WM-Fazit aus deutscher Sicht - Bundestrainer in der Kritik
Deutschland hat zum ersten Mal nach dem Wiederaufstieg 2000 das
Viertelfinale verpasst. Zwei Siegen gegen Kasachstan und Österreich standen
ein Unentschieden gegen Lettland und drei Niederlagen gegen Tschechien,
Kanada und vor allen Dingen der Schweiz gegenüber.
Unter dem Strich ein klarer Rückschritt, verglichen mit dem letzten Jahr, wo
die Adlerträger in Göteborg den Kanadiern in der Verlängerung des
Viertelfinals unterlagen, und das auch noch nach einer umstrittenen
Anwendung der neuen Überzahlregel. Die deutsche Mannschaft, ob in zu
diskutierender Zusammensetzung oder nicht, zeigte viel zuwenig, um den
Ausdruck vom unglücklichen Ausscheiden zu gebrauchen. Lediglich die beiden
Torwarten Olaf Kölzig und Robert Müller waren über jede negative Kritik
erhaben, selbst wenn Ersterer sehr viele Scheiben abprallen ließ. In der
Verteidigung genügte lediglich Jan Benda höheren Ansprüchen, wenngleich er
gegen die Schweiz auch Schwächen erkennen ließ. Mirko Lüdemann begann
furchtbar schlecht, steigerte sich dann, um aber nie seine Normalform zu
erreichen. Der Rest bestand aus biederen Arbeitern, wobei Andreas Renz
wenigstens Selbstkritik übte. Und gerade die Selbstkritik fehlte Kapitän
Stefan Ustorf, dessen Stärke seit Monaten im verbalen Bereich zu suchen
sind. Das letzte Spiel bestätigte erneut, dass die Erfolgslosigkeit im
Mannheimer und Krefelder Dress keineswegs Eintagsfliegen waren. Deutschlands
bester Stürmer war Jochen Hecht; mit Abstrichen gefielen auch der schnelle
Eduard Lewandowski und der stets kämpfende Daniel Kreutzer. Doch der Rest...
Bleibt nur noch die Frage, ob die Zusammenstellung tatsächlich die richtige
war (wobei man nachher immer schlauer ist).
Womit wir beim Trainer sind...
Hans Zach baute schon, als wenn er eine Ahnung gehabt hätte, im Vorgespräch
vor dem Schweizer Match vor, als er auf das Fehlen des fast 40-jährigen Mark
MacKay, des 37-jährige Lenny Soccio und des zwei Jahre jüngeren Wayne Hynes
hinwies. Es hörte sich in der Tat nach Rückzugsgefecht an, und auch seine
sportliche Zukunft beim DEB stellte er in Frage.
Der Bundestrainer hat, das kann er sich ganz allein auf die Fahne schreiben,
unsere Nationalmannschaft nach 1998, wo er als Einstand die
Qualifikationsspiele in Slowenien verlor und somit abstieg, über den
sportlichen Aufstieg im Jahre 2000 wieder zu internationalem Glanz
verholfen. Diese seine Verdienste werden von keinem Menschen bestritten.
Doch haben sie den gebürtigen Bad Tölzer, wie er offensichtlich glaubt, in
eine unangreifbare Position gebracht und tragen dazu bei, dass er immer
hochmütiger auf kritische Fragen reagiert. Dass sich Hans Zach in seiner
typischen Art vor seine Truppe stellt, ehrt ihn zweifellos. Dass er aber
soweit geht und beispielsweise die bis dahin gezeigte Leistung des Kölner
Verteidigers Mirko Lüdemann nach dem Kanada-Spiel als “gut bis sehr gut”
beurteilt, bringt ihn an den Rand des Lächerlichen und vor allen Dingen
Unglaubhaften. Die Bemerkung eines Journalisten, dass der von ihm
nachnominierte Erich Goldmann doch bekannt für seine vielen Strafminuten
sei, konterte er mit der Antwort, dass er das nicht wisse. Unbefangene
Beobachter haben mitunter den Eindruck, dass Zach den Boden unter den Füßen
verloren hat und bohrende Fragen als Majestätsbeleidigung auffasst.
Der zumindest in Eishockeykreisen bekannte Düsseldorfer Journalist Ulf May
hat während eines WM-Turniers Ende der achtziger Jahre einen Artikel mit dem
Titel “Onkel Xavers Märchenstunde” verfasst. Er spielte auf die Art des
damaligen Bundestrainers Xaver Unsinn an, bei Pressekonferenzen alles
Mögliche zu erzählen, um nur nicht auf den Punkt zu kommen. Was Hans Zach
bei Pressegesprächen oder -konferenzen bevorzugt, hat nichts mit der
charmanten und weitschweifenden Plauderweise von “Mr. Eishockei” zu tun,
sondern mehr mit dem Herunterleiern nichtssagender Floskeln (“ich bin stolz
auf meine Mannschaft”), Selbstdarstellung (“das weiß ich alles ohne Bücher”)
und unsachlichen, grantigen Bemerkungen auf kritische Fragen (Beispiele
siehe oben).
Kein Wunder, dass einige Kollegen danach (hinter der hohlen Hand natürlich)
fragen, wie lange der Vertrag mit dem ehemals Alpenvulkan genannten Coach
der Kölner Haie noch gültig ist, und auch schon mal Namen wie Greg Poss oder
Pierre Page als eventuelle Nachfolger erwähnen. Hauptargument: Auch diese
Übungsleiter können mit jungen Akteuren umgehen, was längst nicht mehr die
Monopolstellung des Hans Zach ist. (Foto: D. Meier)