Adler-Fans träumen von der Meisterschaft
Klare Worte bei den AdlernDie Stimmung ist derzeit unglaublich gut bei den Mannheimer Adlern. Die Fans träumen
singend von der Meisterschaft und im Kabinenbereich scherzen Spieler und
Trainer miteinander. Doch alle drei Trainer, Headcoach Helmut de Raaf und
seine Assistenten Stephane Richer und Mike Rosati warnen vor übertriebener
Euphorie. "Das wird eine sehr lange Saison", sagt beispielsweise Richer und
de Raaf freut sich zwar über jedes Spiel, weiß aber auch, wie stark die Liga
ist. 5:2 besiegten die Adler die Iserlohner Roosters, die aufopferungsvoll
kämpften, bis zur letzten Sekunde.
Für Mark Etz, für den es immer ein besonderes Vergnügen ist, in heimatliche Gefilde zurückzukehren, ein großes Plus dieser Mannschaft: "Wir bilden eine Einheit, bei uns gibt nicht einer
den Ton an, sondern viele und wir pushen uns gegenseitig hoch." Die Gäste,
die sogar den Ausgleich erzielt hatten, brach praktisch ein schnelles Tor im
letzten Spielabschnitt spielerisch das Genick, wer weiß, sinnierte Etz
später, sonst hätte das vielleicht doch anders ausgehen können.
Drittel eins sah bissige Roosters, die ihre Gastgeber häufig in Verlegenheit
brachten. Doch das Tor markierten die Adler in Überzahl in der neunten
Minute. Jochen Hecht hieß der vielbejubelte Torschütze, Edgerton und
Podollan hatten die Vorlagen geliefert. Im zweiten Abschnitt war es
Edgerton, der auf Vorlage von Podollan nach genau 33 Sekunden das 2:0
markierte. Gordon schaffte in der 31. den Anschlusstreffer für Iserlohn, in
Überzahl - vorangegangen war eine fragwürdige Schiedsrichterentscheidung,
die Ullmann auf die Bank verbannte - erzielte Adams den Ausgleich. Die Adler
nun streckenweise ein wenig nervös, aber sie fingen sich wieder.
Delmore schoss in der 36. Minute das 3:2, bedient worden war er von Kelly und
Groleau. Weiterer Höhepunkt dieses Drittels war eine zünftige Schlägerei,
die mit Disziplinarstrafen für beide Seiten endete. Im dritten Drittel
markierte nach knapp drei Minuten Kelly das 4:2 und in der 47. Minute
stellte Tripp auf Zuspiel von Hecht und Groleau den Endstand, das 5:2
her. Die Iserlohner gaben nicht auf, doch Huet hielt ein ums andere Mal den
Adler-Kasten blitzsauber.
Jochen Hecht kam nach dem ersten Tor in seiner DEL-Saison gelöst in die
Kabine zurück. Chancen habe er ja schon in den anderen Spielen gehabt, sagte
er, aber jetzt sei endlich mal ein Puck reingegangen. Die Umstellung von der
Eisfläche in Übersee auf die größere in Europa sei ihm sehr schwer gefallen,
meinte der gebürtige Mannheimer, "vor allem, weil für mich das
Stellungsspiel so wichtig ist". Es werde aber von Spiel zu Spiel leichter
für ihn, mit dem Team verstände er sich ausgezeichnet, es mache
außerordentlichen Spaß, mal wieder in Mannheim aufzulaufen. Wie es mit der
NHL weitergeht, stünde derzeit in den Sternen, die Verhandlungen seien auf
Eis gelegt. Spätestens im Januar müsste wieder gespielt werden, um die
Saison noch zu retten. Wobei Hecht offensichtlich nichts dagegen hätte, ein
Adler zu bleiben bis Saisonende.
Helmut de Raaf freut sich über den "hervorragenden Spieler" Jochen Hecht.
Durch das Tor sei auch eine große Belastung von dem Crack abgefallen. Er, de
Raaf, hoffe natürlich, dass die NHL diese Saison aussetze, für den Fall,
dass mindestens drei seiner Cracks allerdings abzögen, gäbe es natürlich den
"Plan B" in der Schublade. Iserlohn sah de Raaf als das erwartet starke Team, die Roosters hätten in
sieben Spielen mal eben 13 Gegentore hinnehmen müssen, "und bei zwei pro
Spiel muss man eigentlich ziemlich weit oben stehen in der Tabelle". Die
Mannschaft sei sehr kompakt und habe den Adlern das Leben über weite
Strecken schwer gemacht. Kompliment also an den Gegner, der sich teuer
verkauft hatte.
Mark Etz sieht eines der Ziele seiner Roosters, sich im Mittelfeld zu
etablieren, "und dann sieht man weiter". Er lobte das hohe Tempo im
Training, das den Cracks jede Menge Kondition beschere. Und er ist froh,
Teil eines Teams zu sein, in dem jeder Verantwortung übernehme.
Matthias Binder, Geschäftsführer der Adler, strahlte, als er aus der Kabine
kam. "Das passt diese Saison alles, wir haben eine super Truppe, Huet ist
wohl der beste Torhüter, der je in der DEL gespielt hat, die Stimmung ist
prächtig, bei den Spielern und auch bei den Fans." Und wenn die NHL doch
wieder spielen sollte, ist Binder auch nicht bange: "Passmore ist schon
wieder fast fit, er ist auch ein guter Torwart, da habe ich keine
Befürchtungen."
Stephane Richer freute sich ebenfalls über die gute Atmosphäre im Team,
"besser als in manchen anderen Jahren", grinste er. Das bestätigte auch
Devin Edgerton, der meinte, diesmal stimme wirklich alles. Helmut de Raaf
sei ein hervorragender Trainer, "der genau weiß was es braucht um zu
gewinnen". Die Cracks arbeiteten alle gerne mit ihm zusammen. Und vor
Stephane Richer und Mike Rosati zog Edgerton ebenfalls den Hut: "Es ist ganz
unglaublich, wie schnell die beiden in ihre neuen Rollen gefunden haben, wie
sie sich auskennen, was sie alles machen, ich bewundere das". Natürlich sei
das dienstliche Verhältnis jetzt etwas anders, aber Edgerton, der noch
zusammen mit beiden Co-Trainern gespielt hat, ist weiterhin eng befreundet
mit Richer und Rosati. Was er, aber auch andere, die nicht mehr mit den
beiden auf dem Eis standen, besonders gut finden: "Man kann mit allen Sorgen
zu Rich und Rosy kommen und muss keine Befürchtungen haben, dass das
irgendwie falsch ankommt." Freude empfindet Edgerton auch angesichts der
jungen deutschen Spieler: "Das ist ganz erstaunlich, wie gut die spielen und
wie hervorragend sie sich in die Mannschaft einpassen." Mit sich selber ist
er auch inzwischen wieder im Reinen: "Ich fühle mich gut, der Fuß tut nicht
mehr so weh, es ist noch nicht perfekt, aber ich bin eigentlich zufrieden."
Und dann macht er noch seiner Frau Jennifer ein Kompliment. Die steht mit
Kind Nummer vier, einem Baby im Kabinengang und sieht strahlend aus. Dabei
hat sie vier Kinder, die sie rund um die Uhr auf Trab halten. "Sie hält so
viel von mir fern", sagt Edgerton, "ich habe trotz der Söhne so viel Ruhe zu
Hause. Jennifer ist viel zu gut für mich." Die lächelt nur milde zu diesem
Kompliment und denkt wahrscheinlich schon an ihren Stundenplan für den
nächsten Tag mit dem quirligen Nachwuchs, der versorgt sein will. (Angelika
von Bülow)