Nationalmannschaft: Krupp zufrieden - 3:1 gegen Slowakei

Die erste Probe hat sie bestanden, die Deutsche Eishockey
Nationalmannschaft. Mit 3:1 schlugen die Spieler von Trainer Uwe Krupp
die favorisierten Slowaken und machten dabei einen rundum guten
Eindruck. Frohe Gesichter nach Spielende im Kabinenbereich. Ein von
eifrigen Journalisten buchtstäblich an die Wand gedrückter Uwe Krupp:
"Das war ein gutes Spiel, ich bin zufrieden."
Vor 6015 Zuschauern in der Mannheimer SAP-Arena ließen sich die Cracks
nie die Butter vom Brot nehmen, obwohl ihnen die Slowaken beileibe
nichts schenkten. Einer stach im deutschen Nationalteam besonders
hervor: Christoph Gawlik, ein Youngster, der aus Helmut de Raafs
Jungadlerschule stammt, schoss das erste Tor nach 2.30 Minuten. Assists
lieferten Ancicka und Gogulla.
Robert Müller stand auch in deutscher Unterzahl sicher im Tor und hat
sich für die DEL-Saison empfohlen. Ab der 30. Minute kam Dimitri
Kotschnew ins Gehäuse und musste erstmal hinter sich greifen. Dravecky
und der Duisburger Gron hatten den Ausgleich herausgespielt. Danach
stand der Goalie sicher und lieferte eine gute Leistung ab. Im zweiten
und dritten Drittel immer wieder Überzahlsituationen. In Unterzahl
wehrten sich die Deutschen geschickt, in Überzahl zeigten sie
streckenweise gute Technik. Sascha Goc kam anfangs des Schlussdrittels
von der Bank und markierte sofort das 2:1, Passgeber war Gawlik
gewesen.
In Folge zeigte sich der Torwart Laco im slowakischen Team immer wieder
als Retter seiner Mannschaft. In der zweiten Hälfte des Drittels
allerdings musste er sich von Gawlik zum 3:1 überwinden lassen. Zum
wertvollsten Spieler wurde auf slowakischer Seite Hlinka gewählt, auf
deutscher Gawlik. Der ist sympathisch-bescheiden geblieben, trotz
seines Erfolges ist der 1987 geborene Deggendorfer nach seinem 15.
Länderspiel genauso, wie er sich einst bei den Jungadlern gab. Denen,
sagt er, habe er viel zu verdanken, Helmut de Raaf habe ihn geprägt,
ihm das Rüstzeug mit auf den Weg gegeben. Zwei Jahre lang war der
Spieler ein Jungadler, ging dann, ein Jahr vor Ende der Ausbildung,
nach Berlin. Er sei ungern gegangen, erinnert er sich, es sei eine
schwere Entscheidung gewesen. In der Zwischenzeit hat er viel gelernt
auf menschlichem Gebiet, musste auch Tiefen durchschreiten, hatte aber
immer wieder Trainer und Betreuer zu Seite, die ihm halfen, erzählt er.
Gawlik will auf dem Boden bleiben, sieht sich als Mannschaftsspieler,
ohne die anderen könnte er gar nichts ausrichten, lässt er Journalisten
wissen, gewinnen würde immer nur das Team, nie ein einzelner. An hartes
Training ist er, auch dank de Raaf und seinen Jungadlern, von jeher
gewöhnt, das sei einfach selbstverständlich.
DEB-Sportdirektor Franz Reindl setzt ebenfalls auf Kondition der
Cracks. Man versuche vom DEB aus, sagte er Hockeyweb, auf die Vereine
Einfluss zu nehmen, halte dazu an, Einjahresverträge zu geben. "Das
kostet ja nicht mehr", sagt Reindl, "man muss das Gehalt eben durch
zwölf und nicht durch acht teilen". Aber man hätte dann Einfluss aufs
Training, könne die Hand drüberhalten. Man habe auch beim Spiel gegen
die robusten Slowaken gesehen, wie fit das deutsche Team sei.
"Fitness", so Reindl, "ist ein Schlüssel".
Die ganze Mannschaft habe ihm gut gefallen, betonte der Sportdirektor,
hob dann aber doch noch beide Goalies, Christoph Gawlik und Stefan
Schauer hervor. Er freute sich auch, dass einige Verletzte wie Hackert
oder Sulzer beispielsweise so gut mithalten könnten, selbst so hart
trainiert hätten, dass sie jetzt wieder wertvolle Mitglieder des Teams
seien.
Zwar sollte man den Sieg nicht überbewerten, meinte Franz Reindl, aber
es sei ein wichtiger Schritt vorwärts gewesen. Gerade den Slowaken käme
beim Aufbau von Selbstbewusstsein eine wichtige Rolle zu: Schließlich
habe man acht Begegnungen gegen das Team verloren, "ich hätte mir auch
eine Packung gegen uns vorstellen können", sagte Reindl. Das Spiel sei
sicherlich auch eng gewesen, aber die deutsche Mannschaft habe einen
sehr guten Eindruck hinterlassen.
Einer der Wichtigsten ist für den Sportdirektor Sascha Goc: "Das ist
ein Leadrtyp der leisen Sorte." Er sei für das Nationalteam Gold wert,
"er hat uns hierher geschossen". Nicht nur das, Goc sei auf dem Eis und
in der Kabine eine starke Persönlichkeit, der sich immer einsetze für
die Mannschaft.
Nationaltrainer Uwe Krupp hatte "ein gutes Spiel für uns" gesehen, die
Mannschaft habe sich gut eingesetzt, kaum Fehler gemacht, kein einziges
Mal Eins gegen Eins abgegeben und Tore geschossen. Gawlik habe einen
guten Riecher, "er weiß, was wir machen wollen, er kennt sich aus". Die
Jungspunde im Team hätten sich bewiesen, im Grunde aber verfüge man
über eine gute Mischung zwischen erfahrenen und jungen Spielern.
Für die Zukunft hat der Coach hohe Erwartungen, er will auf dem
Erfolgsweg weitermarschieren und er denkt, dass er die Spieler dafür
hat. Besonders hob er neben Gawlik Stefan Schauer und die beiden
Torleute hervor.
Der vielgelobte Stefan Schauer freute sich über den Erfolg, weil das
Zusammenspiel so gut geklappt hatte, weil "wir nicht viele Chancen
abgegeben haben". Die Begegnung sei natürlich eng gewesen, wie nicht
anders zu erwarten, betonte der gebürtige Garmisch-Partenkirchner, der
jetzt in Nürnbergs Diensten steht. Die jungen Deutschen im Team seien
ehrgeizig, heiß auf Erfolg und verstünden sich blendend. Die Stimmung
in der Truppe sei ausgezeichnet. Uwe Krupp sei hoch anerkannt bei
seinen Cracks, "er strahlt Ruhe und Erfahrung aus und das springt über."
Heilfroh zeigte sich an dem Abend auch Tomas Martinec. Er und Frau
Sandra sind mit den Kindern zu den Adlern zurückgekehrt, zur Freude
vieler. Martinec, der sich auch in Saisons, in denen es in Mannheim
nicht so gut lief, immer ein Bein für seinen Verein augerissen hatte,
ist glücklich wieder in blau-weiß-roter Montur antreten zu können. Für
die Adler dürfte die Familie nicht nur sportlich ein Gewinn sein,
sondern auch im Umfeld. Außerdem, das merkte Martinec noch an, sei er
topfit, habe hart an sich gearbeitet und könne die Saison kaum mehr
erwarten.
(Angelika von Bülow)