Uwe Krupp: Unser Game Plan hat funktioniert

Die Stadt Amiens in der Picardie hat 160.000 Einwohner und viel zu bieten. Eine riesengroße Kathedrale, in welche die berühmte Notre Dame de Paris zweimal hineinpassen könnte, wunderschöne Grachten und alte Fachwerkhäuser fast wie in Holland. Die Küste ist nicht fern und lädt ebenso zu Ausflügen ein wie die 80 Kilometer entfernt gelegene Hauptstadt Paris.
Für Bundestrainer Uwe Krupp und die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft blieb indes trotz des spielfreien Mittwochs bei der B-WM keine Zeit für Sightseeing. "Wir werden trainieren und uns auf den nächsten Gegner aus Großbritannien vorbereiten. Unser Game Plan ist bisher aufgegangen, wir haben den Gegnern nicht den Gefallen getan, bedingungslos anzugreifen, sondern mit viel Geduld auf unsere Chancen gewartet, Druck gemacht und die Japaner beim 4:0 Sieg zu Scheibenverlusten gezwungen. Mit den Ergebnissen der ersten beiden Spiele sind wir sehr zufrieden, aber wir müssen mit dem weiteren Turnierverlauf besser werden und unser bestes Spiel am Schluss gegen Frankreich abliefern."
Verteidiger Sascha Goc, bisher einer der besten Deutschen, sah dies ähnlich: "Wir müssen solide spielen, Fehler können wir uns nicht erlauben, die würden die Gegner sofort bestrafen. Es ist immer sehr schwer für uns und je länger das Turnier dauert, desto härter müssen wir arbeiten." Die B-WM ist erwartungsgemäß keine Gala für die Deutschen, sondern ein hartes Stück Arbeit, eine unangenehme Pflicht, die sie erfüllen müssen, um direkt wieder in die A-Gruppe aufsteigen zu können. "Wir sind ein Team, das viele Chancen braucht, also müssen wir uns viele Chancen erarbeiten", sagte Uwe Krupp. "Unser Weg ist eben nicht einfach. Aber wir haben gegen die läuferisch starken Japaner kein Gegentor zugelassen und einen Weg gefunden, das Spiel zu gewinnen. Jetzt müssen wir dasselbe gegen die mehr körperlich spielenden Briten schaffen."
"Die Briten haben ein paar große Spieler, wir müssen unser System konsequent durchziehen und dürfen nicht den Fehler machen, blind nach vorne zu stürmen", ergänzt Sascha Goc, dessen jüngerer Bruder Marcel zu den besten deutschen Stürmern zählt und gerade mit den San José Sharks in den Play-offs der besten Liga der Welt spielt. "Ich habe gerade mit Marcel gesprochen und halte ihn auf dem Laufenden". Zwei Brüder, die gerade in zwei verschiedenen Eishockey-Welten leben.
Dass die Briten nicht auf die leichte Schulter genommen werden dürfen, bewiesen sie Dienstag Abend bei ihrer 0:1 Niederlage gegen Gastgeber Frankreich, als sich die favorisierten Franzosen sehr schwer taten. Die deutsche Mannschaft hat im Japan-Spiel gelernt, wie dieses Turnier läuft: Es ist keine Eishockey-Gala, an deren Ende der triumphale Aufstieg steht, sondern harte, unangenehme Arbeit.
Alexander Brandt
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