Schnipsel von der Leine (1)

Zumindest ist es ein neuer Name, der das mit einer zweijährigen Unterbrechung seit Ende der achtziger Jahre stattfindende Turnier ziert. TUI Nations Cup nennt sich das Ereignis mit dem Hauptspielort Hannover. Das Atmosphäre entspricht jedoch dem trüben, tristen Novemberwetter. Lieblos ist das Turnier aufgezogen. Von Werbung überhaupt keine Spur. Eine Stunde vor dem ersten Match in der TUI Arena, Slowakei gegen Kanada, spielt sich im Pressezentrum überhaupt nichts ab. Keine einzige gedruckte Information ist vorhanden, auf den Tischen herrscht gähnende Leere. “Von den 40 Akteuren, die die Kanadier auf ihrer Liste hatten, nehmen zwei an diesem Turnier teil”, so der dem Anschein nach einzig fähige Mitarbeiter im Pressezentrum, “da können wir nichts machen.” Die Primitivität ist kaum zu überbieten. Schon am Presseeingang herrscht Unwissenheit. Eine Mitarbeiterin versucht, die entsprechenden Anmeldungen zu finden. Entnervt gibt sie auf und übergibt einigen Medienvertretern die Ausweise quasi freihändig. Als ein Journalist seinen internationalen Ausweise zeigt, auf welchem das für jeden Europäer verständliche Wort “Press” zuoberst steht, fragt die Unbedarfte, ob so die Firma heißt, für die er arbeitet.
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Spurlos scheinen die letzten Jahre des Weltgeschehens an einigen Mitbürgern vorbei gegangen zu sein. Vorgestern wurde in der Mannheimer SAP Arena der Slowake Lubomir Petrovicky zum besten tschechischen Spieler gewählt. In Hannover fragte ein Parkplatzwächter einige slowakische Kollegen, ob sie aus der Tschechoslowakei kämen, was sie grinsend bejahten. Daraufhin bekamen sie ihre Parkplatzausweise. Man vergesse dabei nicht: Die Slowakei ist seit dem 1. Januar 1993 unabhängig.
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Mannschaftsaufstellungen sind nicht zu finden. Auch seitens des DEB wurde nicht vorbereitet. Ein Programm: Pustekuchen; Pressemitteilungen: Fehlanzeige; auf entsprechende Fragen bekommt man von den arbeitswilligen, aber schon mit den einfachsten Dingen völlig überforderte Mädchen haarsträubende Antworten. Eine Medienvertreterin, die jeden Deutschland-Cup mitmachte: “’Das ist liebloser als 1997 in Füssen, wo der letzte Wettbewerb dieser Art in Süddeutschland stattfand.”
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Auch am gestrigen Abend war leider vom Schwung, den unter Nationalteam beim 7:2-Sieg gegen die USA in Mannheim demonstrierte, nichts zu sehen. Entsprechend zugeknöpft gab sich Bundestrainer Greg Poss nach dem ernüchternden 0:2 gegen die Schweiz, wo in den Unterbrechunge sinnigerweise Kölner Lieder gespielt wurden, bei der Pressekonferenz. “Wir haben sehr gut gespielt. Wenn wir weiter so spielen, wird das Turnier ein Erfolg.” Der smarte Schweizer Coach Ralph Krueger verteilte artig Komplimente: “Deutschland ist keine B-Nation. Es war kein hübsches Spiel. Beide Teams liegen im Niveau dicht beieinander.”
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Erstaunen auch wegen der Tatsache, dass der Unparteiische Roland Aumüller aus dem oberbayrischen Ottobrunn die Partie Deutschland gegen die Schweiz leitete. DEL-Schiedsrichter-Beauftragter Stefan Trainer (Bad Aibling): “Das ist eine schöne Motivation für die Schiedsrichter.”
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