Adler schießen, Iserlohn kämpft

Klare Worte bei den AdlernKlare Worte bei den Adlern
Lesedauer: ca. 6 Minuten

Der Kampfgeist ist ungebrochen bei den Iserlohn Roosters, die Cracks setzen sich ein,

aber auf technischem Gebiet muss noch einiges passieren, konstatierte

Spieler Chris Straube nach der 1:3-Niederlage in Mannheim. Die Adler

hingegen trumpften auf, wenngleich die Chancenverwertung noch ein wenig

zu wünschen übrig ließ. "Eigentlich", sinnierte Tomas Martinec, "hätte

das Ergebnis höher ausfallen müssen."

Martinec gehörte zur einzigen Reihe, die unverändert zusammenspielte.

Für den Mann mit der Nummer 13 eine schöne Anerkennung für die Leistung,

die er gemeinsam mit Klaus Kathan und Robert Hock bringt. Den Rest

wirbelte Adler-Coach Bill Stewart durcheinander. Schickte etwa Corbet,

Kennedy und Ustorf zusammen los, ließ Ullmann, Plante und Podollan

gemeinsam auflaufen. Draußen blieben diesmal Hlushko, Bakos und Seliger.

Vor Spielbeginn grüßte ein Mann von der Leinwand, der zu den

Beliebtesten überhaupt in Mannheim gehörte: Mike Rosati warb für das

Benefizspiel zugunsten seines "Rosys Kids Corner" am 9. November. Ein

anderer Erfolgsgoalie war persönlich erschienen: Pavel Cagas. Er hat

nichts mehr mit Eishockey zu tun, betreibt stattdessen eine Firma, die

sich mit Marketing beschäftigt und fühlt sich offensichtlich sehr wohl

dabei. Am 9. November zieht er aber nochmal die Schlittschuhe an, um

Rosati zu unterstützen. Und noch ein gerngesehener Gast stand an diesem

Abend im Zuschauerbereich: Der ehemalige Adler-Kassenchef Jörg

Vonderlin, inzwischen bei Schalke beschäftigt. Sein Herz hängt aber nach

wie vor an der Kurpfalz.

Das Spiel zeigte schießfreudige Adler, die Torwart Mike Fountain im

Iserlohner Gehäuse ein ums andere Mal prüften. Der Kanadier hielt

prächtig und seine Vorderleute können sich vor allem auch bei ihm

bedanken, dass nicht mehr Tore fielen. Ob nun Hock gefährlich nach vorne

kam, Roach, Plante oder Corbet, des Gegners Tor schien wie vernagelt,

nichts ging rein. Erst in der 14. Minute schaffte Podollan ein Tor in

Überzahl, bedient worden war er von Plante und Edgerton. Chancen auf

Iserlohner Seite waren eher eine Seltenheit, Black's Riesenschuss ging in

der 20. Minute daneben. Shulmistra vereitelte außerdem durch einen "big

save" den Ausgleich.

In der 29. Minute dann eine Schlägerei, die in Gelächter der

Hauptakteure endete. Fountain hatte bereits den Puck, da stocherte

Podollan nach, lupfte die Scheibe unter dem Handschuh des Goalies hervor

und schoß ein. Ein Treffer, der nicht gegeben wurde, die Schiris hatten

bereits vorher abgepfiffen. Fountain begann daraufhin einen sehenswerten

Boxkampf mit Podollan, der sich schlußendlich vor Lachen kaum mehr

halten konnte. Des Rätsels Lösung: Die beiden Spieler kennen sich aus

Übersee und sie mögen sich. Fountain: "Auf dem Eis gehts schon mal rau

zu, das ist danach vergessen." Andere Streithähne kühlten aneinander ihr

Mütchen, die Strafbank wurde rappelvoll. Und der DJ spielte

passenderweise den Song: "Good old hockey game". Die Stimmung

anschließend prächtig, auch auf den Rängen.

Wahnsinns Szenen vor dem Iserlohner Tor folgten, die Adler schossen

und schossen und trafen nicht. Fountain war auf dem Posten, hatte

zwischendrin auch Glück. In der 38. Minute dann ein Treffer von Corbet,

der den Überblick im Torraum behielt und milimetergenau reagierte. Es

stand 2:0.

Im dritten Abschnitt ging das muntere Schießen auf Fountains Tor

weiter, aber Iserlohn wurde stärker. Die Sauerländer gaben keine Sekunde

auf und zeigten enormen Kampfgeist. Immer mit dabei Scott King, der auf

Unmengen von Eiszeit kam und dennoch nie nachließ in seiner Leistung.

Mannheims Nico Pyka verhinderte mit großem Einsatz einen Alleingang des

Gegners. In der 42. Minute fiel das 3:0, das später noch für Aufregung

sorgte. Fountain fuhr aus der Haut, beschwerte sich und erntete

Pfeifkonzerte. Nicht ganz zu Recht, wie die Iserlohner fanden. "Er wurde

behindert und ins Netz gedrückt von Martinec", beschwerte sich Daniel

Hatterscheid. Das sah auch der Goalie selbst so. Martinec hingegen

bevorzugte eine andere Lesart: "Mich hat der Franz ins Tor gedrückt, da

brems ich doch nicht ab, die sind doch dann selber schuld", lächelte er.

Der Treffer wurde erst Kennedy zugeschrieben, kam aber von Joseph.

Ergebniskorrektur betrieben die Roosters in der 48. Minute mit dem Tor

von Cipolla, das Henderson vorbereitet hatte. Der Rest des Spiels sah

überlegene Adler und kampfstarke Hähne, aber es blieb bei diesem

Ergebnis.

Froh, in Deutschland zu sein

Mit einem "Gruetzi" begrüßte Iserlohns neuer Coach, Doug Mason, bei der

Pressekonferenz die Journalisten und die VIPs. "Ich freue mich, wieder

in Deutschland zu sein," strahlte er, "ich habe zwar viele DEL-Spiele in

den letzten beiden Jahren in der Schweiz auf Premiere gesehen, aber es

ist etwas ganz anderes, wieder dabei zu sein." Er attestierte der DEL

gutes Eishockey und seinem Torwart Mike Fountain ein Superspiel. "Er hat

die Qualität uns zu helfen, Schritt für Schritt vorwärtszukommen", lobte

der Coach. Seine Jungs seien bereit, etwas zu leisten, sie hätten enorme

Kampfkraft und beim nächsten Mal in Mannheim hoffe er, dass Iserlohn ein

besseres Spiel zeige. Bill Stewart hieß den Kollegen herzlich willkommen und bescheinigte,

dass der Gegner gekämpft habe bis zum Schluss. "Wir haben gespielt wie

die letzte Woche", sagte Stewart, "aber da haben wir vier Punkte

verloren, jetzt ist ein neues Wochenende und wir gewinnen. Unsere

Einstellung ist sehr gut und unser Ziel heißt Disziplin."

Im Kabinenbereich machte Iserlohns Franz Fritzmeier ein eher

bedenkliches Gesicht, als er sich mit seiner früheren Lehrerin Marianne

Wohlfart unterhielt. "Wenn man sieben Mal hintereinander verloren hat,

strahlt man eben nicht", erklärte er. Daniel Hatterscheid hingegen

blickt eher positiv in die Zukunft. Durch den neuen Coach habe es einen

Ruck in der Mannschaft gegeben. Hatterscheid spielt sein erstes

DEL-Jahr. Er kommt vom Haie-Nachwuchs, hat bis zur letzten Saison bei

der DNL mitgekämpft, wechselte dann in die Junioren-Liga in Schweden,

später nach Duisburg und wagte jetzt den Sprung mit den Roosters in die

DEL. Vor allem in Sachen Härte müsse man sich dort warm anziehen,

verriet er, aber das habe er natürlich vorher gewußt. Mannheim sei

richtig zur Sache gegangen, genau das habe man erwartet.

Mike Fountain kam strahlend zum Interview vom Bus in den

Kabinenbereich zurück, grüßte fröhlich den Kollegen Marc Seliger und

freute sich über die Komplimente von Trainer Mason. Ja, gab er zu, er

habe sich schon geärgert über Podollan und später Martinec Attacke,

"aber das ist Eishockey, und das bleibt auf dem Eis". Obwohl er nach wie

vor der Meinung sei, das dritte Tor hätte nicht gegeben werden dürfen.

Der Kanadier stieß kurz vor Saisonbeginn zu den Roosters, nachdem er

zwei Jahre lang in Russland gespielt hatte. Wie Tag und Nacht

unterschieden sich die Systeme, erklärte er, in Russland werde viel

defensiver gespielt. Er lobte die russischen Spieler für ihre technische

Finesse, gab auch an, viel Geld verdient zu haben, aber er habe jetzt

einfach mal wieder weg gemusst. "Ich hatte noch einen gültigen Vertrag,

aber irgendwie hab ich das mental nicht mehr so richtig gewollt",

bekannte Fountain. Die DEL sei eine exzellente Liga, bescheinigte der

sympathische Kanadier, er müsse sich allerdings erst noch ein wenig

eingewöhnen, "es ist noch alles total neu für mich".

Ein erfahrener DEL-Spieler ist indes Chris Straube, der große Stücke

auf Doug Mason hält. Straube machte Aufbruchstimmung im Team aus, der

Kampfgeist stimme schon, nur müsse man an der Technik feilen.

(A.v.B.)


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