Adler: Pleiten, Pech und Pannen zum Jahresende
Klare Worte bei den AdlernDie gute Nachricht vorweg: Stephane Richer macht Druck. Und er sagt offen,
was Sache ist: "Die Düsseldorfer haben heute verdient gewonnen,
Glückwunsch", etwa bei der Pressekonferenz nach dem 3:2 Sieg der DEG im
Mannheimer Stadion.
Und die schlechte Nachricht: "Das Team hat 40 Minuten vergessen zu
arbeiten". Auch das eine Aussage von Richer, der nicht viel hinzuzufügen
ist. Das letzte Drittel stand dann im Zeichen eifrigen Bemühens, aber es
reichte nicht mehr. Die mitgereisten Düsseldorfer Fans, lustig und munter
wie eh und je, im Freudentaumel. Sie hätten ihre Helden so gerne nochmal
gesehen, aber die kamen nicht. "Wir wollen schon", sagte Torwart Alexander
Jung, "aber wir dürfen nicht. Der Trainer findet das respektlos dem Gegner
gegenüber". Womit Butch Goring ja auch irgendwie recht hat.
Apropos Alexander Jung. Der hatte einen großen Einsatz, weil Keeper Nummer
eins, Trefilov, eine Lungenentzündung hat. Eigentlich, so Jung, bedauert er
das sehr, er verstehe sich bestens mit dem Kollegen. Aber natürlich freute
er sich auch, dass er die Chance bekam, eine so glänzende Figur zu machen.
"Die Torleute haben heute den Unterschied gemacht", hatte Richer ihn gelobt.
Jung wollte aber die Kirche im Dorf lassen, natürlich sei es reizvoll gegen
einen so herausragenden NHL-Keeper wie Huet zu spielen, aber das sei
wirklich nicht die Hauptsache. Die Hauptsache sei der Sieg, "den haben wir
dringend gebraucht". Jung schaut positiv ins kommende Jahr: "Wir haben einen
großartigen Zusammenhalt in der Mannschaft, auf dem Eis, aber auch so",
verriet er, "das zahlt sich irgendwann aus".
So sieht das auch Mike Pellegrims, der Ex-Mannheimer aus früheren Meisterschaftstagen. Der Mann
spielt immer noch mit Charakter, Laufstärke und Technik, schade, dass er
einst in Mannheim keinen Fuß mehr auf den Boden bekam. Jetzt leistet er der
DEG gute Dienste und fühlt sich dort auch noch sehr wohl. "Wir mussten Gas
geben", lacht er und auch, dass man ganz dringend jeden Punkt bräuchte.
Schon die letzten Spiele sei man gut gewesen, aber da habe immer noch das
Glück gefehlt. Diesmal aber sei Fortuna der DEG hold gewesen, Lohn für viele
Mühen. Butch Goring strahlte ebenfalls, freute sich über das Glück, sah aber auch,
dass eine Mannschaft gut gespielt habe "gegen sehr starke Mannheimer". Das
hatte er nett gesagt, denn so stark waren die Adler nun auch wieder nicht.
Alexander Jung: "Wir hatten gehörigen Respekt vor ihnen, das ist das
stärkste Team der Liga." Auf dem Papier, fügte er noch hinzu und traf damit
den Nagel auf den Kopf.
Die Zuschauer, immerhin 6100 waren es mal wieder, was nicht nur
Ticket-Manager Alexander Dukal erfreute, wissen bisweilen auch nicht mehr,
wie ihnen geschieht. Sie kamen in Feierlaune, feuerten die Ihren an bis zum
bitteren Ende, in das sich vereinzelt Pfiffe mischten. Überwiegender Tenor
bei vielen: "Irgendwie macht Eishockey diese Saison keinen Spaß."
Allerdings, auch das klang an, haben Stephane Richer und Mike Rosati es
zumindest geschafft, dass die Adler ihre Flügel nicht durchgehend hängen
lassen. Und man ist heutzutage ja schon zufrieden über kleine Fortschritte.
Wenn man nun noch den Eindruck bekäme, die Jungs geben 100 Prozent und
können es halt nicht besser, vieles würde ihnen verziehen. Das Dumme ist nur,
dass es sich um eine Truppe eigentlich hervorragender Spieler
handelt. Eigentlich!
Übrigens: Mit Prozenten ging auch Michael Bakos um, der
erstmals wieder an Bord war. So an die 30 Prozent fehlten ihm noch, meinte
er, aber er habe zumindest keine Schmerzen mehr und will sich steigern von
Tag zu Tag. Was auch eine gute Nachricht ist, der Baki nämlich gehört zu
jenen, die sich die Beine rausreißen für ihr Team. Pechvogel des Spiels war einmal mehr Nico Pyka. Der 27-jährige Verteidiger verlor nach einem unglücklichen Zusammenprall mit John Tripp einen Zahn und erlitt eine Risswunde im Kiefer. Pyka wurde noch während des Spiels in die Heidelberger Kopfklinik gebracht, um weiter behandelt zu werden. Sein Einsatz in Kassel am Sonntag ist dennoch wohl nicht gefährdet.
(Angelika von Bülow)