5:0 - Eisbären überrollen Haie
Zum zweitenmal in dieser Saison verkündete Stadionsprecher Uwe Schumann ausverkauftes Haus im Wellblechpalast zu Hohenschönhausen. Und die 4695 Zuschauer mussten ihr Kommen nicht bereuen, es sei denn man war Anhänger der Gäste aus der Domstadt. Die Hauptstädter zelebrierten Eishockey aller feinster Sorte und begeisterten ihre Fans die gesamte Spielzeit über. Der Anhang dankte es seinem Team mit stehenden Ovationen und Dauersupport. Werbung pur für den Eishockeysport!
All die spielerischen Versäumnisse der jüngeren Vergangenheit, welche Coach Pierre Pagé insbesondere nach der Niederlage im Penaltyschießen in Augsburg am letzten Donnerstag anmahnte, wollten die Eisbären-Cracks offensichtlich an einem einzigen Nachmittag wiedergutmachen. Motiviert bis in die Haarspitzen präsentierte sich der EHC von der ersten Minute an, begonnen bei Nationalgoalie Oliver Jonas bis hin zur vierten Sturmreihe. Die Haie hingegen wirkten zwar bemüht, aber viel zu bieder um die Eisbären nachhaltig zu beeindrucken. Dass die Angriffsformation der Berliner in der Lage ist jedem Gegner das Fürchten zu lehren, ist hinlänglich bekannt. Die Defensivabteilung dagegen ließ diesen Biss schon häufiger vermissen, was die doch hohe Anzahl an Gegentoren belegt. Ein Hauptkritikpunkt, den sich die Schützlinge von Pagé fast fortlaufend von ihrem Übungsleiter anhören mussten. Ein weiterer: dass nicht über die gesamte Spielzeit die notwendige Konzentration und Spannung gehalten wird - am Sonntagnachmittag aber war das alles anders.
Haie- und Nationaltrainer Hans Zach hatte zuvor bereits die Lunte für eine heiße Spitzenbegegnung gelegt, als er in einem Interview unter der Woche sagte: „Das ein oder andere Spiel haben wir nicht gegen ein besseres Team verloren. Das Heimspiel gegen die Eisbären vor einigen Wochen gehört dazu“.
Ein Intro, was die Eisbären zusätzlich angespornt haben dürfte.
Schon in der 4. Spielminute klingelte es zum erstenmal im von Chris Rogles gehüteten KEC-Gehäuse:
David Roberts betätigte sich als Forchecker, eroberte den Puck und passte direkt vors Tor auf DuPont. Der Verteidiger schlenzte den Puck mit der Rückhand Richtung Rogles, auf dem Weg dorthin bringt Roberts seinen Schläger dazwischen und schon zappelte der Puck im Netz, 1:0. Zur Mitte des Auftaktdrittels geraten die Gastgeber mehrmals in Unterzahl, Folge allzu kleinlicher Regelauslegung von Schiri Schurr, doch selbst eine 5-3 Überzahlsituation konnten die Haie nicht in Zählbares ummünzen. Oliver Jonas im EHC-Gehäuse konnte sich im weiteren Spielverlauf mehrfach auszeichnen, auch die Abwehr der Berliner lässt nur wenige erfolgversprechende Einschusschancen zu. Die Eisbären zwar spielbestimmend, es fehlte aber noch an Genauigkeit, so dass Rogles trotz einiger Berliner Torchancen seinen Kasten sauber halten kann. In die erste Pause geht es beim Stand von 1:0 für den EHC.
Der Mittelabschnitt begann mit Einschussmöglichkeiten für Shearer und Walker, Rogles blieb hier noch Sieger. Als Ex-Eisbär Boris Blank auf der Strafbank schmorte und eine weitere Strafe gegen die Haie angezeigt war, schlug das erfolgreiche Powerplay der Eisbären zu: Über Roberts und Kapitän Steve Walker gelangte die Scheibe zu Denis Pederson, der sich die Gelegenheit zum 2:0 nicht entgehen ließ (29.).
Nur wenig später wird KEC-Stürmer Steve Palmer zum Abkühlen auf die Strafbank geschickt und erneut rappelte es in der Kölner Kiste. Neu-Nationalspieler Rob Leask überbrachte Hans Zach sein Einstandspräsent per Schlagschuss, 3:0 (30.- Assists Roberts/ Beaufait). Auf den Rängen des Wellblechpalastes begannen schon mal die Siegesfeierlichkeiten, denn die Domstädter machten nun nicht mehr den Eindruck als könnten sie das Spiel noch drehen. Walker und Barta vergaben weitere Möglichkeiten das Ergebnis für die Gäste noch schmerzvoller zu gestalten, fast allein stemmte sich Rogles den Angriffen der Berliner entgegen. Chancenlos waren die Domstädter jedoch nicht. Nur wurde das Abwehrbollwerk der Eisbären dann doch mal ausgespielt, stand da noch ein überragender Oliver Jonas im Bärengehäuse und spätestens hier war Endstation für Zachs Mannen. In der 35. Spielminute fiel dann die frühe Vorentscheidung: Der von Hans Zach für die Nationalelf noch verschmähte Florian Keller legte für Kollegen Yvon Corriveau auf, der vernaschte Rogles, um dann locker zum 4:0 zu vollenden. Ein weiterer Assistpunkt wurde Youngster Alex Barta gutgeschrieben.
Dabei blieb es bis zur zweiten Pausensirene.
Nach etwas mehr als drei Minuten im Schlussdrittel pfiff Schiri Schurr, denn erneut hatte er ein Beinstellen eines Eisbärenspielers gegen einen Kölner ausgemacht. Diesmal schickte Schurr Fairchild in die Kühlbox. Den Gästen wollte es kaum gelingen ihre Powerplayformation einzunehmen. Ein Break von Rob Shearer stoppte Rogles. Den nachfolgenden Bully im Haie-Drittel gewann Pederson, der legte für Brad Bergen auf. Dessen Schlagschuss fand, noch abgefälscht, den Weg ins Netz (44.). 5:0 per Shorthander - eine Bestrafung für die Gäste. „Und so spielt man Unterzahl!“ und „Oh, wie ist das schön!“, schallte es durch den Welli. DuPont, Pederson, Shearer und Walker ließen weitere gute Möglichkeiten zu einem sechsten Treffer aus. Die Körpersprache der Gäste hingegen war eindeutig, mehr als Schadensbegrenzung war von Seiten der Haie nicht mehr zu erwarten. Keine zwei Minuten vor der Schlusssirene hätten die Kölner fast noch Jonas´ Shutout zu nichte gemacht. Doch Darryl Shannon hatte aufgepasst und den unter Jonas hindurch gerutschten Puck von der Linie gekratzt. Schluss! Aus! Sieg für die Eisbären!
Hans Zachs Statement nach dem Spiel fiel kurz aber eindeutig aus: „Ich gratuliere den Eisbären zu einem hochverdienten Sieg. Um heutzutage bestehen zu können, muss man sechzig Minuten bissig vor beiden Toren agieren. Die Berliner waren bissig, wir haben nur ab und an recht nett zwischen den Toren gespielt. Schon nach dem 2:0 zeichnete sich ab, was uns heute hier erwartet“. Nach der Leistung von Oliver Jonas befragt, fügte Zach hinzu: „Oliver gehört zu den besten deutschen Torhütern. In der derzeitigen Verfassung ist er vielleicht der beste Torwart der gesamten Liga. Ich bin froh ihn bei der Nationalmannschaft zu haben“.
Pierre Pagé hatte dem nicht viel hinzuzufügen: „Wir haben heute vieles richtig gemacht. Vor allem haben wir konsequent im eigenen Drittel agiert und wenig zugelassen. Olli war heute ganz stark.“, führte Pagé zufrieden aus.
Am kommenden Freitag erwarten die Berliner die Ice Tigers aus Nürnberg. Mit einer ähnlich guten Leistung wie gegen die Haie, sollte wieder tolles Eishockey garantiert sein. (mac/ok/REK)