Wieder ein Stückchen im Mosaik
Playercard Düsseldorf mit neuem ServiceNahe
genug dran waren die Akteure mit
dem Adler auf der Brust, heuer für die riesengroße Sensation zu sorgen. Leider
ergaben sich mehrere Umstände, dass die Schützlinge von Hans Zach sich nicht
unter den besten vier Nationen platzieren konnten. Nüchtern bleibt
festzuhalten, dass es dem Bundestrainer und seinen Spielern erneut gelungen ist,
dem strahlenden Mosaik des Erscheinungsbildes unseres Nationalteams
ein neues Steinchen zuzufügen. Nach dem Gewinn des fünften Platzes von
1993 (damals waren jedoch Nationen wie die Slowakei, die Ukraine, Weißrussland
und Lettland noch nicht in der A-Gruppe, bzw. überhaupt noch nicht dabei) ist
Rang sechs sicherlich noch höher zu bewerten.
Nachfolgend
eine kurze Beurteilung unserer Akteure, die beinahe für die Sensation
schlechthin gesorgt hätten.
Robert
Müller: Der 22-jährige Krefelder kam in vier Spielen zum Einsatz. Dass drei
Partien verloren wurden, lag sicherlich nicht an ihm. Seine Stärke ist das
“nahtlose” Mitspielen; unnötiges Fixieren des Pucks ist ihm ein Gräuel.
Oliver
Jonas: Vor allen Dingen zeichnete sich der ein Jahr ältere Berliner gegen
Gastgeber Finnland beim 2:2 im letzten Spiel der Zwischenrunde aus. Mit einer
Fangquote von 96 % war der “Eisbär” nach dem Viertelfinale die Nummer eins
des ganzen Turniers.
Alexander
Jung: Die 24-jährige Zweittorwart der DEG Metro Stars kam bei diesem Turnier
nicht zum Einsatz.
Jochen
Molling: Ein Innenbandriss brachte den gebürtigen Berliner um sein 100. Länderspiel.
Wie immer, spielte der robuste Verteidiger auch in seinem fünften WM-Turnier
einen unauffälligen Part.
Sascha
Goc: 13 Schüsse aufs Tor stehen in seiner Statistik. Das ist für den mit 103
kg “schwersten deutschen Jungen” zuwenig. Untadelig allerdings seine
Defensivleistung. Nur selten verlor der ehemalige NHL-Crack einen Zweikampf.
Auch für ihn galt das Attribut unauffällig.
Christian
Ehrhoff: An der Seite von Vereinskamerad Daniel Kunce kam der
“Neu-Amerikaner” besser zurecht. Schade, dass ihm ein Torerfolg bei seinen
Alleingängen nicht vergönnt war. Zweikampfschwächen kompensierte er durch
nimmermüden Einsatz. Mit ca. 135 Minuten erhielt der Rheinländer die meiste
Eiszeit.
Mirko
Lüdemann: Beim letzten Spiel ging es wirklich nicht mehr. Trotzdem war der
Kapitän von Vizemeister Köln der beste Akteur der deutschen Mannschaft. Gleich
stark in Offensive und Defensive trieb er seine Leute immer wieder nach vorn und
ging stets mit gutem Beispiel voran.
Andreas
Renz: Zunächst als Verteidiger, dann als Stürmer, anschließend wieder als
Verteidiger eingesetzt, zeigte der 25-jährige Kölner erneut seine
Allrounderqualitäten. Allerdings kam er mit -5 in der Plus-Minus-Wertung am
schlechtesten weg.
Daniel
Kunce: Der typische Aufräumer spielte konsequent sein Spiel. Es heißt
kompromisslos in die Zweikämpfe gehen und die Scheibe so schnell wie möglich
aus der Defensivzone bringen. Dass er auf der Strafbank bei der Entscheidung in
der Verlängerung gegen Kanada saß und von einigen “Fachjournalisten” zum
Verlierer des Turniers abgestempelt wurde, hat etwas mit der Sportart zu tun. Es
handelt sich hierbei um Eishockey, wo Fouls nicht immer auszuschließen sind,
auch wenn man sie vermeiden will.
Lasse
Kopitz: Zusammen mit Christian Hommel nachnominiert, kam der Iserlohner zu vier
Spielen und machte sogar sein erstes WM-Tor. Der WM-Neuling, der nicht einmal im
offiziellen Guide Erwähnung fand, wurde sowohl in der Verteidigung als auch im
Sturm eingesetzt und tat dort mit viel Eifer sein Möglichstes.
Stephan
Retzer: Wieviel Vertrauen der Bundestrainer in den 26-jährigen Niederbayern
setzt, zeigt allein schon die Tatsache, dass er in der Verlängerung gegen
Kanada als einer von drei Deutschen gebracht wurde. Ansonsten bestritt der
unauffällige, aber selbstbewusste Blue-liner ein gutes Turnier.
Jan
Benda: Mit einem Wert von +8 führt der neue Kapitän die Plus-Minus-Wertung an.
Das sagt eigentlich alles über die Leistung des einzigen Legionärs im
deutschen Team. An ihm gibt es praktisch überhaupt nichts auszusetzen. Clever
im Zweikampf, gefährlich in seinen Vorstößen, sogar am Mikrofon ist der stämmige
Bursche einfach d a s Vorbild.
Sven
Felski: Es war seine mit Abstand beste WM, die der Ur-Berliner absolvierte. Und
ausgerechnet in der entscheidenden Phase des Turniers musste er auf einer
Rolltrage das Eis verlassen. Schade, vielleicht hätte gerade Sven Felski mit
seiner aggressiven Spielweise zu einem eventuellen Erfolg gegen Kanada
beigetragen. Gott sei Dank braucht der “Eisbär” nicht an den angerissenen
Kreuzbändern operiert zu werden.
Martin
Reichel: Der 29-jährige Neu-Frankfurter war in fast allen Spielen der Sturmführer
der “tschechischen Reihe” mit Marcel Goc und Tomas Martinec auf den Flügeln.
In seinem achten WM-Turnier profitierte er erneut von seiner großen Routine.
Nach einem kurzen Zwischenspiel als Außen stellte ihn Hans Zach wieder auf den
Centerposten, der dem kleinen Bruder von Weltstar Robert am meisten liegt.
Daniel
Kreutzer: Zunächst spielte der Flügelkämpfer nicht so spektakulär wie sonst,
doch gerade gegen Kanada gelang ihm ein wunderschönes Tor, als er einen Fehler
Mathieau Dandenault eiskalt ausnutzte und Keeper Sean Burke düpierte. Der Düsseldorfer
ist trotz seiner 23 Jahre bereits ein fester Bestandteil in der
Nationalmannschaft.
Tobias
Abstreiter: Von 106 Bullies 63 gewonnen, das ist eine der vielen Stärken des
routinierten Niederbayern. Leider behinderte den Center der Kassel Huskies eine
Adduktionrenverletzung immer mehr im Turnier. Er stand die Weltmeisterschaft nur
mit bewundernswerter Standhaftigkeit durch.
Tomas
Martinec: Der Sohn des ehemaligen Weltstars Vladimir zeigte eine disziplinierte
Leistung im gesamten Turnier. Dadurch wirkte der 27-Jährige allerdings auch
streckenweise gehemmt. Ein Schuss mehr Aggressivität wäre ihm zu wünschen
gewesen.
Eduard
Lewandowski: Seine technischen Fähigkeiten spielte der in Russland geborene Außenstürmer
vor allen Dingen in den beiden letzten Spielen gegen Finnland und Kanada voll
aus. Ihm kam ohne Zweifel zugute, dass er im letzten Sommer zu den Kölner Haien
wechselte und somit auch im Verein unter Hans Zachs Fittiche kam.
Tino
Boos: Als Lohn für seine gute Saison bekam der in Düsseldorf geborene und für
Köln spielende Sohn von Ex-Nationalspieler Wolfgang Boos eine Chance, sich nach
drei Jahren wieder bei einer WM zu bewähren. Vor allen Dingen im defensiven
Bereich arbeitete der 28-Jährige zufriedenstellend.
Leonard
Soccio: Der einzige “60er” (in den sechziger Jahren geboren) bestach erneut
durch seinen unerhörten Einsatzwillen. Das Urgestein der Hannover Scorpions
erweckte nicht den Eindruck, als würde er freiwillig seine Centerposition im
Nationalteam räumen. Zwei Tore und drei Beihilfen machten ihn zum Topscorer der
Zach-Schützlinge.
Klaus
Kathan: Vor allen Dingen im Spiel gegen Finnland demonstrierte er sein Können,
doch von seiner Glanzform ist der gebürtige Bad Tölzer ein kleines Stückchen
entfernt. Einsatzbereitschaft und Kampfgeist sind in Ordnung, aber die Gefährlichkeit
lässt der Sohn des Damen-Nationalatrainers hin und wieder vermissen.
Boris
Blank: Bereits im zweiten Spiel schied der 24-jährige Außenstürmer der Eisbären
Berlin mit einer Schultereckgelenkverletzung aus. Somit hatte er mit knapp 18
Minuten die kürzeste Einsatzzeit aller deutschen Akteure. Trotzdem gelang ihm
ein Tor. Vielmehr als mit seiner Leistung beschäftigten sich die Journalisten
mit seinem eventuellen Wechsel zu den Kölner Haien trotz eines gültigen
Vertrages beim derzeitgen Arbeitgeber.
Marcel
Goc: Selbstbewusst wie ein Großer, so präsentierte sich der Jüngste im Team während
des gesamten Turniers. Es wäre nicht verwunderlich, wenn Marcel Goc bereits in
diesem Sommer der Ruf jenseits des Atlantik ereilt. Dem 19-Jährigen hat die
Saison in Mannheim gut getan. Ihm ist der große Sprung in die NHL in kurzer
Zeit durchaus zuzutrauen.
Christian
Hommel: Wie sein Iserlohner Mannschaftskamerad Lasse Kopitz wurde 22-Jährige
nachnominiert und kam in vier Spielen zum Einsatz. Er bemühte sich nach Kräften,
seine Aufgaben zu erfüllen, war natürlich nicht in der Lage, Akzente zu
setzen. Allerdings fügte er sich nahtlos in das Teamgefüge ein.
Andreas
Morczinietz:Seine drei Treffer machten ihn zum Toptorschützen der Adlerträger.
Vielleicht entschädigt ihn das ein wenig für seine recht durchwachsene erste
Saison bei den Kölner Haien. Ansonsten erfüllte er die in ihn gesetzten
Aufgaben wie immer zur Zufriedenheit seines Trainers. Im Gerüst der
Nationalmannschaft spielt der gebürtige Oberbayer bereits eine tragende Säule.