Notizen aus Prag (48)
Notizen aus Prag (49)Der letzte Spieltag der 68. Weltmeisterschaft liegt vor uns. Bei den
allermeisten Zuschauern überwiegt verständlicherweise die Enttäuschung
(schließlich kamen die meisten aus dem eigenen Land sowie aus der Slowakei
und Deutschland), und auch die Sensationen sind mehr von Frust denn von
Freude geprägt. Russlands Team, dass nicht einmal das Viertelfinale
erreichte, sah noch “älter” aus als sein Cheftrainer Viktor Tichonow.
Deutschland machte, verglichen mit den drei Turnieren nach dem Aufstieg von
2000, einen Schritt zurück. Der Abstand zu den “Etablierten”, das belegen
das 1:5 bzw. 1:6 gegen Tschechien und Kanada, ist größer als je zuvor. Für
die Slowaken mit ihrem fantastischen (und fanatischen) Publikum bedeutete
das Semifinale Endstation. Positive Akzente setzten die USA mit ihrer
frischen, frommen, fröhlichen und freien Spielweise, die trotz allem ein
System erkennen ließ, während die Schweiz zumindest eine kleine Renaissance
feiern durfte. Aus deutscher Sicht ist allenfalls positiv zu vermerken, dass
die Direktqualifikation für die Olympischen Winterspiele 2006 in Turin (ITA)
aufgrund der IIHF-Rangliste geschafft wurde. Und noch eines... Eine
“Todesgruppe” nannte Bundestrainer Hans Zach die Gruppe A. Stimmt, denn der
sportliche Tod erreichte alle ganz schnell. Tschechien und Lettland
scheiterten in den Viertelfinals, Deutschland kam nicht einmal dorthin, nur
Kasachstan setzte sich in der Abstiegsrunde als Aufsteiger souverän durch.
Es zeigt sich auch diesmal, dass ein solches Turnier immer mehr von den
Medien abhängig ist. Wie schon im Vorjahr, standen Anfangszeiten und
Zusammensetzungen der Spiele ab Halbfinale nicht von vornherein fest. Nur
gut, dass es nur e i n Endspiel gibt und den Verantwortlichen nicht
wieder ein “Best of Two” einfällt, was Jahre später kein Mensch mehr
nachvollziehen kann. Das Bronzematch sollte abgeschafft werden. Es ist für
die Cracks eine Zumutung, einen Tag nach einer entscheidenden Niederlage
noch einmal in die Kluft zu schlüpfen und eine ordentliche Leistung zu
bringen. Viele Sportarten wie Boxen u. a. drücken den Verlierern der
Vorentscheidungen Bronzemedaillen in die mehr oder weniger abgekämpften
Hände. Dies sollte auch in unserer Sportart praktiziert werden. Erfreulich
auch, dass es nur noch sportliche Absteiger gibt. Doch wer weiß, vielleicht
ist Japan trotz fehlender “Wild Card” im übernächsten Jahr wieder dabei. Der
Abstand von Nippon zum ‘”Rest der Welt” ist jedenfalls geringer geworden.
Die Organisation war nicht so schlecht, wie sie vor den Spielen gemacht
wurde. Trotzdem gehörte eine Vielzahl der Zuschauer zu den Gelackmeierten.
Wie zu hören war, vergaßen die Organissatoren die VIP-Plätze. Aus diesem
Grunde wurde ein Teil der Fans mit Karten der I. Kategorie einfach unter das
Dach platziert, um Raum für die “sehr wichtigen Personen” (so ist die
Übersetzung von VIP nun einmal) zu schaffen. An einen Preisnachlass für die
über den Tisch gezogenen Besucher wurde dabei natürlich nicht gedacht.