Notizen aus Prag (32)
WM: Zuschauerrekord und All Star TeamHeute beginnt die dritte Phase der WM, die bisher eine Sensation und zwei
Überraschungen bot. Die Sensation besteht zweifellos im Ausscheiden der
Sbornaja unter ihrem neuen, alten Trainer Viktor Tichonow. Für die
Überraschungen sorgten die Kasachen in positiver Hinsicht, die deutschen
leider in negativer. Kaum zu glauben, dass die von Altstar Viktor Tichonow
gecoachten Russen nach 2000 zum zweiten Male das Viertelfinale verpassten.
Vielleicht rächte es sich, dass die Trainerlegende nur fünf NHL-Cracks
aufgeboten hatte. Auch die Deutschen rissen bei diesem Turnier keine Bäume
aus. Lediglich bei Vergleichen mit Blaubeernationen, wie die Schweden zu
sagen pflegen, gab es knappe Ergebnisse. In den beiden einzigen Partien
gegen klassische Eishockeyländer wie Gastgeber Tschechien und Kanada setzte
es mit 1:5 bzw. 1:6 deftige Hiebe. Dänemark spielte innerhalb seiner
Möglichkeiten. Die Männer aus Nordeuropa sorgten auch durch ihre Fans für
Aufsehen. Eine Polonaise durch die Halle hatten die Zuschauer in
Mährisch-Ostrau bis dahin selten (vielleicht auch noch gar nicht) gesehen.
Und Österreich? Die Männer von der Donau und den Alpen führten gegen Kanada
Aufsehen erregend mit 2:0, sie lagen gegen die Schweiz gar mit 4:1 in Front.
Doch anstatt vier Punkte fuhren Dieter Kalt & Co. nur zwei Zähler ein, bevor
es gegen Deutschland ein 1:3 setzte, was die Hoffnung auf das Erreichen des
Viertelfinals beendete. Die Abstiegsrunde absolvierte Kasachstan mit zwei
Siegen und einem (vorhersehbaren) Unentschieden gegen die ehemaligen
Landsleute aus der Ukraine. Von den Absteigern zeigte Japan wenigstens
Kampfeswillen, während die Franzosen mehr an Lämmer auf der Schlachtbank
erinnerten.
Der Stadionsprecher sorgte auch am zehnten Spieltag für Versprecher, die bei
dem einen oder anderen Zuschauer für ein Lächeln sorgten. Für “unsportliches
Verhalten” (auf englisch: Unsportsmanlike Conduct”) muss die Ansage
“Unsportsmanlike Kontakt” herhalten, was immer man auch unter einem
unsportlichen Kontakt zu verstehen hat. Das Foul “Behinderung” heißt bei ihm
immer noch “Interferiance” anstatt “Interference”. Und das Wort “Denmark”
hört sich an, als wenn man “zehn Mark” in Englisch ausspricht, nämlich “ten
Mark”.
Ab heute gelten nicht mehr die Akkreditierungsausweise (im Sprachgebrauch
“Papperl” oder “Hundemarken”) allein. Jeden Tag ab 10.30 Uhr muss sich für
eine zweite Karte mit der Aufschrift “UPGRADE” angestellt werden.
Offensichtlich wurde zu vielen Journalisten und anderen Personen eine
Akkreditierung erteilt. Jetzt scheint es mit den Plätzen knapp zu werden.
Die Organisatoren hätten die Richtlinien, wer zur WM eine Akkreditierung
bekommt, rigider gestalten müssen, denn im Pressezentrum sind alle möglichen
Leute, von Schiedsrichtern über Kartenverkäufer bis hin zu
Spielervermittlern zu sehen.