Adler: "Eishockey macht wieder Spaß"

Die Stimmung war bestens im alten Mannheimer Stadion. Wen immer man
befragte, ob die VIPs, die Fans, die Journalisten oder die Spieler, die
einhellige Meinung: "Eishockey macht wieder Spaß." Anhänger Stefan
brachte es nach dme 3:1 Sieg gegen glücklos kämpfende Düsseldorfer auf
den Punkt: "Heute hat man gemerkt, dass dieses Team gewinnen will." Der
Dank aller ging aber nicht nur an die Spieler, sondern auch an den neuen
Mann hinter der Bande: "Wir stehen alle hinter Helmut de Raaf", betonte
ein Mann aus dem Penalty-Club.
Chris Joseph setzte verletzungsbedingt (eine Zerrung) aus, in der Pause
zum dritten Drittel verließ dann Sascha Goc das Eis, sein Knie
schmerzte. "Das hab ich schon länger, ich bin in Behandlung", erzählte
der Kapitän Hockeyweb, "ich denke, das wird bald wieder in Ordnung
sein."
Turbulent ging es drei Drittel lang zu, die Adler mit Riesenchancen
und Pech am Schläger oder einem gut aufgelegten Trefilov im Düsseldorfer
Gehäuse als Endstation. Erfreulich gut agierten die Mannheimer in
Unterzahlsituationen, sie störten früh, ließen der DEG oftmals keine
Chance, ihr Powerplay aufzubauen. Die Düsseldorfer zeigten sich dem
Druck gewachsen und spielten einige gute Möglichkeiten heraus, die ein
glänzend stehender Marc Seliger samt und sonders vereitelte. Das erste
Drittel endete unentschieden mit 0:0.
Spannung pur auch im zweiten Drittel, beide Teams zeigten Tempo und
bisweilen sehr gute Spielzüge. Wie umgewandelt im Vergleich zu vor ein
paar Wochen die Adler, denen man kaum mehr Unsicherheiten anmerkte.
Jeder Crack kämpfte, bewies Kondition, die vor kurzem noch schmerzlich
vermisst worden war. Einer, der in der letzten Zeit viel gescholten
wurde, belehrte alle, dass er Tore schießen kann. Und wie! Jason
Podollan schaffte den Hattrick mit Treffern in der 32. Minute, in der
49. und in der 54. Minute. Vor allem Tor Nummer zwei war vom Feinsten,
der Schütze knallte den Puck von der Seite hinter Trefilov ins Gehäuse.
Vorlagen gaben bei den drei Treffern dreimal Corbet, und je einmal Hock,
Pyka und Roach.
Erfreulich für die Zuschauer, dass beide Teams kein bisschen Müdigkeit
vorschützten im dritten Drittel. 6100 Besucher erlebten einen rundum
schönen Eishockeyabend - sofern sie für Mannheim waren natürlich. Aber
auch die Düsseldorfer mussten sich nicht verstecken. Sie kämpften bis
zuletzt und Sulzer markierte in der 58. Spielminute auf Thurresson den
Ehrentreffer für die DEG.
Der Jubel bei den Adler-Fans war groß: Die Cracks mussten Ehrenrunden
laufen und den Anhang abklatschen. Seliger und Podollan gebührte
natürlich besonderer Dank. Der Stürmer freute sich über seinen Erfolg,
wollte ihn aber nicht persönlich werten: "Ich finde es schön, dass ich
dem Team heute helfen konnte, aber dieser Sieg gebührt der ganzen
Mannschaft." Man habe sehr hart trainiert und sich auf das neue System
einzustellen versucht. "Es macht sehr viel Spaß, es ist anregend, und
nach der Pause waren wir froh wieder aufs Eis zu kommen," meinte
Podollan, der augenzwinkernd anfügte: "Wir hatten genug vom Training."
Helmut de Raaf hatte den Spielern viel abverlangt, von früh bis spät im
Einsatz, das kannten viele gar nicht mehr. Noch vor einer Woche waren
manche gehörig geschafft. Podollan lachend: "Ich konnte kaum mehr den
Hügel hochkrauchen, aber es hat sich ausgezahlt." Auch Chris Joseph
betonte schon zu Zeiten des dicken Muskelkaters, "dass man gerne hart
trainiert, wenn der Coach fair mit einem umgeht." Dass die Atmosphäre in
der Kabine sich sehr verbessert habe, sagte auch Jason Podollan.
Angesprochen auf Gerüchte, das Adler-Management wolle seinen und
Josephs Vertrag überprüfen, wollte sich Podollan nicht äußern: "Ich
möchte hierbleiben, an mir soll es nicht liegen", lautete die knappe
Auskunft.
Gerne bleiben möchte auch Torwart Marc Seliger, der ein glänzendes
Spiel absolvierte. Doch der Vertrag, der ihm vorliegt, könne er nicht
unterschreiben, erzählte er "Hockeyweb": "Ich kann doch nicht für 18
Prozent weniger spielen als dieses Jahr." Unter dieser Bedingung müsse
er ablehnen, betonte der Goalie, der aber meint, dass noch Raum für
Verhandlungen sei. "Wir sind im Gespräch", sagte er und auch, "dass es
nichts besseres gibt als in Mannheim zu spielen."
Die Begegnung gegen Düsseldorf sei enorm wichtig gewesen, betonte
Seliger, "das war das wichtigste Spiel überhaupt bisher." Die
Verkrampfung habe sich gelöst, jeder wisse, worauf es ankäme, jeder
wollte gewinnen.
Auch Devin Edgerton sah den Sieg als "big win". Das Selbstbewusstsein
sei ins Team zurückgekehrt, natürlich würde noch nicht alles klappen,
aber man sei auf einem guten Weg. Noch sieben Spiele lägen vor dem Team,
Kassel habe heute geholfen und läge nun weiter zurück, aber eine
Garantie für die Play Offs sei das noch lange nicht. "Die Play Offs sind
unser erstes Ziel", betonte Edgi. Er fügte noch an, dass die Mannschaft
den Fans dankbar sei, die an diesem Abend für so gute Stimmung gesorgt
hätten.
Rene Corbet freute sich: "Das fühlt sich heute richtig gut an. Das war
eigentlich das erste wirklich große Spiel, das wir gewonnen haben." Es
ginge, meinte der Frankokanadier, der einen enormen Einsatz leistet,
eindeutig aufwärts. So sah das auch Todd Hlushko. "Es ging bergauf seit
dem Freiburg-Spiel." Hlushko konstatierte "dauernde Play Off
Atmosphäre." Die letzten Jahre hätte man eigentlich nie bangen müssen
um den Einzug, diesmal sei nichts sicher und deshalb würden alle in der
Mannschaft jedem Spiel höchste Bedeutung zumessen. "Wir wollen ja nicht
nur in die Play Offs, obwohl das Ziel Nummer eins ist", meinte Hlushko,
"wir wollen ja, wenn möglich, auch höher in der Tabelle klettern." Nun
führe man nach Berlin und wolle unbedingt gewinnen.
Trainer Helmut de Raaf fand, dass sein Team zwar anfangs etwas nervös
gewesen sei, wegen der Überlegenheit in Drittel zwei und drei aber
letztendlich verdient gewonnen habe. Dem stimmte der Ex-Adler und
jetzige Düsseldorfer Mike Pellegrims zu: "Wir hatten zwar im ersten
Drittel viele Chancen, aber Mannheim hat verdient gewonnen." Vor seinem
Team liegen noch neun Spiele, alles ist drin. "Es kommen zwei sehr
wichtige Begegnungen auf uns zu", meinte Pellegrims, "Nürnberg und
Hamburg wollen wir natürlich schlagen." Die Chancen, meinte der Belgier,
stünden gar nicht schlecht, sein Team habe in Mannheim gut gekämpft. So
sah das auch Trainer Michael Komma: "Wir haben unser erstes Tor viel zu
spät geschossen, aber wir haben gute Chancen gehabt, wenn gleich Mannheim
konsequenter agiert hat."Im Grund aber sei er nicht unzufrieden mit
seinem Team, das gekämpft habe bis zum Schluss. (Angelika von Bülow)