Adler (fast) wie gehabt: Niederlage gegen Augsburg

Ja, was will man da noch sagen: Die Mannheimer Adler sind wie eine launische Diva, mal
zeigen sie Klasse, dann mag man sie, dann zicken sie unerträglich. Und
letztendlich gibt es einfach nettere Zeitvertreibe, als sich diesen Launen
auszusetzen. Gegen Augsburger, die noch etwas zu gewinnen hatten, zeigten
die blau-weiß-roten Vögelchen zumindest manchmal das Aufblitzen von
Spielfreude, vor allem im ersten Drittel und ein klein wenig auch im
Dritten. Aber was nutzt es, wenn nach dem Ausgleich der Gäste die Flügel
lahm und lahmer werden. Nun kann man selbstverständlich sagen, dieses Team
schone sich vom zementierten sechsten Platz aus (hey, dieser Platz musste
nicht sein, gegen Köln bestand die Hoffnung, auf den fünften vorzudringen,
schon vergessen?!), um in den Play Offs loszustürmen. Das mag man gelten
lassen für Teams, die jedes Spiel bisher schweißnass gekämpft haben, nicht
aber für diese Truppe, die Fans nicht ins Stadion, sondern scharenweise
hinausgetrieben hat.
Man fragt sich: Kann dieser Haufen den Hebel tatsächlich nochmal umlegen, in
den Play Offs auftrumpfen? Die wenigsten glauben es noch und diejenigen, die
meinen, es ginge, sind vorab schon mal sauer, weil sie sich dann noch mehr
verschaukelt fühlen müssen. Nun wäre es absolut ungerecht, alle Adler über einen Kamm zu scheren. Die
deutsche Fraktion zeigt sehr wohl Einsatz, die jungen Spieler sind teilweise
eine Wucht und wenn einer wie jetzt der junge Thomas Pielmeier seinen ersten
Einsatz hat und sich mächtig ins Zeug legt, dann jubelt das Fan-Herz
ausnahmsweise mal. (Dasselbe gilt für seine Jungadler-Kollegen Stefan
Langwieder und Andre Schietzold, die drei möchte man gerne häufiger sehen in
Zukunft), Und auch die Jungs aus Übersee zeigen ja nicht allesamt die
Arroganz der Liga gegenüber wie einige Newcomer. Aber der überwiegende Teil
dieser Profis will entweder nicht oder er kann nicht, beides ist gleich
eklig aus Fan-Sicht.
Leider riss der Einsatz mancher diese Saison nie aus dem tiefen Tal der
Tristesse. Im Rückblick bleiben unglaublich viele öde Minuten, die man sich
im alten Friedrichspark langweilte, und das war zum Abschluss der Zeit in
der maroden, doch so geliebten Halle das Letzte, was man wollte. Party über
die Vorrunde, Spaß in den Play Offs, ein Abschied voller Tränen, das hatten
sich die Fans gewünscht. Und was bekamen sie: Eine Truppe ohne die
vielbeschworene Leidenschaft, manche Spieler, die offensichtlich noch
nichtmal an ihrer Sportlerehre gepackt werden konnten, weil sie einfach
keine zu haben scheinen, und, wenn doch ein Funken da ist, dann haben sie
ihn sich für die NHL reserviert. Es spricht Bände, dass die Fans sich
Corbet, Edgerton und Huet aussuchten als ihre Lieblinge, dass Hecht einen
Extra-Preis bekam. Vier Beispiele, wie es auch geht, wenn man Herz mitbringt
für seinen Beruf. (der, darauf sollte doch nochmal hingewiesen werden, so
hoch dotiert ist, dass den Fans auf den Rängen höchstens schwindelig werden
kann, die malochen für ganz andere Beträge, über die manche Cracks sich
kringelig lachen würden).
Apropos lachen: Bei manchen hatte man das Gefühl, mit Dauergrinsen müssten
sie auch noch offen dokumentieren, was sie von ihren Auftritten hielten.
Nicht weiter ernst zu nehmen. Wenn man da an einen Sascha Goc denkt, den
schlechte Spiele ungemein bedrückten, der an sich arbeitete, die Schuld bei
sich selbst, nie bei anderen suchte und der leider aus Gesundheitsgründen
derzeit nicht im Einsatz ist. Oder an einen Christobal Huet, der mit der
Welt hadert, wenn er mal nicht 100prozentig ist. Ein Wunschtraum vieler wäre
eine Verpflichtung des Goalies auf länger. Er war übrigens seit Jahren der
erklärte Wunschkandidat von Sportmanager Marcus Kuhl, zu Recht, wie sich in
dieser Saison eindrucksvoll bewies.
Ach ja, es gibt ja auch noch ein Spiel zu vermelden. Das endete,
letztendlich verdient, mit 1:4. Die Augsburger Panther brachten Schwung ins
Stadion, ihnen zuzusehen, machte Spaß. Und die Fans waren sowieso Klasse,
die kamen mit vielen Bussen und sangen den Mannheimern was vor. Endlich mal
wieder Stimmung im Friedrichspark, Danke, Ihr Panther. (Angelika von Bülow)