Zwei ungleiche LänderspieleVom Top Team Sotschi zum Top Team Köln und Paris
„Ein Großteil unseres Kaders wird aus Spielern des Jahrgang 1989 und jünger bestehen“, sagt Bundestrainer Pat Cortina. „Dazu aber noch acht, neun Spieler des aktuellen A-Kaders.“ In Kürze wird der Coach den großen Kader bekanntgeben. „Eine Woche vor diesen Spielen gibt es dann den finalen Kader.“ Vor nicht allzu langer Zeit trug ein solcher Perspektivkader der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft einen Namen: Top Team Sotschi. Inzwischen hat sich herausgestellt: Der Name war zu optimistisch gewählt. Eine verkorkste WM vermasselte erst die Direkt-Qualifikation via Weltrangliste und dann ging auch noch das Qualifikationsturnier in die Hose. Aus der Traum von Sotschi. Vor zwei Jahren machten zwei Siege Hoffnung, auch im Ruhrgebiet: Da besiegte der Perspektivkader Deutschland das russische Pendant mit 4:3 nach Penaltyschießen in Essen und dann mit 4:1 in Duisburg.
Was Cortina von diesen Partien erwartet? Zunächst einmal Stolz. Trotz der verpassten Olympia-Chance. „Die Jungs sollen stolz sein, das Adler-Trikot zu tragen“, sagt er. Arbeitsmoral, Einstellung – damit sollen die Spieler aus dem Eis überzeugen. „Wir müssten mit unseren ‚Prospects‘ noch viel mehr Maßnahmen als bisher durchführen“, so Cortina. Von den Spielern selbst fordert er die richtige Einstellung. „Damit wir etwas geben können, müssen sie bereit sein, etwas zu nehmen.“ Klingt philosophisch, meint aber eigentlich nur eine professionelle Einstellung zum Sport, die etwas mit Demut und dem Willen, sich hin zum Erfolg zu entwickeln, zu tun hat.
Der lettische Kader wird nichts zu verschenken haben. Das Team in Weinrot hat direktere Ziele – nämlich sich ganz aktuell auf Sotschi vorzubereiten. „Wir müssen hingegen versuchen, schon jetzt alles dafür zu tun, um die Spieler zu entwickeln, die 2017 zu Hause bei unserer WM spielen könnten“, sagt Cortina. Ein „Top Team Köln und Paris“ sozusagen.
Wenn es aber um die so genannten „Prospects“, also die Zukunftskandidaten der Nationalmannschaft, geht, lohnt auch ein Blick nach Nordamerika. Die Zahl der dort spielenden jungen Deutschen – ob nun in den Juniorenligen oder den Minor Leagues – ist groß geworden. „Es ist für diese Jungs eine gute Sache, dort zu spielen. Uns fehlt etwas Vergleichbares auf diesem Niveau“, so Cortina. Der Nachteil ist freilich, dass es nicht einfach bis unmöglich ist, sie regelmäßig zu beobachten und zu Nationalmannschaftslehrgängen einzuladen. „Im Januar werde ich mir einige der Spieler ansehen“, sagt der Bundestrainer. „Im Sommer müssen wir dann mit ihnen arbeiten.“
Der Weg zurück zum Erfolg, oder zumindest weg vom Misserfolg, ist weit. Vielleicht beginnt er ja mit den Spielen im Ruhrgebiet. Die Hoffnung bleibt schließlich bestehen.