Poss: Sehr gute Leistung gegen die USA
Kasachstan, immer wieder Kasachstan: Der Name dieses kleinen
zentralasiatischen Staates wird Bundestrainer Poss wohl noch im Schlaf
verfolgen. Seine Gedanken kreisen fast ausschließlich um diesen Gegner, der bei
der kommenden WM Schicksal für die deutsche Mannschaft spielen wird. Bei einem
Sieg wäre man aller Sorgen ledig, während bei einer Niederlage der Fall in die Abstiegsrunde droht.
Kein Wunder, dass auch das Vorbereitungsspiel gegen die USA
in München unter dem Motto stand: Testen für Kasachstan. Mit den Spielern aus
Berlin (Jonas, Felski, Alexander Barta), Mannheim (Pyka, Bakos) und aus
Cleveland (Ehrhoff, Goc) setzte Poss sieben Nachzügler ein, die ihre Sache
meist ganz gut machten. Einzig Torwart Jonas tat die Pause nach den Play-Off
wohl nicht ganz so gut: Er strahlte nicht gerade große Sicherheit aus und hätte
zumindest das amerikanische Siegtor (in Unterzahl) verhindern müssen.
Dagegen überzeugten die „Amerikaner“ Ehrhoff und Goc auf der
ganzen Linie. Ersterer wurde sogar zum besten Spieler des deutschen Teams
gekürt und strahlte nach der Begegnung viel Zuversicht aus: „Die Jungs sind
alle hochmotiviert. Leider haben wir durch individuelle Fehler doch noch völlig
unnötig verloren. Aber für die WM bin ich optimistisch.“
Auch Marcel Goc, der ebenfalls bis letzte Woche in Cleveland
tätig gewesen war, merkte man die harte Schule der AHL an. Trotz der
ungewohnten Spielweise („wir spielen viel aggressiver als bei Zach, mit mehr
Forechecking“) fand er sich im deutschen Team gut zurecht.
Greg Poss war deshalb mit den Neuen sehr zufrieden: „Sie
haben sich schnell integriert und gut gespielt.“ Er hofft noch auf das
Mitwirken von Jochen Hecht, der wegen seiner Handverletzung in München
pausieren musste: „Bis Wien wird er wieder fit sein.“
Ansonsten drängen sich keine großen Änderungen im Kader mehr
auf. Unschlüssig ist man in der Mannschaftsleitung noch, ob für Christoph
Schubert und Dennis Seidenberg ein Platz freigehalten werden soll. „ Beide sind
noch in den Play-off der AHL beschäftigt, und wir wissen nicht, ob sie
rechtzeitig kommen können“, sagt Poss. Eine Nachnominierung wäre allerdings
noch bis zur zweiten WM-Woche möglich.
Mit dem Testspiel selbst war der Bundestrainer, genauso wie
die 6250 Zuschauer in der ausverkauften
Münchner Eishalle, zufrieden: „Wir haben eine sehr gute Leistung gezeigt
und gegen eines der besten Teams der Welt einen Rückstand von zwei Toren
wettgemacht. Zwei Gegentoren gingen allerdings wieder individuelle Fehler
voraus. Solche Fehler dürfen bei der WM einfach nicht passieren.“
Diese Unkonzentriertheiten, die bereits gegen Lettland zu
einigen Gegentoren geführt haben, bereiten Poss noch einiges Kopfzerbrechen.
Während man in der DEL derartige Aussetzer zumeist wieder wettmachen kann,
werden sie auf internationalem Parkett gnadenlos bestraft. Und gegen Kasachstan
wären solche Abspielfehler und Scheibenverluste im eigenen Drittel besonders
fatal.
Außerdem muss die Chancenauswertung des deutschen Teams bis
zur Weltmeisterschaft noch verbessert werden. Möglichkeiten wie die von Lasse
Kopitz, der gegen die USA mutterseelenallein auf das gegnerische Tor zufahren
konnte und kläglich vergab, wird es in Wien nicht allzu viele geben.
Aber vielleicht stellt sich ja auch bei der WM endlich das Glück
ein, das bisher gefehlt hat. Dem, im Gegensatz zu seinem Vorgänger äußerst
sympathischen und umgänglichen neuen Bundestrainer wäre es zu wünschen. Er gibt
sich nicht nur sehr eloquent, sondern ist auch ein akribischer Arbeiter, der
sein Team praktisch und theoretisch bestens auf den jeweiligen Gegner
vorbereitet.
Am Donnerstag steigt
in Rosenheim, erneut gegen die USA, das letzte Testspiel vor dem
vielbeschworenen Ernstfall. Die Zuschauer können sich auf erstklassiges
Eishockey freuen. Wann hat man hierzulande schon einmal die Möglichkeit, eine
Auswahl von 20 NHL-Profis zu bewundern? Allein die Eishockey-Künste eines Mike
Modano von den Dallas Stars sind das Eintrittsgeld allemal wert.