergebniskorrektur betrieben die Roosters in der 48. Minute mit dem Tor
von Cipolla, das Henderson vorbereitet hatte. Der Rest des Spiels sah
überlegene Adler und kampfstarke Hähne, aber es blieb bei diesem
Ergebnis.
Froh, in Deutschland zu sein
Mit einem "Gruetzi" begrüßte Iserlohns neuer Coach, Doug Mason, bei der
Pressekonferenz die Journalisten und die VIPs. "Ich freue mich, wieder
in Deutschland zu sein," strahlte er, "ich habe zwar viele DEL-Spiele in
den letzten beiden Jahren in der Schweiz auf Premiere gesehen, aber es
ist etwas ganz anderes, wieder dabei zu sein." Er attestierte der DEL
gutes Eishockey und seinem Torwart Mike Fountain ein Superspiel. "Er hat
die Qualität uns zu helfen, Schritt für Schritt vorwärtszukommen", lobte
der Coach. Seine Jungs seien bereit, etwas zu leisten, sie hätten enorme
Kampfkraft und beim nächsten Mal in Mannheim hoffe er, dass Iserlohn ein
besseres Spiel zeige. Bill Stewart hieß den Kollegen herzlich willkommen und bescheinigte,
dass der Gegner gekämpft habe bis zum Schluss. "Wir haben gespielt wie
die letzte Woche", sagte Stewart, "aber da haben wir vier Punkte
verloren, jetzt ist ein neues Wochenende und wir gewinnen. Unsere
Einstellung ist sehr gut und unser Ziel heißt Disziplin."
Im Kabinenbereich machte Iserlohns Franz Fritzmeier ein eher
bedenkliches Gesicht, als er sich mit seiner früheren Lehrerin Marianne
Wohlfart unterhielt. "Wenn man sieben Mal hintereinander verloren hat,
strahlt man eben nicht", erklärte er. Daniel Hatterscheid hingegen
blickt eher positiv in die Zukunft. Durch den neuen Coach habe es einen
Ruck in der Mannschaft gegeben. Hatterscheid spielt sein erstes
DEL-Jahr. Er kommt vom Haie-Nachwuchs, hat bis zur letzten Saison bei
der DNL mitgekämpft, wechselte dann in die Junioren-Liga in Schweden,
später nach Duisburg und wagte jetzt den Sprung mit den Roosters in die
DEL. Vor allem in Sachen Härte müsse man sich dort warm anziehen,
verriet er, aber das habe er natürlich vorher gewußt. Mannheim sei
richtig zur Sache gegangen, genau das habe man erwartet.
Mike Fountain kam strahlend zum Interview vom Bus in den
Kabinenbereich zurück, grüßte fröhlich den Kollegen Marc Seliger und
freute sich über die Komplimente von Trainer Mason. Ja, gab er zu, er
habe sich schon geärgert über Podollan und später Martinec Attacke,
"aber das ist Eishockey, und das bleibt auf dem Eis". Obwohl er nach wie
vor der Meinung sei, das dritte Tor hätte nicht gegeben werden dürfen.
Der Kanadier stieß kurz vor Saisonbeginn zu den Roosters, nachdem er
zwei Jahre lang in Russland gespielt hatte. Wie Tag und Nacht
unterschieden sich die Systeme, erklärte er, in Russland werde viel
defensiver gespielt. Er lobte die russischen Spieler für ihre technische
Finesse, gab auch an, viel Geld verdient zu haben, aber er habe jetzt
einfach mal wieder weg gemusst. "Ich hatte noch einen gültigen Vertrag,
aber irgendwie hab ich das mental nicht mehr so richtig gewollt",
bekannte Fountain. Die DEL sei eine exzellente Liga, bescheinigte der
sympathische Kanadier, er müsse sich allerdings erst noch ein wenig
eingewöhnen, "es ist noch alles total neu für mich".
Ein erfahrener DEL-Spieler ist indes Chris Straube, der große Stücke
auf Doug Mason hält. Straube machte Aufbruchstimmung im Team aus, der
Kampfgeist stimme schon, nur müsse man an der Technik feilen.
(A.v.B.)