Rund um den World Cup
Ein paar interessante Fakten stellten die Verantwortlichen des World Cup of Hockey 2004 zusammen. Demnach sind fünf Brüderpaare an der Scheibe. Die Gebrüder Reichel (Martin, der "Deutsche", und Robert, der "Tscheche") spielen gar in verschiedenen Teams. Dazu gehören noch die Finnen Mikko und Saku Koivu sowie Jarkko und Tuomo Ruutu, die schwedischen Zwillinge Daniel und Henrik Sedin sowie die Deutschen Marcel und Sascha Goc. Die Kaberles konnten nicht im Zweierpack auftreten, weil Frantisek jun. sich verletzungsbedingt abmelden musste; so vertritt nur Tomas die Familie, zu der auch Vater Frantisek sen. gehört.
Unser Team ist mit 26,9 Jahren im Durchschnitt das jüngste. Die ältesten Strategen stellen die US-Boys (oder muss man dann sagen, die US-Opas?) mit 31,6 Lenzen. Der jüngste Crack überhaupt ist der russische Stürmer Alexander Owetschkin mit 18 Jahren und 11 Monaten; unsere Akteure Marcel Goc (21 Jahre) und Christoph Ullmann (21 Jahre, 3 Monate) liegen auf Rang vier bzw. fünf. Senior des gesamten Turniers ist Chris Chelios mit sage und schreibe 42 Jahren und 7 Monaten. Interessant auch, wieviele Spieler die einzelnen NHL-Vereine (alle sind übrigens dabei) abstellen. Den Vogel schießen die Vancouver Canucks mit zehn Berufungen (vier Schweden, je zwei Tschechen und Finnen sowie je ein Russe und Kanadier) sowie die Colorado Avalanche (vier Finnen, je zwei US-Amerikaner und Kanadier sowie je ein Tscheche und ein Schwede) ab. Die Chicago Blackhawks (Tuomo Ruutu) und die Carolina Hurricanes (Josef Vasicek / CZE) sind nur mit einem Crack vertreten.
Übrigens, die Prager Sazka-Arena, Hauptschauplatz der letzten WM, brachte es seit dem Finalspiel Kanada gegen Schweden bis zum gestrigen Spiel der Tschechen gegen Deutschland (was ja immerhin ca. dreieinhalb Monate sind) gerade ´mal auf zwölf Veranstaltungen (oder Events); manche tschechischen Kollege reden gar nur von sechs. Ob sich die Lottogesellschaft Sazka im wahrsten Sinne des Wortes gründlich verzockt hat?
Tschechien - Deutschland 7:2 (0:0, 5:0, 2:2)
Auch im letzten Gruppenspiel hatte Außenseiter Deutschland keine Siegeschance. Dabei sah es in den ersten 20 Minuten tatsächlich so aus, als könnte die deutsche Mannschaft mit dem hochfavorisierten, allerdings bis dahin ebenfalls punktlosen Gastgeber mithalten. Die Adlerträger, die ohne Marcel Goc antraten und bei denen die beiden Topstars Jochen Hecht und Marco Sturm in zwei verschiedenen Reihen spielten, übernahmen nach den ersten vier, fünf Minuten gar das Kommando gegen die nachlässig wirkenden Tschechen. Marco Sturm hatte in der sechsten Minute die erste Gelegenheit zur Führung, doch sein Schuss traf genau den tschechischen Schlussmann Tomas Vokoun. Dann scheiterten nacheinander Mirko Lüdemann, Eduard Lewandowski und Tomas Martinec. Auch Jochen Hecht hatte mit seinem blitzschnellen Drehschuss in der 13. Minute kein Glück. Nachdem Daniel Kreutzer auch die x-te Gelegenheit versiebte, kamen, vom Publikum leidenschaftlich angefeuert, die Tschechen, die auf Robert Reichel und Martin Rucinsky verzichteten, während Franz Reindl Olaf Kölzig, Christoph Schubert, dem besagten Marcel Goc sowie Martin Reichel eine Pause gönnte. Innerhalb von 176 Sekunden war dann zu Anfang des Mitteldrittels der deutsche Traum von einer Überraschung oder sogar Sensation ausgeträumt. Ein mächtiger Schlagschuss von Marek Zidlicky in Überzahl, den Robert Müller beinahe noch unschädlich gemacht hat, eine mustergültig vorgetragene 2:1-Kombination, die der heranbrausende "Dritte" abschloss, sowie eine Extraeinlage von Jaromir Jagr, der zunächst Dennis Seidenberg wie einen Anfänger aussehen ließ und dann auch noch Müller düpierte, bedeuteten die Vorentscheidung. Die Deutschen hatten immer weniger zu bestellen und bemühten sich jetzt nur noch, es nicht zu einer Katastrophe kommen zu lassen. Der Krefelder Schlussmann hatte nach 30:17 Minuten seinen Platz dem Eisbären Oliver Jonas überlassen. Schon bei seinem ersten Einsatz musste er die Scheibe aus dem Netz fischen, nachdem ihm Milan Hejduk den Puck zwischen die Schoner platzierte. Im letzten Abschnitt waren die Kontrahenten schon mehr oder weniger mit den Gedanken im Viertelfinale, wenngleich sich um ein Haar noch eine Massenrauferei entwickelt hätte. Fazit: Alle drei Gegner waren mindestens eine halbe Nummer zu groß für die Schützlinge von Interimcoach Franz Reindl.
Tore: 1:0 (22;56) Zidlicky (Straka, Prospal), 2:0 (24;27) Slegr (Dopita, Sykora), 3:0 (25;52) Jagr (Prospal), 4:0 (30;50) Hejduk (Elias), 5:0 (35;48) Elias (Havlat).5:1 (43;55) Boos (Lewandowski), 6:1 (48;59) Havlat (Vlasak, Hamrlik), 6:2 (57;19) Hecht (Leask), 7:2 (58;36) Prospal. - Zuschauer: 11.944. - Schiedsrichter: Joanette, Koharski. - Strafminuten: Tschechien 8, Deutschland 10.