Adler: Keine 20 Mann an Bord
Klare Worte bei den Adlern"Wir brauchen", sagte Adler-Chefcoach Stephane Richer leicht frustriert nach
Ende des Spiels gegen die Krefelder Pinguine, das Mannheim nach
Penalty-Schießen mit 1:2 verloren hatte, 20 Leute, die spielen, das hatten
wir diesmal nicht". Und weniger würden nicht ausreichen für Siege, so
einfach sei das nun mal.
Das Gute: Es ging schnell, wenig Strafzeiten, nur ein Penalty-Durchgang,
schmerzlos war es indes nicht. Denn die 4200 Fans, die im Friedrichspark die
Wacht hielten, hatten nach dem Spiel gegen Köln, das tatsächlich
Eishockey-Leidenschaft vermittelte, mehr erwartet. Vermeintlich lustlos
plätscherte man indes vor sich hin, ließ sich von den Pinguinen mehr als
einmal den Schneid abkaufen und stand auch noch einem Fels namens Robert
Müller in der Brandung entgegen. Zu wenig lief zusammen und beim
Penaltyschießen durfte man sich zumindest wundern, warum die Krefelder
antäuschten und versuchten, Passmore auszutricksen, während die Adler meist
kerzengerade auf Müller zurannten. Den Anfang hatte übrigens Fabio Carciola
gemacht. "Im Training hat er immer getroffen", erklärte Richer, "und
außerdem muss man mal abwechseln mit der Reihenfolge". Fabio blieb in guter
Gesellschaft, auch seine Kollegen schafften es nicht, den Puck an Robert
Müller vorbeizumogeln. Müller übrigens freute sich herzerfrischend nach dem
Sieg der Pinguine, für ihn muss es jedesmal eine Genugtuung sein, an seiner
alten Wirkungsstätte die Nase vorn zu haben.
Steve Passmore spielte gut, ärgerte sich zwischendurch mächtig, zum einen
über das Tor, das ihm Herperger ins Netz fetzte, aber wohl auch über seine
Vordermannschaft, die bisweilen gewaltig den Überblick verlor und ins
Schwimmen geriet. Dem Goalie merkt man auf jeden Fall an, dass er mit dem
Herzen bei der Sache ist. Durchaus wohltuend in Zeiten wie diesen.
Irgendwie, meinte Richer später, "kann man wenig über dieses Spiel sagen.
Wir haben nicht schlecht gespielt, aber auch nicht gut, einfach flach
irgendwie". Und weiter: "Es war einfach nicht genug. Gegen Köln haben wir
mit 20 Mann gespielt, heute nicht. Es geht aber nur, wenn alle spielen." Nur
körperlich anwesend zu sein, das reiche halt einfach nicht. Steve Kelly
dürfte solch ein Fall sein. Der ist, wie Fans ihm bestätigen, bisweilen
genial, aber manchmal scheint es, als würde er die Liga nicht richtig ernst
nehmen. Denn, wenn er möchte, kann er aufdrehen, dass es eine Freude ist.
Richer war der Einsatz an diesem Abend zu wenig. Großes Lob hingegen für
Leute wie Rene Corbet oder Frankie Groleau, die seien immer voll dabei,
würden sich abkämpfen, so solle es sein. Den oftmals gescholtenen Butenschön
nimmt der Coach übrigens ausdrücklich in Schutz. Der sei in den letzten
Spielen immer sicherer gewesen, deshalb werde er auch in
Unterzahlsituationen verstärkt eingesetzt. "Mit ihm bin ich zufrieden",
meinte Richer zu Hockeyweb.
Bob Leslie lobte seine Pinguine, er sei stolz auf dieses Team, freue sich
über den Gewinn in Mannheim, denn schließlich habe Mannheim eine tolle
Mannschaft. Was ja irgendwie auch stimmt. Warum nur, wurde in Fan-Kreisen
diskutiert, kann sie das nicht immer sein. "Das war unser Problem vom ersten
Spiel an", hatte Richer in die Runde geworfen, "die bringen eine
Top-Leistung und zwei Tage später sieht man eine komplett andere
Mannschaft". Und die Experten im VIP oder Penalty-Club wunderten sich
gewaltig, dass es ja eigentlich gar nicht am Einkaufen liegen kann. Denn die
Cracks könnten ja spielen. Das bewiesen sie leider oftmals erst wieder, wenn
sie aus Mannheim weg wären. Klaus Kathan etwa, der schlage blendend ein und
hinkte in Mannheim häufig seiner Form hinterher. Oder Stefan Ustorf,
Beispiele gibt es viele von Spielern, die nach Mannheim geholt wurden als
Stars und dann ganz schnell in eine Flaute gerieten. Woran es liegt? Das
weiß anscheinend im Moment keiner so genau. Gefrustet sind sie irgendwie
alle. Nach Köln war man so voller Hoffnung gewesen, jetzt gähnte man sich
wieder durchs Spiel. Aber, wer weiß, nächste Woche kommen die Eisbären, es
könnte durchaus sein, dass Kelly und Co dann wieder putzmunter sind und
Genie aufblitzen lassen. Wenn man es nur vorherahnen könnte, man würde sich
diese Spiele aussuchen und die anderen sausen lassen. So aber macht die
Mannschaft es spannend, ob sie als Klassenprimus oder als Rüpel von der
letzten Bank auftritt. (Angelika von Bülow)