Notizen aus Prag (8)

Wenn Österreich aufläuft, sind Spannung und/oder spektakuläre Ergebnisse
gesichert. Das 6:0 gegen die enttäuschenden Franzosen, die in der bisher
gezeigten Form gegen Manschaften wie Aufsteiger Slowenien kaum eine Chance
hätten, schuf die Basis für die allseitige Euphorie. Das 2:2-Remis gegen den
haushohen Favoriten Kanada sorgte, vor allen Dingen nach der 2:0-Führung,
für allgemeines Aufsehen. Das heutige 4:4 im inneralpenländischen Duell
gegen die Schweiz produzierte nach einem beiderseits ängstlich geführten
ersten Drittel, einem seitens der Österreicher hervorragend beherrschten
Mittelabschnitt und einem deprimirenden Schlussabschnitt in der Hauptsache
Frust. Austrias Chefcoach Herbert Pöck: Wir hatten drei Tore Vorsprung und
dann... Ich weiß es auch nicht. Wir müssen lernen, eine Führung über die
Zeit zu bringen.” Der wortgewandte Schweizer Nationaltrainer Ralph Krueger:
“Ich danke Österreich für die Lektion, die sie uns erteilt haben. In der
zweiten Drittelpause hatten wir uns nach unserem Charakter zu fragen.
Jan Benda jr., der morgen am Spieltag gegen die Tschechen 32 Jahre jung
wird, hat den Beruf gewechselt. Nach der Weltmeisterschaft wird der
Weltenbummler in Sachen Eishockey “Chemiker”. Der Allrounder, dessen Vater
zu jedem Spiel der WM aus Litvinov anreist, hat sich vor Beginn der WM dem
russischen Erstligaverein Chimik Woskresensk angeschlossen und “der heiligen
Mutter von Kasan” den Rücken gekehrt.