Uwe Krupp: "Gute Resultate folgen immer guten Leistungen"
Die Verpflichtung Uwe Krupps als Assistenztrainer der
Nationalmannschaft hat für Verwirrung gesorgt, schließlich wurde Krupp
zunächst als neuer Bundestrainer angekündigt. Deutschlands einziger
Stanley-Cup-Champion (1996 mit Colorado) sieht das allerdings weniger
problematisch. Wie er sich die zukünftigen Aufgaben vorstellt und warum
er auch ein DEL-Engagement für die Zukunft nicht
ausschließt, teilte Krupp im Hockeyweb-Interview aus dem
Trainingslager der Nationalmannschaft in Füssen mit.
Hockeyweb: Herr Krupp, bisher kannten Sie viele
Nationalspieler nur von DVDs, wie ist Ihr persönlicher Eindruck von den
ersten Tagen in Füssen?
Krupp: Sehr positiv, wir haben eine junge Mannschaft, mit der
man einen Kern für die Zukunft bilden kann. Mit den jüngeren Spielern
kann man neue Ideen besprechen, wir haben eine sehr gute Atmosphäre.
Alle ziehen voll mit und wissen, dass man die letzte WM nicht mehr
ändern kann, wohl aber das, was morgen passiert.
Hockeyweb: Durch den Wegfall des Canada-Cups und den engen
Terminplan der DEL gibt es vor der B-WM nur wenige Testspiele für
das Team. Wird man die Olympischen Spiele zur Vorbereitung auf Amiens
nutzen müssen?
Krupp: Für eine Nationalmannschaft gibt es nie genügend
Vorbereitungsspiele. Man kann nicht gegen Tschechien spielen und sagen:
Wir probieren heute mal dieses und jenes aus. Olympia gibt uns die
Chance, unser Spiel zu spielen und gute Leistungen zu bringen. Wenn wir
gute Leistungen bringen, folgen auch gute Resultate. Kritisch werden
die Resultate erst bei der B-WM, aber wenn wir unser Spiel bis dahin
gefunden haben, werden wir gute Ergebnisse erzielen.
Hockeyweb: Wie soll das Spiel aussehen? Greg Poss schwört auf Forechecking, Sie selbst bevorzugen eher die Defensive?
Krupp: Wir treffen uns in der Mitte. Wir wollen ein einfaches
System spielen, das unsere Spieler auszeichnet. Unsere Qualitäten wie
Kampfgeist müssen eingebracht werden, den Gegner zu Fehlern zu zwingen,
aber auch anzugreifen, wenn es die Situation erlaubt. Wir müssen die
Spieler einstellen, sie sollen an unser Konzept glauben und dann die
Entscheidungen auf dem Eis treffen. Wie gesagt, Eishockey ist ein
einfaches Spiel.
Hockeyweb: Wie ist die Zusammenarbeit mit Greg Poss und Klaus Merk geregelt?
Krupp: Es gibt keine Verteilung der Aufgaben, alle
Entscheidungen werden vom Stab insgesamt getroffen. Klaus Merk wird
sich als Torhüter sicher mehr um die Goalies kümmern, aber generell
gibt es keine klare Verteilung. Bei den Spielen hinter der Bande wird
es anders aussehen, darüber haben wir noch nicht gesprochen.
Hockeyweb: Sie haben als Spieler mit Trainer-Legenden wie
Scotty Bowman gearbeitet. Hat der Sie besonders geprägt und bringen Sie
etwas von ihm mit in Ihren Job als Trainer ein?
Krupp: Jeder Trainer hat mir etwas beigebracht, nicht ein
einziger ganz allein. Trainer wie Bowman oder Marc Crawford, Al Arbour
waren sich in Ideen und Prinzipien sehr ähnlich. In 17 Jahren NHL ist
mir kein Trainer begegnet, der dramatisch anders gewesen wäre. Diese
Prinzipien will ich auch vermitteln.
Hockeyweb: Sie haben ausgezeichnete Verbindungen zu den
Kölner Haien, könnten Sie sich vorstellen, dort einmal Nachfolger von
Hans Zach zu werden?
Krupp: Mit Sportdirektor Rodion Pauels vom KEC habe ich seit
meiner Kindheit ein gutes Verhältnis und deswegen auch zum KEC. Ich
werde oft gefragt, ob das jetzt mein Einstieg in die Trainer-Karriere
ist. Das kann man schwer planen, die Karriere eines Trainers ist nicht
so vorgezeichnet wie die eines Spielers. Ich will nichts ausschließen,
aber jetzt muss ich erst einmal mit der Nationalmannschaft einen guten
Job machen, alles weitere wird man dann sehen.
Interview: Alexander Brandt