Adler: Drei Punkte gegen Augsburg
Klare Worte bei den AdlernNein, meinte Coach Benoit Laporte, aus Augsburger Sicht suche man die
Schuld an einer Niederlage nie bei jemandem anderen. Aber so ganz konnte
er sich einen zarten Hinweis auf die Schiedsrichterleistung zwischen den
Zeilen nun doch nicht verkneifen. Sein Kollege Bill Stewart, Coach der
Mannheimer Adler, sprach es offener aus: "Die Schiedsrichterleistung war
heute sehr, sehr gefährlich für beide Teams." Tatsächlich wunderte man
sich häufig, was die Unparteiischen pfiffen. Bisweilen gar nichts, dann
wieder zu viel. Beispiel Chris Joseph, der wagte sich nach einer
umstrittenen Entscheidung ein wenig zu echauffieren. Der Erfolg: Zehn
Minuten Disziplinarstrafe. Ein wenig mehr Fingerspitzengefühl hätte dem
Referee auch in dieser Situation nicht eben geschadet.
Noch viel schlimmer traf es Duanne Moeser, Stürmer der Panther. Der
hatte ein Händel mit Mannheims Ullmann, klar spielte hier Körperkontakt
eine Rolle, klar ging auch der Stock hoch, aber keineswegs beabsichtigt,
wie nicht nur Moeser glaubhaft versicherte, sondern wie es auch etliche
Adler-Fans gesehen hatte, die den Gegner freisprachen von Schuld.
Zweimal zwei Minuten, okay, die hätte auch der Stürmer klaglos
hingenommen, aber, dass er eine Spieldauerstrafe erhielt, das leuchtete
nicht nur ihm nicht ein.
"Ich habe ihn nur packen wollen", erzählte Moeser Hockeyweb direkt
nach seiner Verbannung, "zwei Schiedsrichter haben doch gar nichts
gesehen, der Dritte hat dann auf meine Strafe erkannt." Irgendwie,
sinnierte der Crack, fehle den Unparteiischen bisweilen das Gefühl für
ihren Job. Am Anfang der Saison wäre eigentlich alles ganz gut gelaufen.
Gut, jeder habe auch mal Schwächen, aber was zur Zeit abgehe von
Schiedsrichterseite, das verunsichere die Spieler, egal welchen Teams,
zutiefst: "Das ist alles sehr inkonstant."
Das Spiel stellte die Mannheimer Zuschauer großenteils zufrieden.
Schon in der zweiten Minute fiel das 1:0 durch einen engagiert
spielenden Rene Corbet, Podollan hatte die Vorlage geliefert. Eine
Augsburger 5:3-Überzahl steckten die Adler bravourös weg, kaum war die
Gefahr gebannt, fabrizierte die Abwehr einen Fehlpass und ein gut
aufgelegter Ronnie Arendt schaffte den Ausgleich.
Chris Joseph war soeben für zehn Minuten verbannt worden, da gaben
Roach (Schütze) und Podollan die richtige Antwort und erzielten in der
13. Minute das 2:1 für die Adler. Das 3:1 markierte in der 15. Minute
wieder Corbet, diesmal auf Zuspiel von Roach und Hock. Weils so schön
war, setzten die Blau-Weiss-Roten mit dem 4:1 in der 20. Minute noch
eins drauf. In die Torschützenliste trug sich diesmal Kennedy ein, der
von Hlushko und Edgerton bedient worden war.
Die Stimmung unter dem Adler-Anhang war gut im zweiten Spielabschnitt,
man witterte Morgenluft, hatte den beruhigenden dritten Tabellenplatz im
Rücken und sah das Team befreit und locker aufspielen. Doch die Panther
dachten gar nicht daran, aufzugeben, im Gegenteil, sie hatten eindeutig
den Drang nach vorne Richtung Mannheimer Tor. In der 25. Minute wurden
sie mit dem Tor von Miner belohnt. Das Powerplay
nutzten dann die Adler eiskalt, Martinec ließ Eriksson keine Chance, er
schoss auf Zuspiel von Goc und Joseph das 5:2. Als noch ein eher
harmloser Schuss von Corbet (auf Groleau) in der 28. Minute an ihm
vorbeitrudelte ins Netz, verließ ein entnervter Magnus Eriksson, sonst
oftmals eine Bank für seine Panther, das Tor und machte Platz für
Steffen Karg, der sich gut schlug und selbst nach wirklich schönen
Adler-Kombinationen den Überblick behielt.
Drittel drei sah wütende Panther, die sich gegen die Niederlage
auflehnten. Wieder war es Arendt, der zum Erfolg kam auf Zuspiel von
Miner. 6:3 hieß es in der 43. Minute. Dabei blieb es auch. Gut, dass in
Mannheims Tor ein Marc Seliger sicher stand. Denn die Augsburger wollten
nicht aufgeben, dreieinhalb Minuten vor Schluss nahm Laporte den Torwart
raus, doch der Erfolg blieb aus. Seliger hielt, was zu halten ging. Er
hat längst die Sympathien des Adler-Publikums erworben, viele meinen, er
habe sich bereits eindrucksvoll für eine Vertragsverlängerung
empfohlen.
Seliger selber war nach Spielende übrigens keineswegs zufrieden mit
sich. Er habe sich sehr gefreut, verriet er, dass ihn das Publikum
nochmal aus der Kabine geholt habe - "ein schönes Gefühl" - aber er habe
immerhin drei Tore gefangen, "das sind drei zuviel". Zwei davon wären
vollkommen unnötig gewesen, sagte der selbstkritische junge Mann. Sein
Credo: "Jedes Tor ist haltbar, außer, Du hockst auf der Bank." Er wird
das alles nochmal mental durchspielen, erläuterte er Hockeyweb und
daran arbeiten, dass sich Fehler nicht wiederholten.
Er bliebe gerne in Mannheim, fügte der deutsche Klasse-Goalie auf
diesbezügliche Fragen noch an, "mir gefällt es hier ausgesprochen gut,
ich mag die Fans und die Stadt." Mannheim habe so viel Liebenswertes.
Ein anderer weiß schon, dass er hierbleiben wird: Michael Bakos. Der
strahlte über die Vertragsverlängerung, nannte sie "ideal" und "auch
toll für die Familie". Man lebe ja immer in einer Ungewissheit, wenn ein
Vertrag ausliefe, umso mehr habe er sich gefreut über die zwei Jahre,
die er ein Adler bleiben wird.
Verlängert hat schon länger Tomas Martinec, der sich nach dem Spiel
zwar über drei Punkte freute, nicht aber über den Verlauf: "Da hat der
entscheidende Kick gefehlt. Ich denke, man konnte das Spiel gut ansehen,
aber irgendwie haben wir gegen Nürnberg besser gespielt." Hauptsache sei
aber, dass das Team auf dem aufsteigenden Ast sei, befand Martinec.
Benoit Laporte sah die Adler als sehr schnelles, starkes Team, das
verdient gewonnen habe. Auch Bill Stewart zeigte sich mit der Leistung
seiner Mannschaft zufrieden. Man habe hart gearbeitet und sich nichts
geschenkt. "Der Schlüssel zum Erfolg war heute das Unterzahlspiel",
lobte der Coach seine Cracks. (Angelika von Bülow)