Absicht oder Dummheit? - Ein Kommentar zum Fall „Beaucage/Grand-Pierre“
Auflösung des Hockeyweb-GewinnspielsWer immer hier sein schmutziges Spiel in eigener Sache
betreibt, er sollte sich schämen! Markige Sprüche wie „Playoffs sind Krieg“,
wie wir sie auch von Lance Nethery kennen, oder „Meine Spieler müssen ihre
Gegner hassen“, wie Bill Stewart als Parole ausgegeben hat, sind plötzlich
nicht nur einfach dumm, sondern bekommen einen außerordentlich bitteren
Beigeschmack. Weil sie den Nährboden für das Schmierentheater bieten, das
einige Akteure jetzt auf der Bühne des Eishockeysports präsentieren.
Hier wurde eine Sache, ob bewusst oder unbewusst, zu einem
Zeitpunkt ins Rampenlicht der Öffentlichkeit gezerrt als nichts aber auch gar
nichts an Fakten geklärt war. Eine Äußerung, wie sie Jean-Luc Grand-Pierre von
Marc Beaucage gehört haben will („fucking nigger“) und die dieser bestreitet
getan zu haben, wäre eine schlimme Entgleisung, die nicht zu tolerieren wäre.
Aber statt den Sachverhalt aufzuklären, beide Seiten zu hören, die Zeugen hüben
wie drüben zu Wort kommen zu lassen und dies alles abseits aller
Playoff-Emotionen von neutralen und unabhängigen Beobachtern bewerten zu
lassen, wurde hier vorschnell, ohne Not und zudem noch mit äußerst vagen
Formulierungen die Öffentlichkeit gesucht. Eine Öffentlichkeit, von der jeder halbwegs
nachdenkende Mensch annehmen durfte, dass sie äußerst emotional und einseitig
reagieren würde.
Absicht oder Dummheit? Der Versuch, ein öffentliches „Präjudiz“
zu schaffen? Stimmungsmache vor dem nächsten Playoff-Spiel? Vorsicht! Dies
wären neue Unterstellungen in einer Affäre, die von widersprüchlichen Aussagen
nur so wimmelt. Dies beginnt beim eigentlichen Tatbebestand. Hier steht
mittlerweile Aussage gegen Aussage. Eine davon muss falsch sein. Aber welche?
Selbst was den wohl stattgefundenen Versuch von Lance
Nethery angeht, die Angelegenheit während eines Playoff-Spiels zu klären, auch
hier widersprechen sich die Beteiligten. Während Nethery behauptet, Boris Capla
habe gesagt, er hätte für so etwas keine Zeit, entgegnet der Freezers-Manager,
er habe gesagt, er brauche Zeit zur Aufklärung. Das Fragwürdige an diesem
Umstand sind nicht die sprachlichen Feinheiten, sonder eher die (berechtige)
Überlegung, ob der Versuch, einen derartig schwerwiegenden Vorwurf während eines
laufenden Spiels klären zu wollen, nicht ein außerordentlich untauglicher war. Zumal
bei einem Spiel, bei dem ohnehin die Emotionen bis zur Hallendecke der Color
Line Arena schwappten.
Dies und die Tatsache der blitzschnellen Veröffentlichung
auf der offiziellen DEG-Homepage nach Spielschluss haben den Fall „Beaucage/Grand-Pierre“
erst zum Interessensgegenstand auch für Eishockey-ferne Medien gemacht und
damit zum Fall “Eishockey in Deutschland“.
Es wäre allemal besser gewesen, den gesamten Sachverhalt mit
gebührendem zeitlichen Abstand gründlich und energisch aufzuarbeiten und dann
mit Fakten und mit eindeutigen Sanktionen gegen den oder die Schuldigen
aufzuwarten. Aber dazu ist es nun zu spät. Ob die Wahrheit je ans Tageslicht
kommt, darf bezweifelt werden.
Den Schaden aber hat (wieder einmal) der gesamte deutsche
Eishockeysport. (jp)