Unter dem Radar: Justin Krueger und ein Stück HeimatDer Verteidiger überzeugte am Osterwochenende im DEB-Team
„Justin ist ein erfahrener Verteidiger, spielte in den letzten Jahren aber vor allem sehr defensiv“, sagte Bundestrainer Pat Cortina. „Hier hat er uns nun gezeigt, dass er auch offensiv Akzente setzen kann.“ Beim Traditionsclub in Bern scheint er die Macher auch überzeugt zu haben. Im vergangenen November hat Krueger, der Sohn des früheren Schweizer Nationaltrainers Ralph Krueger, seinen Vertrag gleich um drei Jahre bis 2018 verlängert. SCB-Sportchef Sven Leuenbeger sagte damals in der Berner Zeitung: „Justin ist groß, spielt sehr solid, mannschaftsdienlich und ist selten verletzt. Er wird unterschätzt. Ich bin aber überzeugt, dass seine besten Jahre als Verteidiger erst noch kommen werden.“ Bei den aktuellen Länderspielen deutete er an, dass diese Einschätzung richtig ist. Denn gerade im ersten Spiel, als oft die Abstimmung im Team noch hakte, sorgte er durch seine individuelle Klasse für Ordnung.
Teilweise hartnäckig hält sich immer noch das Gerücht, Justin Krueger hätte noch nie für einen deutschen Verein gespielt. Das ist nur beinahe richtig – und deswegen war die aktuelle Trainingswoche im Ruhrgebiet etwas Besonderes für den 28-Jährigen. Am Samstag nämlich musste das DEB-Team zum Training nach Duisburg ausweichen, weil die Oberhausener Arena durch ein James-Last-Konzert belegt war.
Als die Einheit beendet war, schaute er sich immer wieder lächelnd um, als die U8-Spieler des EV Duisburg um ihn herumwuselten, die nach der Nationalmannschaft mit dem Training an der Reihe waren. Denn die Szenerie hat ihn an seinen eigenen Werdegang erinnert. „Es ist richtig schön, nach Duisburg zurückzukommen“, sagt Krueger. „Hierher, wo alles angefangen hat. Da schließt sich ein Kreis.“
„Mein Vater hat ja zwischen 1989 und 1991 für Duisburg gespielt. Daher habe ich als Bambini meine ersten Schritte hier auf diesem Eis gemacht. Hier hat es angefangen. Unglaublich, dass ich nach so vielen Jahren mit der Nationalmannschaft zurückkomme“, erinnert Justin Krueger an die Traineranfänge seines Vaters, der im genannten Zeitraum Spielertrainer beim damaligen Zweitligisten Duisburger SV 87 war, dem Vorgängerverein des EV Duisburg. Tatsächlich hatte Justin Krueger nun erstmals seit seiner Bambini-Zeit wieder Duisburger Eis betreten. Die Banden sind neu, die Kabinen auch, das Licht ist heller. „Aber sonst hat sich nicht viel geändert“, freut sich Krueger, dass er ein Stück Heimat wiederentdeckt.
Und die ist Duisburg tatsächlich für ihn. Heimat. 2011, ein Jahr nach seinem Debüt in der A-Nationalmannschaft bei der Heim-WM 2010 in Köln, kam er schon einmal nach Duisburg zurück. „Ich wollte meiner Freundin zeigen, woher ich komme.“ So ging es auch zur Eissporthalle. „Das war im Sommer, da war die Halle leider zu.“ Also ging es weiter, zu dem Haus, wo die Kruegers damals wohnten. „Die Nachbarn sind noch die gleichen“, freut sich Justin Krueger. Denn die Erinnerungen sind schön. „Von der Nachbarin habe ich damals immer Süßigkeiten bekommen“, lacht er. Und sie wiederum freute sich damals, den inzwischen gar nicht mehr so kleinen Justin wiederzusehen. „Auch mein Vater hat nur gute Erinnerungen an Duisburg.“
Nach seiner Bambini-Zeit an der Wedau hat er dann aber tatsächlich nicht mehr für einen deutschen Verein gespielt. Er spielte – nach Ralph Kruegers Wechsel dorthin – für den Nachwuchs von Feldkirch (Österreich), später dann für Davos (Schweiz). In Nordamerika lief es für die Penticton Vees in einer Juniorenliga in British Columbia auf, später ging es zum Team der Cornell University nach Ithaca, New York. Abgesehen von einem Engagement bei der Charlotte Checkers (American Hockey League) blieb er dem SC Bern treu.
Dort hat er nun wie gesagt seinen Vertrag bis 2018 verlängert. Also kein Interesse an der DEL? „Oh, doch. Ich schaue mir die Spiele im Fernsehen an. Die Liga und die deutschen Fans machen eine Menge Spaß. Aber ich fühle mich derzeit wohl, außerdem kommt meine Freundin aus Bern. Ich freue mich aber immer, für die Nationalmannschaft zu spielen und viele Stadien zu erleben.“
Kurz bevor die Nationalmannschaft in Duisburg trainierte, gingen die heimischen Füchse aufs Eis. „Von außen kann ich nur sagen, dass das eine schnelle und spritzige Mannschaft ist, in der es auch menschlich zu stimmen scheint. Ich hoffe, dass die Jungs den Aufstieg in die 2. Liga schaffen.“
Seine eigenen Aufgaben sind klar – dem DEB-Team die nötigen Stabilität zu geben und so dazu beizutragen, dass es für die deutsche Mannschaft gut bei der WM in Tschechien läuft. Aktuell verteidigte er mit Newcomer Oliver Mebus, half also einem Debütanten bei seinen ersten Schritten im A-Kader. Und auch diese Aufgabe hat Krueger gut gemeistert.