Adler: Körperlos in die Schlappe
Klare Worte bei den AdlernDas
nennt man Optimismus: Wenn ein Trainer beim Stand von 2:5 in der 59. Minute den
Goalie rausnimmt. So geschehen beim Spiel der Adler Mannheim gegen die Ice
Tigers aus Nürnberg. Verzweiflungstat oder Überzeugung, das ist hier die Frage.
Tatsächlich brachte es noch ein Tor für Mannheim, Kosmetik in einem ansonsten
über weite Strecken verfahrenen Spiel, das die Adler vom ersten Drittel an auf
der Verlierstraße sah. Woran es lag, versuchte der Coach zu erklären: "Wir
müssen dahin gehen wo es weh tut." Und zwar mit Körpereinsatz, aber ohne
dafür auf der Strafbank zu landen. Dort saßen die Adler in diesem Spiel zu oft,
24 Minuten, dann waren sie heftig zur Sache gegangen (manchmal übrigens auch
nicht, da hatte der Schieri nicht so ganz richtig hingeguckt), den Rest der
Zeit schwebten sie körperlos neben den Gegnern her. Die Nürnberger hingegen
gingen zur Sache, mit Körpereinsatz und gefährlich. Auch sie saßen 24 Minuten
in der Kühlbox, bloß hatte es bei ihnen nicht die Auswirkung wie bei den
Adlern.
Eigentlich
wartete man drei Drittel lang darauf, dass der Knoten bei den Hausherren
platzen möchte. Er tat es nicht, da half kein Führungstreffer der Nürnberger,
da half kein eigenes Tor, viel zu wenig lief zusammen, so dass anschließend
einige Fans von "einem grausamen Spiel" sprachen und leicht betreten
nach Hause schlichen. Allerdings, auch das ein Tenor, passiert sei passiert,
das könne vorkommen, Hauptsache, das Team fange sich wieder und zwar bald.
Im Kabinengang der Adler herrschte Stille. Auch Greg Poss brauchte lange, bis
er aus der Kabine zur Pressekonferenz kam. Er grautlierte Benoit Laporte. Und
der zeigte seinen Stolz auf sein Team, das ohne fünf Verletzte angetreten war.
"Wir haben unsere Torchancen genützt," betonte der Gästecoach.
"Und wir sind glücklich, dass wir den Favoriten geschlagen haben."
Des einen Glück, des anderen Leid. Greg Poss hielt sich aufrecht, aber
innerlich mag es gebrodelt haben. "Wir müssen mehr ins Spiel
investieren," führte er an und auch, "Eishockey muss man sich
erarbeiten und nicht nur versuchen, schön zu spielen."
Tomas Martinec, wollte, auf die Leistung des Schiedsrichters angesprochen,
nichts beschönigen: "Wir haben verloren, das kann man nicht auf den
Schieri schieben, wir haben zu viele Strafminuten kassiert." Ihm selber,
sagte Tomas ginge es gesundheitsmäßig gut, "bis auf das Ergebnis."
Stefan Schauer freute sich für sein Team: "Wir haben Aggressivität und
Einsatz gezeigt. Bei so schnellen Spielen ist der Biss wichtig und den hatten
wir." Beim letzten Mal, da habe es in der Verteidigung nicht so
richtig gestimmt, "diesmal waren wir defensiv stark." Außerdem,
verriet der Bayer lächelnd, "hatten wir die Motivation pur. Die
Niederlagen wollten wir nicht auf uns sitzen lassen."
Bis 2010 hat Schauer, Jahrgang 83, einen Vertrag in Nürnberg. Der ehemalige
Riesserseer freut sich, dass die Ice Tigers und die Garmisch-Partenkirchner
eine Kooperation eingegangen sind. "Im Pokalspiel hatten wir zwei
Verteidiger von Riessersee dabei und bei den Saisonvorbereitungen konnten
Riesserseer mittrainieren." Er freut sich über diese Möglichkeiten für
seinen alten Verein, "da rückt die DEL doch näher an
Garmisch-Partenkirchen heran." Die jungen Spieler würden sehen, "dass
hier auch nur mit Wasser gekocht wird, aber vor allem sehen sie, was sie an
sich verbessern müssen, um hoch zu kommen."
Er selber hat einst nur sieben Spiele in der Riesserseer DNL-Mannschaft
bestritten, aber er kommt aus den Jahrgängen, bei denen die Oberbayern noch
glänzen konnten. Kink, Mayr, Hinterstocker, Maurer sind nur vier Namen von
vielen, die damals aus der Riesserseer Talentschmiede kamen. Danach, das weiß
auch Schauer, wurde es ruhiger, die Breite fehlte im Nachwuchs. Gerade in
Zeiten, in denen andere Clubs immer professioneller würden in ihrer
Nachwuchsarbeit. Allerdings, das sagt Schauer mit Überzeugung, habe er das
Gefühl, sein alter Verein komme wieder in die Gänge, unter anderem mit Jürgen
Rumrich, der die DNL-Jungs trainiert. Er hat von Peter Gailer übernommen, der einst
mit der Ersten Mannschaft des SCR in der Zweiten Liga ungeahnte Erfolge einfuhr
und Vizemeister wurde. Gailer schaffte es, während um ihn herum alles im Verein
zusammenbrach, sportliche Höhenflüge zu initiieren, die unglaublich waren.
Schauer ist nicht bange um den SCR, natürlich sagt er, würde es ein paar Jahre dauern,
bis sich die neuen Erfolge zeigten.
Thomas Pielmeier, einst Jungadler mit Lizenz für die DEL, ist froh, Richtung
Nürnberg abgewandert zu sein. "Das war der richtige Schritt," sagt Pielmeier,
"vor allem wenn ich schaue, wo heute Fabio, Sachar und Markus Kink
sind." Die spielten in Heilbronn. "Das ist traurig," betonte
Pielmeier und übte Kritik an dieser Entscheidung. Und ein Fan fügte an:
"Wenn nach dieser Entscheidung wenigstens ein überzeugender Sieg herausgekommen
wäre, aber so…."
Bei
einem Thema standen sie alle zusammen, die Fans, die Spieler beider Teams,
Trainer und Management: Wenn es um Robert Müller geht. Allen voran heute die
Fans von den Clubs "Die Härdschde" und "Playoffgsichter".
Sie sammelten auf einer Riesenrolle Genesungswünsche für den kranken Goalie.
Auf dem Stehplatz war ein großes Transparent gespannt "Kämpfen, Robert,
kämpfen" und auch im Internet haben sich Unzählige eingetragen mit Genesungswünschen.
Nicht nur Mannheimer, auch von auswärts zeigen Fans Betroffenheit. Was wieder
eimmal Eishockeyfans auszeichnet, sie fühlen mit, egal welchem Verein sie
angehören.
Das gilt auch für die Spieler. Fans, die im Sonderzug mit Cracks geredet
hatten, erzählten, dass in der Kabine kein einziger sei, der nicht mit den
Gedanken bei Robert wäre und litte unter der Situation des Bayern, der nicht
nur sportlich, sondern auch menschlich ein Vorbild ist.
Die Adler halten fest an ihrer Aussage, dass es alleine Jenny und Robert Müller
überlassen bleiben soll, wann sie an die Öffentlichkeit gehen. Bis dahin mag es
Gerüchte geben, vor allem aber gibt es unzählige gute Wünsche für den Menschen
Robert Müller.
Angelika von Bülow