Adler: Nervenanspannung pur - Noch zwei Siege zum Titel

Schade, dass man an einem solchen Abend nicht abnimmt. Die Spannung
frisst einen auf, bis zur letzten Sekunde. Die kam in der Verlängerung
und führte die Mannheimer Adler auf die Siegerstraße. Doch bis dahin
war es ein hartes Stück Arbeit. Überlegene Mannheimer, clevere
Nürnberger, zwei super Torleute, aus diesem Stoff sind Finalspiele
gestrickt.
Unglaubliche Szenen drei Drittel lang. Die Adler übten immer wieder
Druck aus, Turbulenzen vor Labbes Tor, doch ihre einzige richtige
Chance im ersten Spielabschnitt nutzten die Tiger zum 1:0.
Vorangegangen war eine unberechtigte Herausstellung von Tomas Martinec.
Manchmal ist es bewundernswert, wie die Nummer 13 sich provozieren
lässt. Martinec ist einer, der sich immer einsetzt, mannschaftsdienlich
spielt, dorthin geht, wo es weh tut. Ein Engelchen ist er nicht, aber
er ist ein Crack, den ein Team braucht.
Im zweiten Abschnitt kamen die Ice Tigers besser ins Spiel, dominierend
aber nach wie vor die Adler. Doch was nutzt es, wenn kein Tor fällt,
man an Labbe schier verzweifelt und die Nürnberger Abwehr wie ein
Felsen steht? Einzelaktionen machten es nicht besser, die Nürnberger
hatten eindeutig Rückenwind. Kurz vor Schluss der Ausgleich, "keine
Panik auf der Titanic" spielte und die Halle stand kopf. Jaspers hatte
zugeschlagen.Adler-Fans im Glück. Das währte indes nicht so arg lange,
denn einen Vorsprung gabs nicht. Die Adler rannten und rannten, ohne
zählbaren Erfolg.
In Drittel drei, etwa drei Minuten vor Schluss das 2:1, erneut hatte
Jaspers es erzielt, man dachte schon, das könnte es gewesen sein. Doch
nichts da, 27 Sekunden vor Schluss gabs eine Strafe gegen die Adler,
Labbe war draußen, der Puck im Adler-Tor drin. Da hatte man noch eben
sechs Sekunden zu spielen, ein deja vue vom Frankfurt-Spiel, da hatten
die Adler eine Sekunde vor der Sirene einen Treffer erzielt.
Verlängerung und die forderte den Rest der dünnen Nerven, die man noch
hatte. Dramatik pur, mit stürmenden Adlern, aber immer in Kontern
gefährlichen Tigern. Pressefotograf Thomas Tröster hatte vorher
getippt: Forbes wird das Siegtor machen. Und er behielt recht, man
schrieb 14.31 Minuten in der Verlängerung, Nürnberg war in Unterzahl,
Forbes schoss die Arena in Freudentaumel.
Einer der Vorbereiter war Sven Butenschön gewesen, mit einem geschickt
herausgespielten Pass. Der lobte erstmal Labbe, "sehr gut" sei der
gewesen und überhaupt, die Nürnberger Verteidigung habe stark
gestanden, "das war ganz schön schwer, überhaupt vors Tor zu kommen".
Die Serie, meinte die Nummer 6, werde wohl immer eng bleiben. Nürnberg
dürfe man nicht unterschätzen, das hätten die Adler auch nie getan.
"Der Druck lastet auf uns", betonte Butenschön gegenüber Hockeyweb,
"aber es ist herrlich, dass wir das erste Spiel gewonnen haben".
Trainer Teal Fowler erzählte, seine Nerven hätten an diesem Abend
gelitten, und wie. Dass die Adler Chancen um Chancen brauchten, um ein
Tor zu schießen, kommentierte er mit "Druck ist kein Garant für
Erfolg, aber wir müssen Druck machen, immer wieder". In der Defensive
müsse man beim nächsten Mal besser stehen, ergänzte Fowler. Und, das
sei ebenfalls wichtig, "wir müssen die Eisfläche größer machen". Sie
nutzen und sich nicht auf kleinem Raum verzetteln, meinte er damit. Die
Finalserie werde auch ein Duell der Torhüter, Pelletier gegen Labbe.
Vorteile sieht Fowler in der Kraft. Je länger die Finals dauerten,
desto mehr käme die Kondition der Adler zum Tragen. Man habe schon beim
ersten Spiel gesehen, dass Nürnberg versuche, mit langsamen Wechseln
etwa, Kraft zurückzugewinnen. Fowler: "Wir spielen anders als Hannover
und Düsseldorf."
Benoit Laporte, Tiger-Trainer, sprach vom großen Favoriten Mannheim,
man habe versucht, das Beste zu geben, zwei Tore durch Individualfehler
zugelassen, jetzt sehe man in Nürnberg weiter. Dann wartete er noch auf
den Schiedsrichter und stellte ihn zur Rede. Worüber, das erfuhr man
nicht, die Mannheimer Ordner blieben hart, Lauschen galt nicht: "Das
ist nicht für die Öffentlichkeit."
Allerdings war ohnehin leicht ersichtlich was den Nürnberger Coach
erzürnte, nämlich die umstrittene Strafe gegen Mapletoft in der
Verlängerung, die letztendlich die Partie entschied. Schiedsrichter
Schütz hatte eine Strafe gegen Mannheims Bouchard nach Foul an
Mapletoft angezeigt, aber trotz Puckberührung der Adler nicht
abgepfiffen. Im Fallen soll dann Mapletoft ebenfalls gefoult haben.
Eine völlig unverständliche Hinausstellung, - wie die Fernsehbilder
zeigten - die den Ice Tigers ein mögliches Powerplay raubte. Zudem fiel
während Bouchard und Mapletoft auf der Strafbank weilten der Mannheimer
Siegtreffer.
Angelika von Bülow