Abgesang in Mannheim
Viele
haben es in Mannheim vermutet, ja gehofft - der gestrige Abend hat es
bestätigt. Das Starensemble der Adler Mannheim hat fertig. Sie
wurden von den Panthern aus Augsburg „gesweept“ und damit aus dem
Wettbewerb befördert.
Die
Ausgangssituation vor dem Spiel in Mannheim war klar, ein Sieg musste
her. Entsprechend angespannt war die Situation bei allen Beteiligten
und als ob das Szenario nicht brisant genug gewesen wäre, sorgte ein
Interview von Kurpfalzradio mit Michael Hackert (Foto by City-Press) im Vorfeld für
zusätzlichen Zündstoff und einige wütende Anrufe bei der
Geschäftsstelle der Adler ob dieser Aussagen. Sinngemäß beschwerte
er sich über eigene mangelnde Eiszeit, die andere, die es nicht
verdienten, bekommen würden, auch würde ihm der Hut, bzw. Helm
hochgehen, wenn er hören würde, dass viele Zuschauer ein Ende der
Saison herbeiwünschen würden. Der Kommentar dazu war – wenn wir
jetzt gewinnen und dann noch Frankfurt schlagen, interessiert die
Vorrunde niemand mehr. Das aus dem Munde eines Spielers, der seit
Monaten auf dem Eis geistig und körperlich abwesend wirkt.
Von
sich in den Dienst der Mannschaft stellen und erkennen der Realitäten
ist das weit entfernt. Wenn man davon ausgeht, dass noch weitere
Spieler in dieser Mannschaft sich lieber mit den Fehlern anderer
beschäftigen, als vor der eigenen Tür zu kehren, bzw. eine solche
Meinung über das Verhalten der Zuschauer haben, bekommt man eine
Vorstellung davon, wenn Teal Fowler sagt, diese Mannschaft sei auf
dem und außerhalb des Eises eine sehr Schwierige – der Mann hat
diplomatische Fähigkeiten.
Das
die Adler dieses Spiel verloren, lag nicht an Michael Hackert. Der
hatte nach der Anfangsphase, die er körperlos und ohne Akzente zu
setzen verbrachte, zu wenig Eiszeit um daran schuld zu sein. Mario
Scalzo hatte auch keine Schuld, war er doch wieder auf die Tribüne
verbannt und der verletzte Felix Petermann ebenso wenig, aber kommen
wir zum Spiel:
Freitag,
26.03.2010, 19.30, die Wundertüte Adler Mannheim wurde geöffnet und
erst einmal wunderten sich die Augsburger, Mannschaft wie mitgereiste
Fans. Die Adler begannen furios, ganze 51 Sekunden dauerte es bis zur
1:0 Führung durch Scott King, schön vorbereitet von Justin
Papineau. Im Minutentakt berannten die Adler das Tor der Augsburger,
Dennis Endras im Tor der Panther wurde richtig warm geschossen,
vernichtete viele hochkarätige Chancen der Adler, bzw. sie konnten
durch Pech oder Unkonzentriertheit nicht nachlegen. Die Adler ließen
in ihren Angriffsbemühungen trotzdem nicht nach, hielten das Tempo
und die Laufbereitschaft hoch. In dieser Sturm und Drang Phase wurden
die üblichen Fehlerquellen im Defensivverhalten der Adler überdeckt.
Die Augsburger waren sichtlich beeindruckt und hatten außer zwei,
drei Möglichkeiten keine qualitativ guten Chancen. Es dauerte bis
zur 17. Minute, als Justin Papineau auf Vorarbeit von Ahren Spylo und
James Pollock zum 2:0 nachlegen konnte. Zu viele Möglichkeiten
hatten die Adler bis dahin liegen lassen, dass sollte sich
„Phrasenschwein ick hör dir quieken“ im weiteren Verlauf des
Spiels rächen.
Denn
da war es wieder, das zweite Drittel Loch, zwar nicht so eklatant wie
in vergangenen Spielen, aber doch so, dass es die Augsburger wieder
ins Spiel brachte. Ihre Aktionen wurden zwingender, die Adler
gerieten unter Druck, ohne einzubrechen. Sie hatten auch weiterhin
Chancen, den Spielstand zu erhöhen – ohne Erfolg. Die 32. Minute
bedeutet dann den Bruch im Spiel der Mannheimer. Darin Olver
verkürzte auf 2:1, die Adler reagierten mit Nervosität, die
chronische Schwäche der Adlerdefensive wurde deutlich. Kampfeswille
und mannschaftsdienlicher Einsatz beschränkten sich auf die üblichen
sieben, acht Verdächtigen wie schon die ganze Saison, allen voran
Freddy Brathwaite. Der Rest der Truppe tanzte als Mitspieler über
das Eis, einige standen völlig neben sich. Die Adler hatten Glück,
dass es für Augsburg nur noch zum Ausgleich langte im
Mittelabschnitt. Connor James erledigte das in der 40. Minute im
Liegen, von Andy Hedlund ob dessen akrobatischen Fähigkeiten
bestaunt.
Im
Schlussdrittel gesellten sich zu den oben erwähnten Aufrichtigen
wieder vier, fünf Spieler leistungsmäßig dazu, erstaunlich zu
sehen, dass sie das Spiel gegen nun eine verbissen kämpfende
Augsburger Mannschaft offen halten konnten. Was wäre nur möglich
gewesen, wenn alle an einem Strang gezogen hätten, diese Saison!
Dieser spannende Schlagabtausch endete in der 56. Minute. Colin
Murphy schoss und passend zu dieser Spielzeit fälschte Justin
Papineau den Puck noch ab – ins eigene Tor. Für die anderthalb
Reihen der Adler, die danach noch versuchten wenigstens den Ausgleich
zu erzielen, war die Aufgabe zu groß, die Herausnahme von Freddy
Brathwaite zwei Minuten vor Schluss war wohl auch eher eine
optimistische Maßnahme bei der aktuellen Überzahlquote der
Mannheimer und sie brachte auch nichts. Augsburg gewann aufgrund
einer geschlossenen Mannschaftsleistung, garniert mit den Attributen,
die sich die Adler auf die Fahne geschrieben haben – theoretisch,
nicht wirklich.
Die
Mannheimer Mannschaft wurde folgerichtig mit Pfiffen verabschiedet,
nicht unbedingt wegen des letzten Spiels, welches so schlecht nicht
war, eher als Belohnung für die Saisonleistung.
Nun
dürfen die Adler noch bis Ende April trainieren, Vertrag ist
Vertrag. Hoffentlich ist es nicht ein Zeichen dafür, dass alle
Verträge beibehalten werden, denn sonst wartet auf den
Assistenzcoach der Nationalmannschaft und neuen Trainer der Adler
Mannheim – Harold Kreis - eine Aufgabe der besonderen Art,
Kindergartencop ähnlich, Sisyphus lässt grüßen.
Zu
erwähnen ist noch, dass das Schiedsrichtergespann eine gute Partie
ablieferte, Herrn Gerstberger und Herrn Tripcke wird es freuen, ist
doch damit gezeigt, dass Mannheimer Publikum Leistung anerkennt und
bleibt zu hoffen, nachdem das Ende der Adlersaison gekommen ist, die
Adlerorganisation ihre Zuschauerschaft mangels Spieltage nicht mehr
in den Griff zu bekommen braucht, die Forderungen des Spieltag 58
nicht in der Friede, Freude, Eierkuchenatmosphäre der DEL verpuffen,
nach dem Motto aussitzen und tot laufen lassen, der Unruheherd ist ja
erst mal von der Bühne verschwunden. Das hätte die friedliche und
um eine gemeinsame Sache kämpfende Initative nicht verdient.
Gerd
Kositzki
Tore:
1.
Drittel
00:51,
1 : 0, Scott King (Justin Papineau, Yannic Seidenberg ) EQ
16:44,
2 : 1, Justin Papineau ( Ahren Spylo / James Pollock ) PP1
2.
Drittel
31:13,
2 : 1, Darin Olver ( Jeff Likens / Colin Murphy )
39:55,
2 : 2, Connor James ( Chris Collins / Tyler Beechey ) EQ
3.
Drittel
55:55,
2 : 3, Colin Murphy ( Brett Engelhardt / Darin Olver ) EQ
Torschüsse:
Mannheim: 46
Augsburg:
37
Strafminuten:
Mannheim:
6 Minuten
Augsburg:
12 Minuten
Zuschauer:
10.073
Schiedsrichter
:
Georg
Jablukov
Stephan
Bauer