Adler kämpfen Lions nieder - Matchball nach 3:1-Sieg

Die Adler im Höhenflug und noch nicht einmal wütende Frankfurter Löwen
können sie stoppen. Mannheims Fans im Freudentaumel im alten
Friedrichspark, der einmal mehr in seinen Festen bebte. Blau-weiß-rote
Fahnen allerorten, die Adler und die Supporter Crew hatten sie
verteilt. Außerdem eine Mannschaft, die alles gab, die so spielte, als
wollte sie zumindest ein wenig Wiedergutmachung für die Vorrunde
betreiben. Wobei Gesellschafter Daniel Hopp derzeit das Wort Vorrunde
nicht mehr hören kann. "Die ist mir im Moment wirklich egal, es zählen
jetzt die Playoffs und da stehen wir alle zusammen", meinte er
gegenüber Hockeyweb, räumt aber gleichwohl ein, "dass man nach der
Saison sehr wohl über die Vorrunde reden kann." Doch erstmal überwog
die Freude auch beim Gesellschafter, der genug Tiefen in dieser
Spielzeit miterleben
musste. Hopp sieht die Chancen auf eine Finalteilnahme gut: "Wir müssen
noch
ein Spiel gewinnen, Frankfurt drei, also haben wir rechnerisch eine bessere
Chance."
Und wie stehen die Chancen auf eine Verlängerung von Super-Goalie
Cristobal Huet, einem Ausnahmetorwart, den Marcus Kuhl schon seit
Jahren nach Mannheim holen wollte. Hopp: "Er hat einen Vertrag in
Montreal, aber natürlich werden wir Gespräche mit ihm führen." Huet zu
Hockeyweb gleich im Anschluss an das Spiel: "Ich gehe auf jeden Fall in
die NHL zurück, sobald sie wieder spielt. Das ist meine letzte Chance
dort und ich will sie nutzen." Er schloss nicht aus, wieder einmal nach
Mannheim zurückzukehren, aber nicht sofort. Und er bat die Fans, die
ihm ans Herz gewachsen sind, um Verständnis für diese Entscheidung, die
wohl kein Sportler anders treffen könnte, wenn sich ihm diese
Möglichkeit bietet. Erstmal aber, da will Huet alles geben für die
Adler. Er freut sich, dass aus dem Team endlich eine Mannschaft
geworden ist, er findet die Stimmung, die Fans zum Eis überspringen
lassen hervorragend und der wird sich bis zur letzten Spielminute
dieser Saison mit allen Kräften für die Adler einsetzen.
Das Spiel hatte Huet zu dieser Zeit schon mitentschieden. Er machte
einmal mehr den Unterschied aus, stand wie ein Fels in der Brandung,
hielt, was
eigentlich nicht zu halten war, schien keine Sekunde unsicher zu sein
und brachte wütend anstürmende Lions zur schieren Verzweiflung. Er
selber winkte
allerdings bescheiden ab: "Die ganze Mannschaft war gut, ich konnte mich
auf
die Verteidigung verlassen."
Und tatsächlich gingen die Jungs auch dorthin, wo es weh tat, warfen sich
in Schüsse aufs Eis, kämpften bis zum Umfallen, gaben keinen Zentimeter
einfach auf. Wobei die Löwen ihnen in nichts nachstanden, Rich Chernomaz
Team ist zweifelsohne eines der engagiertesten überhaupt. Für die Fans ein
großer Nachmittag mit zwei Mannschaften, von denen die Adler im
Unterzahlspiel, in der Überzahl und im Tor vielleicht etwas überlegen
waren.
Welch Triumph, gegen den alten Rivalen, der in der Vorrunde jedesmal
überzeugend gewonnen hatte, nun Siege zu liefern. Trainer Stephane Richer war
stolz
auf seine Mannschaft: "Die Frankfurter sind so wie in der Vorrunde, aber
wir
haben uns geändert, wir sind endlich ein Team."
In der sechsten Minute schoss Edgerton die Adler in Front. Edgerton,
der zu jenen gehört, die eine ganze Saison geackert haben. In der 22.
Minute war es einmal mehr Jochen Hecht, der traf. Den Anschluss
schaffte in der 27. Minute Joe Murphy, bevor in der 35. Minute Yannick
Tremblay für Mannheim traf. Auch Tremblay und Groleau zeigten übrigens
in diesem Spiel, dass ihre Kondition schier unerschöpflich ist, beide
haben in keiner Begegnung die Saison die Flügel hängen lassen, sie
waren immer zur Stelle.
8200 Zuschauer waren aus dem Häuschen, feierten ihre Helden. Auch ein
Besucher aus Garmisch-Partenkirchen, der dem SC Riessersee und der Familie
Kink - von dort kam einst der junge Spieler, der sich mit seinem
Einsatz in die Herzen der Fans gekämpft hat - war beeindruckt: "Die
Mannheimer waren große Klasse, was haben die bloß in der Vorrunde
gemacht." Ja, das fragen sich viele, aber man sollte es im Moment mit
Daniel Hopp halten. Erstmal die Playoffs genießen und später
analysieren, der alte Friedrichspark, die Fans und alle Spieler, die
immer auf dem Posten waren, haben es sich verdient.
Rich Chernomaz hatte ein gutes Spiel für die Fans gesehen, die besseren
Karten für Mannheim in Unter- und Überzahl und in Cristobal Huet
ausgemacht. Aber er kündigte auch harte Gegenwehr am Donnerstag an:
"Wir haben nichts mehr zu verlieren." Aber noch einiges zu gewinnen,
das wissen die Frankfurter sehr wohl. Und das weiß auch Stephane
Richer, der vorsichtshalber mal verkündete, dass die Serie wohl noch
dauern werde. Aber, das fügte er gleich an, man werde wieder kämpfen
bis zum Umfallen, das Team habe jetzt verinnerlicht, was er seit
Monaten gepredigt habe. Richer im Glück, denn auch die Fans sind wieder
da: "Das ist der alte Friedrichspark", strahlte er, die neuen Cracks
seien hoch erstaunt, wie toll die Stimmung sein könne und sie wollten
etwas zurückgeben. Ach, meinte Richer noch, "es macht einfach Spaß in
den Playoffs zu spielen".
Das sagt auch der junge Philip Schlager, einst Jungadler, der bereits zum
sechsten Mal mit von der Partie war. Als er um Weihnachten herum dabei war,
sei vieles noch anders gewesen, räumte er ein, das Team habe jetzt den
unbedingten Siegeswillen, man habe ihn bestens aufgenommen und er setze
sich mit aller Kraft ein. Dass er nicht zu groß sei, sieht Schlager
nicht als Nachteil, "Edgerton ist auch nicht groß und trotzdem ein
Klasse Spieler". Für Frankfurt meinte Schlager: "Man kann sich auf
alles gefasst machen, das wird hart."
Das kündigt auch Lions-Manager Lance Nethery an. Alles geben und gewinnen,
lautet seine Devise. Einer der besten in seinem Team, Jason Young hätte
eigentlich gar nicht spielen dürfen, räumte er ein. Der habe sich übergeben,
litte wohl an einer Gehirnerschütterung nach einem Stockcheck von
Butenschön, den der Schiedsrichter in Frankfurt im ersten Spiel der
Serie nicht geahndet hatte, "obwohl er direkt daneben stand". Young war
übrigens einer der Besten auf dem Eis, trotz des Handicaps. "Jetzt
haben wir drei Tage zur Erholung", meinte Nethery, "und dann geht es
wieder los. Am Donnerstag wollen wir gewinnen und wir werden alles
dafür tun".
In Mannheim werden ab morgen früh um 9 Uhr Karten verkauft. Ticketmanager
Alexander Dukal kündigte an, dass die fürs nächste Heimspiel sein
werden, egal, welches es ist. Entweder ein weiteres gegen die Lions
oder ein Finalspiel. Ohne Aufpreis im übrigen. Geschäftsführer Matthias
Binder soll dafür grünes Licht gegeben haben. Eine gute Geste dem
Anhang gegenüber, der genug leiden musste in einer Vorrunde, über die
man im Moment zwar nicht spricht, die aber auch nicht weggewischt
werden kann. Die Adler bemühen sich nach Kräften, ein versöhnliches
Ende zu erreichen.
Eine traurige Begebenheit teilte Stadionsprecher Udo Scholz zu Beginn des
Spieles mit: Ein treuer Sitzplatzfan aus dem B-Block hatte sich beim
Spiel in Frankfurt derart aufgeregt, dass er einen Herzinfarkt erlitt
und daran starb. Die Zuschauer im Friedrichspark gedachten seiner,
Lions und Adler in höflicher Stille.
(Angelika von Bülow)
Adler Mannheim – Frankfurt Lions 3:1 (1:0/2:1/0:0)
Tore:
1:0 (5:49) Edgerton
(Podollan/Kelly)
2:0 (21:48) Hecht (Tremblay/Corbet) 5-3
2:1
(26:41) Murphy (Sulkovsky/Kohmann)
3:1 (34:53) Tremblay (Kelly/Hecht)
5-4
Strafen: Mannheim 34 – Frankfurt 20
Schiedsrichter: Schütz
Zuschauer: 8200