Uwe Krupp: Ein Sprungbrett fürs Weiterkommen

Gute Stimmung bei der Pressekonferenz in der
SAP-Arena: DEB-Nationaltrainer Uwe Krupp ist voll des Lobes auf seine Spieler
vor der Begegnung gegen die Slowakei am 3. September um 18.30 Uhr. Der Test
gegen einen Gegner, der in seinem Kader alles aufgeboten hat, was von seiner
Seite Rang und Namen hat in Europa, soll zeigen, was deutsche Spieler den Sommer
über geleistet haben. Und das, sagt Uwe Krupp, sei beachtlich. Namentlich hob er
Mannheim hervor, hier stimme die Kondition eindeutig. Aber auch andere hätten
sich ins Zeug gelegt und Fitness getankt. Nationaltorhüter Robert Müller
richtete eine Bitte an die Fans: Die Spieler hätten gerne Unterstützung von den
Rängen. Es gibt noch Karten, Stehplätze bereits für zehn Euro.
Uwe Krupp misst der Begegnung Bedeutung
zu: "Jedes Länderspiel in der Vorbereitung bringt uns unseren Zielen näher",
meinte er. Nach dem Aufstieg habe man jetzt wieder jene Gegner, die auf hohem
Niveau spielten. Klares Ziel müsste übrigens der Klassenerhalt sein. Krupp: "Wir
wollen uns wieder etablieren bei den besten Teams der Welt."
2007 findet die Weltmeisterschaft in
Moskau statt, 2010 dann im eigenen Lande, auch in Mannheim. In dem Zusammenhang
hob DEB-Sportdirektor Franz Reindl die gute Zusammenarbeit mit den Adlern
hervor. Großes Lob für Gesellschafter Daniel Hopp und Sportmanager Marcus Kuhl:
"In Mannheim wird wirklich professionell gearbeitet. Alle Verträge sind unter
Dach und Fach. Wir wünschten, das wäre überall so, für Moskau etwa ist noch
vieles offen."
Angestrebt werde weiterhin die
Qualifikation für die Olympischen Spiele, betonte Franz Reindl. Er sprach im
Eishockey von "einem Licht am Horizont, das wir erreichen wollen". Viele seiner
jetzigen Spieler seien so jung, dass sie 2010 mit auflaufen würden und könnten.
Der Kader umfasst etwa 40 Cracks, sie werden immer wieder getestet. Inwieweit
die jetzige Mannschaft schon für die nächsten Jahre steht, das mag keiner zu
beantworten, jeder müsse sich erstmal beweisen. "Wir brauchen Spieler, die vier
bis fünf Begegnungen konstant durchspielen können", so der Bundestrainer, der
großen Wert auf Kondition legt.
"Die Slowaken nehmen jedes Spiel sehr,
sehr ernst", betonte Krupp, sie hätten aus Europa ihren besten Kader
zusammengezogen. Es falle der deutschen Mannschaft seit Jahren schwer, gegen
diesen Gegner zu gewinnen. Außerdem kommt dem Spiel eine weitere Bedeutung zu,
weil die Slowaken in Moskau in einer Gruppe mit den Deutschen spielen.
Marcus Kuhl weiß, dass es in der
Ferienzeit schwer ist, eine große Halle voll zu bekommen. Aber man hoffe auf
5000 bis 6000 Zuschauer. Für Mannheim ist ein solches Spiel auch ein gewisser
Test vor der WM im eigenen Lande. Man weiß, dass die Adler-Anhänger
eishockeybegeistert und fachkundig sind.
Torwart Robert Müller, der den Sommer
über nicht nur kräftig Kondition getankt, sondern auch bewundernswert einige
Kilos runtertrainiert hat, freut sich auf das Spiel: "Es ist immer eine Ehre,
bei der Deutschen Nationalmannschaft zu spielen", meinte er und auch "dass das
beim Heimteam natürlich noch besser ist". Müller, der schon vor Jahren ein Adler
war, kehrte jetzt, zur Freude sehr vieler, an die alte Wirkungsstätte zurück. Er
wünscht sich ein "würdiges Event" und ist sicher, dass man auf die Adlerfans
bauen kann.
Dass man gegen den Abstieg bei der
A-Weltmeisterschaft spiele, das weiß er auch, "alles andere wäre ein Zuckerl für
obendrauf". Uwe Krupp bestätigte der Goalie eine glückliche Hand mit seinem
Team, "jeder schaut zu ihm auf, wir wissen alle, was er geleistet hat", meinte
Müller. Der Trainer selbst meinte eher bescheiden, "dass ich schon glaube, dass
wir eine Vertrauensbasis haben".
Er hat ganz konkrete Vorstellungen vom
Eishockey. An der Bande der Nationalmannschaft steht er liebend gerne, "aber die
ist ein fertiges Produkt, unsere wichtigste Baustelle ist der Nachwuchs". Und da
bringt sich Krupp ebenfalls mustergültig ein. Betreut mit seinem Nationalteam-Co
Ernst Höfner auch die U 20, in diesem Falle ist er der Vize, Höfner der Chef,
ist auch bei den anderen Jugendmannschaften hinter der Bande zu finden. Und er
interessiert sich für alle Teams von den ganz Kleinen an. Der DNL bescheinigt er
große Wichtigkeit, man merke schon nach den ersten Jahren, welche Qualität hier
geleistet werde. Und die Nachwuchsliga entwickle sich ja immer weiter, Krupp
setzt große Hoffnungen auf sie: "Das ist ein erheblicher Vorteil für uns."
Wie meistert er denn die Tatsache eines
Wohnsitzes in Übersee mit dem Training der Nationalmannschaft, wollte ein
Journalist wissen und spielte auf den ehemaligen Fußball-Bundestrainer Jürgen
Klinsmann an. Für ihn stelle das kein Problem dar, meinte Krupp, er sei in
sieben oder acht Stunden in Frankfurt, werde wichtige Termine selbstverständlich
wahrnehmen, sähe sich aber sonst eher in einer unterstützenden Rolle. Er wolle
den Clubs nicht reinreden, möchte auch nicht, dass sich Spieler besonders ein
Bein rausrissen, nur weil er auf der Tribüne säße. Für ihn zähle, was einer im
Laufe einer Saison bei seinem Arbeitgeber leiste.
Die A-Nationalmannschaft steht für Krupp
auf einem anderen Blatt als die Nachwuchsarbeit. Franz Reindl bestätigte in dem
Zusammenhang, dass Krupp bei beidem fest im Sattel säße. Klar scheint aber auch
zu sein, dass Krupps Engagement beim deutschen Nachwuchs langfristig angelegt
ist, unabhängig von seinem Trainerposten bei der A-Nationalmannschaft, für die
er derzeit einen unbefristeten Vertrag besitzt.
Franz Reindl erzählte dann noch im
Gespräch mit Hockeyweb von der B-WM in Frankreich und dort vor allem von der
herzerfrischenden Begegnung mit den Israelis, die Hockeyweb ja in Metula in
Israel besucht hatte. Die israelischen Spieler wären einfach nur super gewesen
menschlich, freute sich der DEB-Sportdirektor. Schon vor dem Spiel, erst recht
nach Abpfiff. "Die sind gleich mit uns in die Kabine gegangen", lachte Reindl,
"gar nicht erst in ihre." Das sei wie in früheren Zeiten bei Turnieren gewesen.
Die Chemie hätte hundertprozentig gestimmt zwischen Israelis und Deutschen.
Der Sportdirektor freut sich jetzt auf
ein ganz anderes Ereignis: In Garmisch-Partenkirchen wird am 16. September groß
gefeiert. Die Meistermannschaft von 1980 hat eingeladen und viele ehemalige
Meister, auch aus anderen Jahren, immerhin trug der SCR zehnmal in seiner
Vereinsgeschichte die Krone davon, haben zugesagt. Es gibt eine Riesenfete, der
Erlös soll dem SCR-Nachwuchs zugute kommen. Angesagt hat sich auch die Witwe von
Vlado Dzurilla. Der unvergessene Weltklassetorhüter war mit den
Garmisch-Partenkirchnern Meister im Jahre 1981. Wer immer das Glück hatte, ihn
kennenzulernen, betrauert ihn noch heute. Und erinnert sich gleichzeitig an
viele wunderbare, oftmals lustige Momente mit Vlado. Franz Reindl macht da keine
Ausnahme.
Angelika von Bülow