Notizen aus Prag (3)

Da fehlte tatsächlich nicht viel, und es wäre beinahe zu einem Eklat bei der
für heute angesetzten Pressekonferenz mit dem IIHF-Präsidenten René Fasel
gekommen. Wie bekannt, können Tickets nur im Paket gekauft werden. Diese
wurden offensichtlich in Deutschland gar nicht erst angeboten, obwohl
entsprechende Nachfragen vorlagen. Eine Frage bezüglich dieses allseits
bekannten Problems kanzelte Karel Gut, Chef des Exekutiv-Komitees, mit dem
bezeichnenden Satz “In erster Linie wollen wir gutes Eishockey für die
tschechischen Fans zeigen.” ab Das war Fasel dann doch ein wenig des
Schlechten zuviel. Um Schadensbegrenzung bemüht, entschuldigte er sich und
betonte, dass alles getan werde, um der Probleme Herr zu werden. Auf die
Frage eines deutschen Rundfunk-Journalisten, wie er sich das vorstelle,
antwortete Fasel allen Ernstes: “Ich hoffe, dass die tschechischen Fans den
Weg zur Halle finden und dort die Karten entweder verschenken oder
verkaufen.” Übrigens, man tat laut entsprechender Aussage des
Organisations-Komitees alles, um den Schwarzmarkt zu unterbinden. Wer das
noch versteht, hat selbst Schuld...
Übrigens, mit Jan Benda tritt nicht nur ein Akteur bei dieser WM auf, der
Einsätze in der Nachwuchsabteilung eines deutschen Vereins absolvierte und
jetzt in Russland spielt. Auch Herberts Vasiljevs, Sohn des in der
KEV-Organisation beschäftigten Haralds Vasiljevs, verdient seine Brötchen
ebenfalls bei Mütterchen Russland. Der nunmehr 27-Jährige, der lange Jahre
als Youngster in Dortmund auftrumpfte, stand in 35 Partien beim russischen
Erstligisten Chabarowsk auf dem Eis. “Die sechs Tore, die ich erzielte,
hören sich wenig an, aber in Russland gehen viele Matches mit 1:1 oder 2:1
aus.” Schlimm sind die Flüge nach Moskau. “Die dauern rund acht Stunden, was
nicht weiter schlimm ist. Aber der Zeitunterschied beträgt ebenfalls acht
Stunden. Wenn du nach Moskau fliegst, wird der Tag lang und länger, und wenn
du zurückkommst, hast du eine Nacht glatt unterschlagen. Das ist furchtbar”,
erklärt Vasiljevs jun. in nach wie vor fließendem Deutsch. Gegen Jan Benda
trat er zweimal an. “Ich wundere mich, dass Jan in der Nationalmannschaft
Verteidiger spielt.” Für das morgige Spiel wollte er keinen Tipp abgeben.
Selbstverständlich verfolgte der Ex-Dortmunder und -Krefelder die DEL, und
dort vor allem den Misserfolg der Krefeld Pinguine. “Sie hatten eine
Mannschaft, die nach der Papierform ins Halbfinale hätte vorstoßen müssen”,
wunderte sich der Center, der nach wie vor an einem Job im Rheinland
interessiert ist. “In Russland ist das Geld vorhanden, aber...” lässt der
sympathische Bursche mit dem hellen und lauten Lachen den Satz unvollendet
ausklingen.