Adler gegen Ice Tigers: Spannung bis zur letzten Sekunde

Nichts für schwache Nerven war der Eishockey-Krimi, den sich 6500 Zuschauer
im Mannheimer Friedrichspark ansahen. Die Adler hatten zum Schluss die Nase
vorn und siegten mit 4:3 gegen die Ice Tigers.
Ein gutes Omen zum Beginn: Die MERC-Junioren haben soeben den Aufstieg in
die Bundesliga geschafft. Entsprechend groß die Freude der Jungs um Trainer
Tamfal. Die Adler-Fans bejubelten die siegreichen Youngster natürlich
ausgiebig. Noch einen weiteren Grund zum Feiern gibt es: Die Jungadler haben
das erste Final-Spiel der Deutschen Nachwuchs Liga gewonnen und treten am
Samstag um 17 Uhr zur zweiten Begegnung gegen die Eisbären Juniors im
Mannheimer Friedrichspark an. Bei freiem Eintritt hoffen Helmut de Raaf und
Frank Fischöder, die beiden Trainer des Teams auf viele Zuschauer, auch
wenn die "alten" Adler zur selben Zeit in Nürnberg antreten.
Aprops Nürnberg: Die Ice Tigers zeigten Moral bis zum Schluss, rissen sich
die Beine aus, um letztendlich eine Verlängerung zu erzwingen, hatten den
Ausgleich mehrfach auf dem Schläger im dritten Drittel. Doch die Adler
schafften es, gewannen das vierte Spiel der Serie und brauchen jetzt noch
einen Sieg, um in die nächste Runde zu kommen.
Erstaunlich, wie gut die Cracks spielen können, wenn sie wollen. Wobei
wieder einmal auffiel, dass am besten diejenigen sind, die schon immer
Einsatz zeigten: Corbet, Groleau, Hecht, Ullmann oder Pyka, Edgerton, Bakos
oder Kink. Natürlich Carciola und Schütz und heute auch der junge Philip
Schlager, der sogar einen Assist beisteuerte. Huet ist an sich Extraklasse.
Wenn die Saison vorüber ist, wird man sich fragen lassen, woran es lag, dass
die Vorrunde so enttäuschend lief. Eine Analyse scheint unumgänglich, um in
der neuen Arena den Funken überspringen zu lassen. Denn, egal, wie sehr die
Fans sich jetzt auch freuen über gute Leistungen und Kampf: Die Magerkost
von vorher dreht ihnen immer noch den Magen um. So etwas kann man nicht im
Handstreich wieder gut machen. Und wenn einer vor laufenden Fernsehkameras
behauptet, wenn man fest auf dem sechsten Platz säße, dann wäre ein Team
schwer zu motivieren, dem möchte man entgegenhalten, dass er zwischendurch
ein paar Spiele selig geschlummert haben muss, es gab durchaus die
Möglichkeit, höher zu kommen.
Aber zurück in die Gegenwart und die zeigte Adler, die sehr wohl wussten, wie
man Eishockey spielt, die kämpften und schöne Züge zeigten und ganz
eindeutig gewinnen wollten. Das erste Tor der Nürnberger steckten sie weg,
schossen dann selber eins, dachten, es würde nicht gegeben, freuten sich,
als es doch eins war. Kurzzeitige Verwirrung auf dem Eis und auf den Rängen.
Hecht hatte in Unterzahl getroffen. Podollan schoss das 2:1, der Junge ist
erstaunlich, hatte man vorher oftmals den Eindruck gehabt, sein Zenit läge
irgendwo in sehr weiter Ferne und er befände sich seit längerem auf dem
Abstieg in dunkle Täler, so wacht er zunehmend auf und ist einer der
Leistungsträger. Andrerseits: Wenn nicht jetzt, wann dann denn noch?
Hecht schoss das dritte Tor der Adler im ersten Drittel, schön, dass
Schlager einen Assist dazu geliefert hatte.
Das zweite Drittel plätscherte ein wenig vor sich hin, die Adler luden die
Nürnberg nahezu zum Tore schießen ein. Tomik schaffte auch prompt den
Anschlusstreffer. Anschließend schöne Chancen für die Adler,
brandgefährliche Konter der Ice Tigers, aber keine Resultatsveränderung. Die
ergab sich erst in Drittel drei, als die Adler wieder zu spät aufwachten.
Huet warf mit einem Puck, eine lange Verzögerung schloss sich an, gut für
die Adler, schlecht für Nürnberg, das gerade einen guten Lauf hatte. Dann
wurde es erneut verwirrend: Ein Adler auf die Strafbank und wieder zurück,
Healey ging ohne ersichtlichen Grund raus, ein anderer nahm auf der Strafbank
Platz, auf dem Eis aber spielten fünf Adler. Auf jeden Fall stand es 3:3,
das zumindest stand felsenfest. Tremblay schaffte in der Mitte des Drittels
das 4:3, ein Nürnberger Treffer wurde nicht gegeben, weil vorher abgepfiffen
worden war. Die Ice Tigers warfen nun alle Mann nach vorne, vor allem der
Ex-Adler Tomas Martinec versuchte alles, um den Ausgleich zu schaffen. Huet
jedoch hielt untadelig und wurde später von Adler-Coach Stephane Richer
gelobt: "Er hat heute den Unterschied gemacht." Einige Nürnberger Spieler
gingen wütend vom Eis, fühlten sich vom Schiedsrichter benachteiligt.
Trainer Greg Poss behielt vor der Presse jedoch die Ruhe. Das sei ein sehr
gutes, knappes Spiel gewesen, konstatiert er, sein Team habe drei unnötige
Fehler gemacht, die zu drei Toren des Gegners geführt hätten. Gut fand er
die kämpferische Einstellung seiner Truppe.
Stephane Richer auf der Gegenseite freute sich für die Zuschauer, die so
viel Spannung erleben konnten. Die Adler seien bisweilen ein wenig nervös
gewesen, Huet fand er überragend, "die ganze Saison über". Richer: "Die
Serie steht jetzt 3:1 und es geht weiter." Das weiß auch Greg Poss, der am
Samstag alles auf eine Karte setzen wird. Es ist seine letzte Chance, die
Runde doch noch zu drehen. (Angelika von Bülow)