Adler feiern ihre Vizemeister - Groleau muss gehen
Klare Worte bei den AdlernEin versöhnliches Ende fand die Saison im Mannheimer Eisstadion. An die 3000
Fans feierten ihre Mannschaft, pfiffen auch jene nicht aus, auf die sie nicht
gut zu sprechen sind und zeigten damit, dass sie auf Seiten der Adler stehen,
durch dick und dünn.
Traditionell ist der Empfang im Rathaus, wo Oberbürgermeister
Gerhard Widder und die zwei Bürgermeister Rolf Schmidt und Dr. Peter
Kurz in Anwesenheit von Ehrengästen, der Mannschaft dankte für den
Vizetitel. Das Stadtoberhaupt sprach zwar auch die verkorkste Vorrunde
an, erwähnte aber vor allem den großen Kampf in den Play Offs. Dass er
Jochen Hecht versehentlich als "Trainer" bezeichnete, amüsierte die
Gäste, doch, wer weiß, auch Stephane Richer stand an dieser Stelle als
Crack und ist nun Headcoach.
Die Stimmung war auch im Team gut, Markus Kink erzählte, wie sehr er
sich auf Garmisch-Partenkirchen freut, wo seine Familie wohnt, Michael
Bakos, vom Trainer in einem Gespräch besonders gelobt, strahlte und
verschenkte später seine 1,5 Liter Sekt, die alle Cracks von der Stadt
bekommen hatten. Hinter der Bühne wurde gefrotzelt und vor allem die
Jungen im Team hatten ihren Spaß. Einer allerdings war den ganzen Tag
den Tränen nahe: Frankie Groleau, seit fünf Jahren ein Adler, hatte
beim Nachfragen erfahren, dass er keinen Vertrag mehr erhalten wird.
"Sie hätten es mir früher sagen sollen", meinte er und auch "dass man
mir vorwirft, zu defensiv zu spielen. Ich kann ja offensiv verteidigen,
aber das wollte man in Mannheim ja nie von mir", klagte er. Auch auf
der Bühne hatte der Frankokanadier Mühe, seine Tränen zurückzuhalten.
Schließlich wussten die Fans noch nicht, dass dies den Abschied
bedeutete. Beim Interview mit zwei Sportreportern allerdings kullerten
die Tränen dann doch ein wenig.
Stephane Richer, der Überbringer der schlechten Nachricht, war ganz
offensichtlich nicht wohl in seiner Haut, er ist mit Groleau und seiner Familie
befreundet und er mag in diesem Falle verflucht haben, dass er jetzt auf der
anderen Seite steht. Früher, als Spieler, da ging es ihm ja auch wie Groleau,
nun musste er Entscheidungen treffen. "Die können richtig oder falsch
sein", sagte er Hockeyweb, "das weiß man oft erst nachher, aber sie müssen
getroffen werden". Sven Butenschön soll Groleau vorgezogen worden sein.
"50:50 steht es, dass Sven bleibt", meinte Richer.
Steve Kellys Tage in der Kurpfalz sind wohl gezählt. Man hat, so heißt es aus
Adler-Kreisen entschieden, ihn lieber auszubezahlen als ihn zu behalten. Der
Spieler war sichtlich nervös, als er auf die Bühne musste. Die Ex-Jungadler
machten noch Unsinn mit ihm an der Treppe, dann ging der Crack vors Publikum.
Und das erwies sich als fair, es zollte ihm Applaus. Sascha Goc mag Kelly als
Mensch übrigens ausgesprochen gerne: "Einer der nettesten, die ich kenne,
er ist sowas von hilfsbereit." Auf dem Eis sei er halt total anders, Goc
hat mit ihm zusammengespielt in Nordamerika, dort habe Kelly alles für sein
Team gegeben. Michael Bakos könnte sich vorstellen, dass Kelly, wenn er bliebe,
in der kommenden Saison ganz anders, viel mannschaftstauglicher, spielen würde.
"Manche Cracks", sinnierte Sascha Goc, "haben hier erstmal die
totalen Umstellungsschwierigkeiten."
Stadionsprecher Udo Scholz blieb es überlassen, den ganzen Abend zu gestalten,
die Offiziellen hielten sich im Hintergrund. Im Gegensatz zu früheren Feten
verschwanden viele Cracks gleich nachdem sie von der Bühne zurückgekommen
waren. Cristobal Huet umarmte noch einmal Sascha Goc und wünschte sich, dass
man einander bald wiedersehen möge. Devin Edgerton, mit längeren Haaren, war
auf Dauersuche nach seinen Kindern. Mike Rosati, leicht gedämpft in seiner
Stimmung, hielt Zwiesprache mit einigen Cracks. Und Anders Olsson, der
schwedische Co-Coach, der von den Jungadlern kam, half beim Einsatz für die Bühne.
Christoph Ullmann, der eine super Saison gespielt hat, versuchte Sascha
Goc vor den Fragen einer Journalistin zu retten, indem er wichtige
Angelegenheiten vorschob. Pech nur, dass Goc selber dieses Interview zu
diesem Zeitpunkt angeregt hatte, was für Lacher sorgte. Danny aus den
Birken hielt sich fest an Mezzomix. Er wird nächste Saison wieder in
Mannheim auflaufen, wie man hört, als feste Nummer zwei hinter einem
neuen Goalie. Weg werden vermutlich sein: Tripp, Podollan, Joseph,
(leider) Tremblay, den es wohl nach Übersee zieht, was einen herben
Verlust für die Adler bedeutet, Plante, Groleau, Passmore, Delmore,
Healey. Unsicher sollen sein Greilinger und Aab. Bei Sven Butenschön
steht, wie erwähnt, ebenfalls noch nicht fest, ob er bleibt oder geht.
Co-Trainer Mike Rosatis Verbleib muss noch geregelt werden. Die
Organisation könnte ihn, sollte er nicht an der Bande bleiben sollen,
beispielsweise ins Jungadler-Team einbauen, wo durch den Weggang Anders
Olssons bekanntermaßen eine Lücke entstanden ist. Jochen Hecht dürfte
wieder in Übersee auflaufen, was jammerschade ist für die Adler. Einen
Mann wie Hecht, der sich mit der Stadt identifiziert, der hier
großgeworden ist, der ein Ausnahmespieler ist und zudem noch ein
ungemein sympathischer Mensch, kann man eigentlich nicht ersetzen. Was
er geleistet hat in dieser Spielzeit, das wird ihm in Mannheim so
schnell keiner vergessen.
Insgesamt ein versöhnliches Ende für die Adler. Wie es der Oberbürgermeister
formulierte: "Dieses Publikum, eine Mannschaft, die kämpfen kann und die
neue Arena, das ist der Stoff, aus dem man Erfolgsgeschichten schreibt."
Stephane Richer hat seinen Vertrag in der Tasche, er kann jetzt neu aufbauen. (Angelika
von Bülow)