Notizen aus Prag (37)
Notizen aus Prag (49)Noch bis tief in die Nacht hinein war die Mixed-Zone von tschechischen
Journalisten überfüllt, die ihre Spieler in die Mangel nahmen. Noch bis
Mitternacht stand der am Boden zerstörte Slavomir Lener, Chefcoach der
Gastgebertruppe, bohrend fragenden Medienvertretern Rede und Antwort. Ein
strahlender Peter Laviolette, der noch in Hannover aus Arbeitsmangel
eventuell einen Trainerjob bei den Krefeld Pinguinen angenommen hätte:
“Momentan habe ich genug Arbeit, aber trotzdem soll man nie ´nie´ sagen.”
Eines ist jedenfalls klar: Schwedens Verbandskapitän Hardy Nilsson wird
umdenken müssen. Jetzt ist sein Team im ersten Halbfinal Favorit und nicht
die bis jetzt kräftig unterschätzen US-Boys.
Auch Langzeitfunktionär Miroslav Subrt, der die Spiele aufmerksam verfolgt,
dürfte eine solche Sensation nicht oft erlebt haben. Der Oldtimer wurde nach
den Olympischen Winterspielen in Cortina d´Ampezzo 1956 in den Vorstand des
CSR-Verbandes gewählt und machte ein Jahr später seine erste WM mit. Ab 1958
war der gebürtige Prager im IIHF-Direktorat. Vizepräsident des Weltverbandes
war er von 1966 bis 2002. Auf jedem IIHF-Kongress war der Unverwüstliche
seit 1966 zugegen. Über 70 IIHF-Turniere wurden unter seiner Leitung
abgewickelt. Subrt, selbstverständlich auch in der IIHF-Hall of Fame
vertreten, ist Inhaber des Olympischen Ordens seit dem Jahre 2002. Einen der
Hauptgründe, weshalb Subrt so lange dabei ist, verrät er mit Schweij´schem
Schmunzeln: “Ich war bei Gesprächen mit eventuellen Sponsoren immer
besonders vorsichtig, wenn Sie verstehen, was ich meine.”
Übrigens... für einen aktiven deutschen Teilnehmer ist die WM noch nicht zu
Ende. Unser Unparteiischer Richard Schütz leitet am heutigen Tage eines der
beiden Viertelfinals. Und für die Schwarzhändler brechen wohl drei traurige
Tage an...
Womit wir bei den Karten und anderen Produkten sind, die einem die Pforten
der Sazka Arena öffnen...Seit gestern brauchen Journalisten zu ihrer
normalen Akkreditierung einen Sticker, der jeden Tag von neuem abgeholt
werden muss. Über die Gründe für das umständliche Prozedere, das es noch nie
bei einer WM gegeben hat, kann nur gemutmaßt werden. Es könnte so gewesen
sein, dass Hinz und Kunz zunächst ihren freien Zutritt erhielten, bevor sich
die Verantwortlichen überhaupt im klaren waren, dass die Anzahl der
Medienplätze nicht reicht. Aus Insiderkreisen war zu hören, dass anstatt der
vom Weltverband vorgeschriebenen 400 Plätze nur 280 vorhanden sind. Bei den
Fotografen sieht es noch schlimmer aus. Auch die Männer und Frauen von der
Linse müssen sich pro Spiel eine Sonderkarte abholen. Morgens ab 10.00 Uhr
liegen Listen aus, in die man sich einträgt. Jedoch beim Spiel des
Gastgebers gegen die USA waren die Einträge Makulatur, da plötzlich
Einheimische bevorzugt behandelt wurden, unabhängig davon, ob sie sich
vorher eintragen ließen oder nicht. Der Rest “durfte” unter dem Hallendach
Platz nehmen. Sazka heißt die Lottogesellschaft, und wie ein Lottospiel ist
auch der tägliche Kampf der Fotografen um die begehrten Plätze. Der kleine,
feine Unterschied zwischen der WM 2001 in unserem Land und der diesjährigen?
Vor drei Jahren wurden ausländische Fotoreporter bevorzugt behandelt, hier
ist es genau umgekehrt.