Adler: Arena steht Kopf vor Glück
Klare Worte bei den AdlernDas hätte kaum einer aus dem blau-weiß-roten Lager zu hoffen gewagt vor
diesem Spiel: Die Mannheimer Adler gewannen mit 7:2 gegen die Kölner Haie und die
Besucher in der ausverkauften Arena gerieten aus dem Häuschen.
Feierlaune in Mannheim, doch die Verantwortlichen bremsten sofort. "Wir
müssen auf dem Boden bleiben", war der Spruch des Abends aus
Adler-Mündern.
Im ersten Drittel kamen die Haie stark aus ihren Startlöchern,
legten zweimal vor. Die Adler rannten wütend dagegen an und als Jason
Jaspers in der letzten Minute des Spielabschnitts den Puck hinter
Hauser ins Netz setzte, war der Bann gebrochen. Von da an spielten die
Adler, zauberten bisweilen, wurden immer selbstbewusster. Sieben Tore
gegen einen Hauser, das hieß schon was. Der blieb im Kasten, was viele
verwunderte. "Warum tun sie ihm das an?", lautete eine Frage. Doug
Mason, ein auch in der Niederlage souveräner Coach auf die Frage von
Hockeyweb: "Es lag daran, dass wir ihm nicht das Gefühl geben wollten,
er wäre an der Niederlage schuld. Das war er nicht, die Tore der Adler
fielen oftmals im zweiten oder dritten Nachschuss. Hauser ist ein
großer Kämpfer, das mag ich so an ihm. Er wird das Spiel abhaken und
sich aufs nächste vorbereiten."
Auch den Sieg abhaken, das war
eine Parole, die viele Adler an diesem Abend ausgaben. Tomas Martinec: "Das
ist ein Spiel, nicht mehr." Man habe nicht geahnt, dass es so gut
laufen würde, aber man müsse auf dem Boden bleiben. "Wir haben unseren
Rhytmus heute gut gefunden, wir haben bis zum Schluss mit vier Reihen
gespielt, das hat Spaß gemacht." Aber, egal wie hoch man gewonnen habe,
warnte Martinec, "es ist und bleibt ein Spiel von mehreren".
Auch Jason Jaspers, der für den Wendepunkt im Spiel gesorgt
hatte, stieß ins selbe Horn. "Wir müssen jetzt einen klaren Kopf
behalten", warnte er vor zuviel Euphorie, "die Kölner werden
zurückkommen. Sie haben heute schon hart gekämpft, sie sind eine
hervorragende Mannschaft". Ob man 1:0 oder mit 20 Toren Vorsprung
gewonnen habe, sei letztendlich egal. Ja, aber bedeute das denn gar
nichts fürs Selbstvertrauen. Doch, gab Jaspers zu, das natürlich schon,
aber es ändere nichts an der Tatsache, dass ein gewonnenes Spiel eben
nicht reiche, um weiterzukommen.
Was seiner Meinung nach das Ausschlaggebende gewesen war an
diesem Abend in Mannheim: "Es hat geklickt im zweiten Drittel,
da fing die Chemie an so richtig zu stimmen. Wir haben aufgehört, so
kompliziert zu spielen, sondern ohne große Winkelzüge und es hat
geklappt." Von einem neuen Vertrag will der Spieler derzeit nicht
reden. Er würde unglaublich gerne in Mannheim bleiben, gab er zu
Protokoll, aber im Moment zählten nur die Play-offs und sonst gar
nichts. Anschließend könne man weiterverhandeln.
Doug Mason sprach von einem guten Start für sein Team, aber nach
dem "Supertor von Jaspers" habe die Energie bei Mannheim gelegen. Die
Adler hätten ein Tempo gespielt, "das war für uns bisweilen etwas zu
hoch". Man habe Fehler gemacht, die Disziplin habe gefehlt. "Das
Heimspiel wird sehr, sehr wichtig, wir müssen es gewinnen und außerdem
einmal in Mannheim."
Greg Poss schwante ebenfalls Schweres beim Spiel in Köln. Sehr,
sehr schwer werde das, meinte er und prophezeite den Haien die
Wiedergeburt an Stärke. Doug Mason sprach mit den Journalisten von
Standard-Situationen, die an diesem Abend einfach nicht geklappt
hätten. Jeder Spieler müsse Verantwortung übernehmen. Vielleicht,
meinte der Coach, "ist es gut, dass das alles an einem Abend passiert
ist". Die Höhe des Sieges sei in den Play-offs nebensächlich, "das ist
jetzt eine Kopfsache und eine Sache der Routine". Die Trainer würden
mit gutem Beispiel vorangehen und positiv denken. Aus der Niederlage
werde man mit Sicherheit lernen.
Adler-Trainer Teal Fowler brachte es auf den Punkt: "Wir müssen
auf dem Boden bleiben und sie müssen es abhaken. In Köln sehen wir, wer
sein gestecktes Ziel besser geschafft hat." Die Adler hatten eigentlich
einen Torwart-Wechsel bei Köln erwartet, aber, das räumte Fowler
Hockeyweb gegenüber ein, in den Play-offs sei ein Wechsel immer sehr
schwer, es ginge darum, dass die Nummer eins im Tor seine Ruhe fände.
Von dem her könne er verstehen, dass Hauser weitergespielt hätte.
Dass die Adler sich ein Stückweit vom komplizierten Eishockey
für die Play-offs verabschieden wollten, das bestätigte Fowler. Es
ging um den Zug zum Tor, ohne Schnörkel. "Wir waren heute sehr
hungrig", betonte der Coach, "wir sind in die Zweikämpfe gegangen".
Hauser sei ein hervorragender Goalie, der werde mit Sicherheit am
Dienstag stark wie gewohnt sein. "Unsere Chance Meister zu werden sind
mal eben 25 Prozent", wollte Fowler alle verfrühten Euphorieausbrüche
dämpfen. Köln sei ein sehr, sehr gutes Team. Im Grunde sei es für
Mannheim gut gewesen, dass man in der Vorrunde gegen die Haie nicht so
gut ausgesehen habe in der Bilanz. "Wir hatten großen Respekt vor Köln.
Der ist auch heute nicht weniger geworden." Da war sie wieder, die
Warnung vor dem nächsten Spiel in der Domstadt.
Am Rande der Bande gab es eine Ehrung: Die Fan-Ini verlieh Udo
Scholz "als bestem Stadionsprecher der Liga" ein Mikrophon. "Udo ist
einer von uns", sagten die Fans. Schließlich ist Scholz mit ganzem
Herzen bei seinen Adlern, die Ehrung hat er verdient.
Angelika von Bülow