Adler: Jetzt zählen nur noch die Punkte
Klare Worte bei den AdlernFür die Mannheimer Adler ist
derzeit klar: Es zählen erstmal nur noch die Punkte. Und drei davon gab es beim
4:2-Heimsieg gegen die Füchse aus Duisburg. Wobei man anmerken muss, dass die Gäste
in Folge von Verletzungspech und Sperren sehr dezimiert antraten. Frankie
Groleau: "Wir hatten ja nur noch ein halbes Team, drei Jungs waren im
Einsatz, die vorher noch nie DEL gespielt hatten."
Apropos Groleau, den Frankokanadier haben die Mannheimer Fans nach wie vor ins
Herz geschlossen, sie begrüßen ihn, einige feierten sogar einen Assist von ihm
(was anderen eindeutig zu weit ging) und er musste zum Abschluss auch noch die
Welle machen. Groleau zu Hockeyweb: "Das ist herzerwärmend und bringt jede
Menge gute Erinnerungen zurück." Die Mannheimer haben nie vergessen, mit
welchem Einsatz der Spieler jahrelang in blau-weiß-roter Montur kämpfte.
Bepackt mit Weihnachtsgaben bahnte er sich den Weg zum Bus, nicht ohne vorher
einer besonders treuen Freundin, die zwischenzeitlich bedauerlicherweise im
Rollstuhl gelandet ist, alles Gute zu wünschen.
Das Spiel sah mit Tempo spielende Adler im ersten Drittel, da hätten noch mehr
Tore fallen können. So blieb es beim 1:0 in der vierten Minute durch Ullmann
und dem 2:0 in der achten Minute durch Edgerton. Munteres Scheibenschießen
bisweilen auf Patrick Ehelechners Tor, der Schlimmeres für seine Füchse
verhinderte.
Im zweiten und dritten Drittel eine eher zerfahrene Begegnung, die
Adler riefen ihr Potential nicht mehr ab wie in den ersten 20 Minuten,
aber es reichte zu einem Sieg. In der 27. Minute hatte Blank getroffen
zum 3:0, bedient worden war der Youngster, der eine hervorragende
Saison spielt, von Arendt und Carter. In der 32. Minute erzielte Bader
den Anschlusstreffer zum 3:1, bevor die Adler in der 35. Minute durch
Corbet wieder den alten Vorsprung herstellten bei einem 5:3
Überzahlspiel. In der 39. Minute stellte Henrich den Endstand von
4:2 her. Bedient worden war er von Groleau.
Gästetrainer Dieter Hegen betonte, dass der Sieg für Mannheim in Ordnung
gegangen sei, mehr wäre bei seinem dezimierten Team einfach nicht drin gewesen.
Für Stephane Richer war es ein "wichtiger Sieg", im ersten Drittel
war er auch zufrieden mit der Mannschaftsleistung, danach habe er mehr Tempo
vermisst. Jetzt müssten Auswärts-Siege her, betonte der Coach.
Die fordert auch Adler-Geschäftsführer Matthias Binder. Mit dem Spiel
war er bedingt zufrieden, im ersten Drittel, kritisierte er, hätten
mehr Adler-Tore fallen müssen. "Im zweiten und dritten Drittel haben
sie dann aufgehört zu spielen." Man habe sich unnötigerweise noch
in Gefahr in einer Begegnung gebracht, die eigentlich hoch hätte
gewonnen werden müssen, kritisierte der Geschäftsführer. Die Situation
derzeit sieht er als "bedeutend prekärer" an als die letztjährige.
"Damals hat doch keiner bezweifelt, dass wir in die Play Offs kommen,
das ist diesmal anders." Am Trainer solle aber derzeit nichts geändert
werden, betont Binder, "aber wir müssen von Spiel zu Spiel weitersehen".
Sportmanager Marcus Kuhl steht hinter Stephane Richer, "ich wünsche ihm,
dass das Team die nächsten Spiele gewinnt", sagt Kuhl, der sehr wohl weiß,
dass schon häufiger Murren laut wurde über die Leistung der Mannschaft.
Trotzdem hält er Richer die Stange, ist überzeugt davon, dass der Coach alles
gibt. Zwei Siege vor dem Frankfurt-Spiel am kommenden Sonntag, bei dem Ex-Adler
und Neu-Löwe Steve Kelly mit Sicherheit zur Hochform auffahren wird, stehen auf
der vorweihnachtlichen Wunschliste.
Auch bei Kapitän Devin Edgerton, der sich die derzeitige Situation so zu Herzen
nimmt, dass er auch im privaten Umfeld kaum ansprechbar ist.
Edgerton: "Ich habe so viel erlebt mit dieser Organisation, ich hänge so
an den Adlern, da kann ich so ein Tief einfach nicht locker nehmen, das geht
nicht." In Berlin sah er gutes Eishockey, nicht über die ganze Strecke,
gegen Ingolstadt habe man gewonnen, "wir wissen, wir können es, aber wir
wissen nicht, woran es liegt, dass es uns nicht die ganze Zeit gelingt, dieses
Potential abzurufen". Der Kapitän dankt Coach Stephane Richer, der trotz allen Drucks, der auf
ihm laste, immer wieder versuche, eine positive Stimmung in der Kabine zu
erzielen. "An Stephane liegt es bestimmt nicht, wenn es nicht rund läuft",
ist sich Edgerton sicher. "Wir versuchen zu gewinnen, wir gehen weiter von
Spiel zu Spiel", sagt er und will unbedingt die Punkte auswärts holen,
bevor es gegen die Lions geht.
Angelika von Bülow