Notizen aus Prag (11) - "Wird Benda verhaftet?"

Zumindest ist bei einem Teil der tschechischen Presse die “psychologische
Kriegführung” für das heutige Spiel gegen Deutschland eröffnet. “Wird Benda
auf dem Eis verhaftet?” überschreibt das tschechische Massenblatt “Blesk”
(deutsch: Blitz) seinen Beitrag. Darin ist zu lesen, dass das
Geburtstagskind Benda (wird heute 32) vielleicht gegen seine “tschechischen
Kameraden” nicht antreten könne, weil er von der Polizei gesucht werde. Es
handelt sich laut “Blesk” um eine Alimentenzahlung von 485.000 Kronen (rd.
16.000 Euro), die Benda angeblich für seine vierjährige Tochter Sandra
berappen muss, die mit ihrer Mutter Gabriela in Prag lebt. “Das ist alles
ganz anders. Sie hat mich beraubt. Dass die Polizei mich sucht, weiß ich.
Aber ich habe schon mit ihnen gesprochen und werde mich nach der WM mit
ihnen treffen”, lautet Bendas Konter in der gleichen Zeitung. Ein zweiter
Artikel wird mit “Keine zwei Minuten, sondern zwei Jahre” betitelt. “Wenn
ein Tscheche in Deutschland etwas schuldig bleibt, schaut keiner nach links
oder rechts”, beschwert sich (Ex-)Frau Gabriela Benda in diesem Artikel,
womit sie offensichtlich meint, dass dann keine Gnade zu erwarten wäre. Nach
dem tschechischen Recht drohen dem Allrounder zwei Jahre Gefängnis, wenn er
nicht zahlt, weiß die Zeitung. Doch ob er tatsächlich zahlen muss, das steht
in den Sternen.
Das kann auch passieren! Beim gestrigen Spiel der Dänen gegen Japan, dass
die Nordeuropäer glücklich mit 4:3 gewannen und somit in die
Qualifikationsrunde einzogen, wurde die falsche Nationalhymne gespielt. Und
zwar intonierte der “Musikmeister” die königliche “Det er et yndigt land”,
anstatt die Volkshymne “Kong Kristian stod ved hojen mast”. Dieser Fauxpas
löst eine Entschuldigungswelle aus, an der sogar IIHF-Council Mitglied
Murray Costello beteiligt war.
Frustriert war gestern Abend nach dem Spiel seiner Teams gegen Lettland, was
mit 3:1 endete und somit den Balten die Teilnahme an der Qualifikationsrunde
sicherte, der kasachische Cheftrainer Nikolai Myschagin. Als er von einem
deutschen Journalisten nach der Schiedsrichterleistung gefragt wurde, kam es
nach langem Zögern aus dem Mann heraus: “Sie haben doch das Spiel gesehen.
Der Referee war unfair.” Es schien tatsächlich, als hätte Schiedsrichter
Nicolas Dutil eine merkwürdige Entscheidung getroffen. Anstatt bei 55;43
Minuten einem Letten zwei oder gar zwölf Minuten wegen Check von hinten oder
mindestens Stockcheck aufzubrummen, schickte er den Kasachen Anatoli Filatow
auf die Strafbank. Die Folge war ein Überzahltor der Balten und somit die
2:1-Führung, was das Spiel entschied und vor allen Dingen die Kasachen in
die Abstiegsrunde schickte. Im offiziellen Teil der Pressekonferenz sprach
Myschagin jedoch von einem verdienten Sieg Lettlands. Curt Lindström,
Lettlands Nationaltrainer: “Wir sind Weltmeister, was die Fans anbelangt.”