Respekt vor großen Namen abgelegtDeutschland – Russland 2:4

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Man musste das Schlimmste befürchten für das deutsche Team, als Russland bereits nach fünfeinhalb Minuten 3:0 in Führung ging – drei Tore in 90 Sekunden. Sollte das ein Rückfall in die 70er Jahre werden, als jede einstellige Niederlage gegen die Sbornaja als Achtungserfolg zu werten war? Mit einem Schuss von der Mitte der blauen Linie brachte Ilya Nikulin (AK Bars Kasan) den Rekordweltmeister (unter Einbeziehung der vormaligen UdSSR) in Führung: leicht abgefälscht, doch bei freier Sicht für Rob Zepp im deutschen Tor. Beim zweiten Tor stand Sergei Plotnikov (Lokomotive Jaroslawl) nach einem Pass aus der linken Ecke sträflich allein vor Zepp. Das dritte Tor: wieder ein Spaziergang. Immerhin dauerte es weitere acht Minuten, bis Anton Glinkin (HK Traktor Tscheljabinsk) mit einem weiteren Schuss aus dem Slot zum ersten Pausenergebnis erhöhte.

„Wir sind zu müde, immer einen Schritt zu langsam, laufen nur hinterher, sind nicht am Mann“, gab der russlanderfahrene Felix Schütz eine erste Analyse das Auftaktdrittels. „Im ersten Drittel waren wir nur Zuschauer, viel zu passiv. Das machte es leicht für Russland“, beschrieb Bundestrainer Pat Cortina anschließend das Geschehen, denn sein Team war bei einem Schussverhältnis von 2:22 mit dem klaren Rückstand noch gut bedient. „Wir hatten zuviel Respekt“, gaben Debütant Tobias Rieder und sein Sturmführer Matthias Plachta unisono zu Protokoll. Vielleicht war das junge deutsche Team tatsächlich von den wohlklingenden Namen aus der nordamerikanischen National Hockey League (NHL) beeindruckt: Neben Anton Belov (Edmonton Oilers), Dmitri Orlov (Hershey Bears), Andrei Loktionov (Carolina Hurricanes), Evgeny Kuznetsov (Washington Capitales) und Nikolai Kulyomin (Toronto Maple Leafs) war kein Geringerer als Superstar Alexander Ovechkin am Start, dessen Bestmarke von 52 Saisontoren das frühzeitige Ausscheiden seiner Washington Capitals im NHL-Meisterschaftsrennen nicht verhindern konnte.

Ganz anders verlief der Rest des Spiels: Plötzlich waren die Adlerträger munter. „Wir haben härter gespielt, sind viel mehr gelaufen und haben uns an die taktische Marschroute gehalten“, verriet Plachta die Gründe für den Umschwung. „Wir haben nun unser Spiel gespielt; da mußte der Trainer in der Pause gar nicht viel sagen“, zeigte sich der Mannheimer Stürmer davon nicht einmal überrascht. Fast folgerichtig erzielte der 24-jährige Linksschütze nach einem schnellen Konter und schöner Kombination seiner „Nachwuchsreihe“ mit Leon Draisaitl und Dominik Kahun auch den Anschlusstreffer zur Halbzeit. Das Schussverhältnis drehte im Mittelabschnitt auf 7:6 für die Gastgeber. Und kurz nach dem Tor hatte Frank Hördler, nach Pass von Marcus Kink, mit einer schönen Aktion vor dem Tor, doch einer ebenso gekonnten Abwehraktion des russischen Schlussmanns Andrei Vasilevsky, die große Chance zur weiteren Ergebnisverbesserung. Auch den Nachschuß von Yannic Seidenberg meisterte er souverän. Und auf der Gegenseite konnte Kulyomin eine Traumkombination im Slot ebenso nicht zum Torerfolg abschließen und scheiterte an Zepp. Ein Wechselfehler des deutschen Teams brachte die erste Unterzahlsituation der Begegnung und wurde mit gutem Spiel überstanden.

Eine zweite Strafzeit gleich nach der letzten Pause konnte nicht nur ebenso gemeistert werden. Vielmehr erarbeitete sich Kink eine Break-Chance, die er, von zwei Russen verfolgt, fast zu einem Unterzahltreffer nutzen konnte. Der zweite Treffer der Gastgeber fiel dann wenig später nach einem krassen Fehler Vasilevskys, der die Scheibe in der Mitte seines Verteidigungsdrittels abfing und direkt zur Spieleröffnung weiterspielen wollte. Der Pass misslang, und Schütz reagierte sofort, indem er den Puck direkt von rechts mit Rückhand ins verwaiste Gehäuse setzte. Bei diesem Spielstand sollte es bleiben.

Lob erhielt die junge deutsche Mannschaft anschließend nicht nur vom eigenen Trainer für die Leistung in den beiden letzten Spielabschnitten. Auch Russlands neuer Trainer Oleg Znarok sah „eine gute junge Mannschaft“, die auch im Vergleich zu seinen bisherigen Gegnern Tschechien und Lettland zu überzeugen wußte. Ein Sonderlob hatte Cortina auch für seine Youngster parat: „Tobias Rieder hat ein sehr gutes Debut gegeben. Es war nicht einfach für ihn, denn er ist erst gestern aus Nordamerika angereist und konnte sich noch gar nicht mit seiner Reihe einspielen. In Landshut wird er noch mehr Eiszeit bekommen“, verriet der Coach bereits einen Ausblick auf das nächste Spiel gegen Russland am kommenden Samstag in Landshut. Und „Dominik Kahun spielt besser als von uns erwartet. Er war heute eine positive Überraschung. Auch Leon Draisaitl hat wieder ein starkes Spiel gezeigt, aber von ihm erwarten wir das auch“, zeigte der Italo-Kanadier bereits seine Hochachtung vor seiner Sturm-und-Drang-Reihe, die von dem nur unwesentlich älteren Plachta geführt wird. „Das ist tatsächlich so“, wunderte sich Plachta selbst, „dass ich mit meinen wenig mehr Länderspielen bereits einiges an die Jungs weitergeben kann“. Über sein Tor freute er sich besonders: „Gegen solche Spieler, die ja Vorbilder für mich sind, ein Tor zu erzielen, ist natürlich ein ganz tolles Erlebnis.“

Auch Felix Schütz, der mit seinen 26 Lenzen und nun 85 Länderspielen bereits zu den Erfahrensten des jungen Teams zählt, freut sich insbesondere über Draisaitl: „Es wäre gut für das ganze deutsche Eishockey, wenn er beim kommenden NHL-Draft (der Auswahl der Nachwuchsspieler, d. Red.) möglichst früh gezogen wird."“

Schon am kommenden Samstag können Cortinas Mannen den nächsten Schritt ihrer Entwicklung gehen und die Leistung der letzten beiden Drittel über die volle Distanz konservieren. Znarok stellte jedoch bereits „Änderungen im Kader“ in Aussicht, so daß sich auch ein anderes Spiel entwickeln kann.

Tore: 0:1 (4.) Nikulin (Loktionov, Glinkin); 0:2 (5.) Plotnikov (Shipachev); 0:3 (6.) Tikhonov (Belov); 0:4 (14.) Glinkin (Loktionov); 1:4 (31.) Plachta (N. Goc, Kahun), 2:4 (44.) Schütz

Strafen: Deutschland 6, Russland 0
HSR: Aumüller, Schimm; LSR: Gaube, Holzer
Zuschauer: 5.100


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