Adler-Cotrainer Rosati: "Heute einfach nur glücklich"
Klare Worte bei den AdlernSteine, ja, ganze Gebirge plumpsten kollektiv in Mannheim von den Seelen der
Fans, der Spieler und der Trainer. Es geht ja doch. Gegen die Kölner Haie
zeigte die Mannschaft von Stephane Richer und Mike Rosati eine reife
Leistung in einem schnellen Spiel, das an Spannung reich war. Letztendlich
hatten die Adler mit 4:3 die Nase vorne, verdientermaßen. "Endlich",
strahlten die Leute um die Wette, "mal wieder ein schöner Abend".
Ganz besonders für einen: Jungadler Andre Schietzold erlebte einen
DEL-Einstand nach Maß. Der junge Mann sprang ein für Healey, den eine Grippe
plagt. Zwei Stunden vor Spielbeginn rief man ihn an. Nervös sei er gewesen,
ganz klar, aber das habe sich im Stadion gelegt. In fünf Minuten hätten ihm
die Trainer das System erklärt, alle wären supernett zu ihm gewesen, die
gestandenen Kollegen hätten ihn ermuntert und gelobt.
"Schietzold hat großartig gespielt", freute sich auch Rosati. Richer
gewährte dem Youngster viel Eiszeit, beim ersten Mannheimer Tor stand
Schietzi ebenfalls auf dem Eis. Andre im Glück hieß es nach Spielende.
Stefan Langwieder, der seinen ersten Einsatz ebenfalls erfolgreich
absolviert hatte gegen die Eisbären in Berlin, gratulierte dem Freund von
Herzen.
Ein zweiter Spieler war ebenfalls glücklich. Yannick Tremblay strahlte nach
Spielende im Kabinenbereich. Er hatte sich vor allem auf Frankie Groleau
verlassen, der ihm gezeigt habe, wie er sich aufs Spiel auf der größeren
Eisfläche einzustellen habe. Als er nach Mannheim gekommen wäre, hätte er
noch einige Schwierigkeiten gehabt, aber nun liefe es zufriedenstellend. An
die größere Eisfläche müsse er sich natürlich gewöhnen, ungewöhnlicher sei
jedoch das System mit Gegnern, die einem praktisch am Rücken klebten, ohne
dass ein Schiedsrichter eingriffe. Eine Entscheidung - Tremblay kassierte
eine Strafe, obwohl er keinen Gegner berührt hatte - nahm er gelassen hin.
So sei das eben bei Schiedsrichtern, manch einer pfiffe dies, der andere
das, man habe es zu akzeptieren.
Von der Atmosphäre im Stadion habe er bereits gehört gehabt, erzählte der
Neuzugang, aber er sei doch überwältigt gewesen. Tremblay passe bestens ins
Team, meine Rosati, der dem natürlich und sympathisch wirkenden Crack ein
gutes Zeugnis ausstellte. Tatsächlich scheint der Spieler über jene
Qualitäten zu verfügen, die man bisweilen vermisste bei anderen in dieser
Saison: Er kämpft, setzt sich ein und er freut sich, dass er in der DEL
spielen kann. Ein Gewinn auf der ganzen Linie, wie es scheint. Ein Gewinn
auch die Rückkehr von Frankie Groleau, der sich nach der langen
Verletzungspause gut schlug.
Mike Rosati wollte an diesem Abend nichts hören von all dem Negativen, das
in den letzten Wochen hochgekocht war. "Heute", meinte er fast ein wenig
trotzig, "können wir uns einfach nur freuen. Die Spieler haben alles
gegeben, wir haben gezeigt, dass das, was Stephane und ich schon so lange
predigen, auf offene Ohren gestoßen ist". Tatsächlich überzeugte das Team an
diesem Abend vor allem auch durch seinen Einsatzwillen. Es war dem guten
Chris Rogles zu verdanken, dass die Mannheimer nicht höher gewannen. Aber
auch Steve Passmore legte gute saves hin und rettete vor allem in Unterzahl
das Ergebnis. Christobal Huet ist noch nicht auf dem Posten, laut Rosati
geht es aber schnell bergauf mit dem Goalie, eine Prognose, wann er wieder
einsatzbereit sein könnte, wollte er dennoch nicht wagen, dazu sei es zu
früh.
Yannic Seidenberg war guter Dinge trotz der Niederlage seiner Haie. Das lag
zum einen daran, dass er in Mannheim noch viele Freunde hat, die er gerne
wiedersieht, aber auch an der Tatsache, dass "es ein wirklich gutes, enges
Spiel war". Die Mannheimer seien um einiges kampfbetonter gewesen als beim
letzten Mal meinte Seidenberg. Zum Schiedsrichter äußerte er sich nur
diplomatisch. Natürlich gäbe es immer mal Fehlentscheidungen, diesmal aber
wirklich auf beiden Seiten. Hans Zach hatte auf der Bank getobt, als
Beardsmore blutete, die Verletzung aber keine Folgen auf der Strafbank
hatte. Umgekehrt haderten die Adler ebenfalls bei Entscheidungen mit dem
Unparteiischen. Einmal fiel das Gegentor nach einer umstrittenen
Herausstellung eines Adler-Cracks. Da stand es 3:3 und die Adler, die 3:1
geführt hatten zwischenzeitlich, drohten auf die Verliererstraße zu geraten.
Aber diesmal ließen sie sich nicht hängen, sie kämpften, begeistert
unterstützt von 7200 sangesfreudigen Fans. Die ließen ihre Helden nicht
hängen und zauberten prächtige Atmosphäre. Bewegend der Moment, als Andre
Schietzold von seinen Mitspielern alleine vors jubelnde Publikum geschickt
wurde. Ein Tag, den der Jungadler mit Sicherheit nie vergessen wird.
Hoffnung also in Mannheim, verhalten noch, denn Glanzspiele gab es
schließlich immer mal in dieser Saison. Am Sonntag kommt Krefeld in die
Quadratestadt. Da können die Adler zeigen, dass sie von jetzt an auf der
Siegerstraße sein wollen. Die Fans räumen ihnen jedenfalls alle Chancen ein. (Angelika von Bülow)