Abgesang in Mannheim

Lesedauer: ca. 5 Minuten

Viele

haben es in Mannheim vermutet, ja gehofft - der gestrige Abend hat es

bestätigt. Das Starensemble der Adler Mannheim hat fertig. Sie

wurden von den Panthern aus Augsburg „gesweept“ und damit aus dem

Wettbewerb befördert.

Die

Ausgangssituation vor dem Spiel in Mannheim war klar, ein Sieg musste

her. Entsprechend angespannt war die Situation bei allen Beteiligten

und als ob das Szenario nicht brisant genug gewesen wäre, sorgte ein

Interview von Kurpfalzradio mit Michael Hackert (Foto by City-Press) im Vorfeld für

zusätzlichen Zündstoff und einige wütende Anrufe bei der

Geschäftsstelle der Adler ob dieser Aussagen. Sinngemäß beschwerte

er sich über eigene mangelnde Eiszeit, die andere, die es nicht

verdienten, bekommen würden, auch würde ihm der Hut, bzw. Helm

hochgehen, wenn er hören würde, dass viele Zuschauer ein Ende der

Saison herbeiwünschen würden. Der Kommentar dazu war – wenn wir

jetzt gewinnen und dann noch Frankfurt schlagen, interessiert die

Vorrunde niemand mehr. Das aus dem Munde eines Spielers, der seit

Monaten auf dem Eis geistig und körperlich abwesend wirkt.

Von

sich in den Dienst der Mannschaft stellen und erkennen der Realitäten

ist das weit entfernt. Wenn man davon ausgeht, dass noch weitere

Spieler in dieser Mannschaft sich lieber mit den Fehlern anderer

beschäftigen, als vor der eigenen Tür zu kehren, bzw. eine solche

Meinung über das Verhalten der Zuschauer haben, bekommt man eine

Vorstellung davon, wenn Teal Fowler sagt, diese Mannschaft sei auf

dem und außerhalb des Eises eine sehr Schwierige – der Mann hat

diplomatische Fähigkeiten.

Das

die Adler dieses Spiel verloren, lag nicht an Michael Hackert. Der

hatte nach der Anfangsphase, die er körperlos und ohne Akzente zu

setzen verbrachte, zu wenig Eiszeit um daran schuld zu sein. Mario

Scalzo hatte auch keine Schuld, war er doch wieder auf die Tribüne

verbannt und der verletzte Felix Petermann ebenso wenig, aber kommen

wir zum Spiel:

Freitag,

26.03.2010, 19.30, die Wundertüte Adler Mannheim wurde geöffnet und

erst einmal wunderten sich die Augsburger, Mannschaft wie mitgereiste

Fans. Die Adler begannen furios, ganze 51 Sekunden dauerte es bis zur

1:0 Führung durch Scott King, schön vorbereitet von Justin

Papineau. Im Minutentakt berannten die Adler das Tor der Augsburger,

Dennis Endras im Tor der Panther wurde richtig warm geschossen,

vernichtete viele hochkarätige Chancen der Adler, bzw. sie konnten

durch Pech oder Unkonzentriertheit nicht nachlegen. Die Adler ließen

in ihren Angriffsbemühungen trotzdem nicht nach, hielten das Tempo

und die Laufbereitschaft hoch. In dieser Sturm und Drang Phase wurden

die üblichen Fehlerquellen im Defensivverhalten der Adler überdeckt.

Die Augsburger waren sichtlich beeindruckt und hatten außer zwei,

drei Möglichkeiten keine qualitativ guten Chancen. Es dauerte bis

zur 17. Minute, als Justin Papineau auf Vorarbeit von Ahren Spylo und

James Pollock zum 2:0 nachlegen konnte. Zu viele Möglichkeiten

hatten die Adler bis dahin liegen lassen, dass sollte sich

„Phrasenschwein ick hör dir quieken“ im weiteren Verlauf des

Spiels rächen.

Denn

da war es wieder, das zweite Drittel Loch, zwar nicht so eklatant wie

in vergangenen Spielen, aber doch so, dass es die Augsburger wieder

ins Spiel brachte. Ihre Aktionen wurden zwingender, die Adler

gerieten unter Druck, ohne einzubrechen. Sie hatten auch weiterhin

Chancen, den Spielstand zu erhöhen – ohne Erfolg. Die 32. Minute

bedeutet dann den Bruch im Spiel der Mannheimer. Darin Olver

verkürzte auf 2:1, die Adler reagierten mit Nervosität, die

chronische Schwäche der Adlerdefensive wurde deutlich. Kampfeswille

und mannschaftsdienlicher Einsatz beschränkten sich auf die üblichen

sieben, acht Verdächtigen wie schon die ganze Saison, allen voran

Freddy Brathwaite. Der Rest der Truppe tanzte als Mitspieler über

das Eis, einige standen völlig neben sich. Die Adler hatten Glück,

dass es für Augsburg nur noch zum Ausgleich langte im

Mittelabschnitt. Connor James erledigte das in der 40. Minute im

Liegen, von Andy Hedlund ob dessen akrobatischen Fähigkeiten

bestaunt.

Im

Schlussdrittel gesellten sich zu den oben erwähnten Aufrichtigen

wieder vier, fünf Spieler leistungsmäßig dazu, erstaunlich zu

sehen, dass sie das Spiel gegen nun eine verbissen kämpfende

Augsburger Mannschaft offen halten konnten. Was wäre nur möglich

gewesen, wenn alle an einem Strang gezogen hätten, diese Saison!

Dieser spannende Schlagabtausch endete in der 56. Minute. Colin

Murphy schoss und passend zu dieser Spielzeit fälschte Justin

Papineau den Puck noch ab – ins eigene Tor. Für die anderthalb

Reihen der Adler, die danach noch versuchten wenigstens den Ausgleich

zu erzielen, war die Aufgabe zu groß, die Herausnahme von Freddy

Brathwaite zwei Minuten vor Schluss war wohl auch eher eine

optimistische Maßnahme bei der aktuellen Überzahlquote der

Mannheimer und sie brachte auch nichts. Augsburg gewann aufgrund

einer geschlossenen Mannschaftsleistung, garniert mit den Attributen,

die sich die Adler auf die Fahne geschrieben haben – theoretisch,

nicht wirklich.

Die

Mannheimer Mannschaft wurde folgerichtig mit Pfiffen verabschiedet,

nicht unbedingt wegen des letzten Spiels, welches so schlecht nicht

war, eher als Belohnung für die Saisonleistung.

Nun

dürfen die Adler noch bis Ende April trainieren, Vertrag ist

Vertrag. Hoffentlich ist es nicht ein Zeichen dafür, dass alle

Verträge beibehalten werden, denn sonst wartet auf den

Assistenzcoach der Nationalmannschaft und neuen Trainer der Adler

Mannheim – Harold Kreis - eine Aufgabe der besonderen Art,

Kindergartencop ähnlich, Sisyphus lässt grüßen.

Zu

erwähnen ist noch, dass das Schiedsrichtergespann eine gute Partie

ablieferte, Herrn Gerstberger und Herrn Tripcke wird es freuen, ist

doch damit gezeigt, dass Mannheimer Publikum Leistung anerkennt und

bleibt zu hoffen, nachdem das Ende der Adlersaison gekommen ist, die

Adlerorganisation ihre Zuschauerschaft mangels Spieltage nicht mehr

in den Griff zu bekommen braucht, die Forderungen des Spieltag 58

nicht in der Friede, Freude, Eierkuchenatmosphäre der DEL verpuffen,

nach dem Motto aussitzen und tot laufen lassen, der Unruheherd ist ja

erst mal von der Bühne verschwunden. Das hätte die friedliche und

um eine gemeinsame Sache kämpfende Initative nicht verdient.

Gerd

Kositzki

­Tore:

1.

Drittel

00:51,

1 : 0, Scott King (Justin Papineau, Yannic Seidenberg ) EQ

16:44,

2 : 1, Justin Papineau ( Ahren Spylo / James Pollock ) PP1

2.

Drittel

31:13,

2 : 1, Darin Olver ( Jeff Likens / Colin Murphy )

39:55,

2 : 2, Connor James ( Chris Collins / Tyler Beechey ) EQ

3.

Drittel

55:55,

2 : 3, Colin Murphy ( Brett Engelhardt / Darin Olver ) EQ


Torschüsse:

Mannheim: 46­

Augsburg:

37


Strafminuten:

Mannheim:

6 Minuten

Augsburg:

12 Minuten


Zuschauer:

10.073


Schiedsrichter

:

Georg

Jablukov

Stephan

Bauer



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