Was Eishockeyschulen so sinnvoll machtBoris Capla und die Capla Hockey Academy

Boris Capla, der frühere Geschäftsführer der Hamburg Freezers, hat daher eine Menge zu tun. Vom 29. bis zum 31. März bietet seine Schule einen Osterkurs am Timmendorfer Strand an. Im Sommer, genauer gesagt vom 21. Juli bis zum 27. Juli sowie vom 28. Juli bis zum 3. August folgen zwei Kurse im tschechischen Pelhrimov, ehe ein weiterer Lehrgang vom 11. bis zum 17. August im Bundesleistungszentrum in Füssen folgt. „Diese Kurse richten sich an Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 17 Jahren; für ältere Teilnehmer bieten wir auch Trainingslager an, die dann entweder in Pelhrimov oder auch in Svetla nad Sazavou stattfinden können“, berichtet Capla.
Worum geht es bei den Kursen der Eishockeyschule? Jedenfalls nicht darum, möglicherweise „Fehler“ der Vereine aufzuarbeiten. „Wir gegen individuell auf die Spieler ein und holen sie da ab, wo sie stehen“, erklärt Capla. Die Vorteile: „Die Kinder und Jugendlichen lernen auch einmal andere Trainer kennen, auch aus anderen Ländern.“ Dazu kommt die soziale Variante. Die Nachwuchsspieler sind nicht mehr in ihrem gewohnten Umfeld und „müssen daher lernen, sich mit neuen Spielern in einer anderen Umgebung zurechtzufinden.“
Caplas Vater hatte die Eishockeyschule schon 1974 in Füssen ins Leben gerufen. Später stieg dann auch Boris Capla ein. Zunächst fanden die Kurse noch vornehmlich in Füssen statt. „Seit 2011 mache ich das mit meinem eigenen Team und versuche, Kurse an verschiedenen Standorten anzubieten. Man muss den Leuten entgegenkommen. Denn auch für die Eltern ist das eine große Belastung. Wenn das Umfeld einer Eishockeyschule stimmt, ist das für sie einfacher.“ So bieten Füssen, Timmendorf aber auch Pelhrimov Gelegenheiten, etwas zu unternehmen, während der Sohnemann dem Puck hinterher jagt. Dass der Nachwuchs ausreichend beschäftigt ist, dafür sorgt Capla mit seinem Team. Dreimal Eistraining, Techniktraining, Trockentraining, Theorie – das ist ein intensives Tagesprogramm. „Fordern und fördern heißt unser Motto“, sagt Capla. „Wir legen dabei unser Augenmerk auch auf Disziplin und allgemeine Werte“, will Capla die soziale Komponente nicht außer Acht lassen. „Generell sind Eishockeyschulen eine gute Ergänzung zur Nachwuchsarbeit der Vereine“, sagt Capla.
Der Gang zu Ostern weit in den Norden heißt nicht, dass Capla dort besonders viel Nachholbedarf sieht. „Es geht einfach darum, den Eltern keine 700 bis 800 Kilometer lange Reise zuzumuten. Es hängt vor Ort natürlich viel von der Infrastruktur ab, aber in Hamburg, Bremen, Bremerhaven, Adendorf, Harsefeld und viele anderen Städten entwickelt sich auch im Norden die Nachwuchsarbeit. Das muss unterstützt werden.“ Im Großraum Hannover stehen inzwischen sogar zahlreiche Eisflächen zur Verfügung. „Der Norden holt auf. Es ist wichtig, die Kinder auch permanent für das Eishockey zu begeistern.“
Dabei gibt es viele Probleme, kleinere und größere, die es auf dem Weg dazu zu bewältigen gibt. „Es ist doch ein Unding“, schimpft Capla, „wenn Sieben- oder Achtjährige Spiele schon um 8 Uhr morgens bestreiten müssen. Oft stehen dann auch noch zwei bis drei Stunden Anreise auf dem Programm“, beschreibt Capla einen durchaus üblichen und tatsächlich schlechten Umstand. „Das ist doch kein Wunder, wenn dann Kinder keine Lust mehr haben.“ Ein anderes Problem sieht Capla am anderen Ende der Altersskala. „Was uns in Deutschland wirklich fehlt, ist eine gute Junioren-Bundesliga. Die Deutsche Nachwuchsliga endet vom Alter her viel zu früh. Wir müssen Spielern die Gelegenheit geben, sich weiterzuentwickeln. Viele DNL-Spieler haben es noch schwer, sofort den Sprung in den Seniorenbereich zu schaffen. Da wäre eine hochklassige Junioren-Bundesliga genau das richtige.“ Aktuell spielt die Junioren-Bundesliga, anders als die DNL, nicht als landesweite Liga, sondern geteilt in eine Nord- und Südstaffel.
Der Umstand, dass die U20-Nationalmannschaft endlich den Klassenerhalt nach vielen Auf- und Abstiegen im „Fahrstuhl“ des WM-Systems geschafft hat, ist nicht unbedingt etwas rundherum Positives. „In allen Altersklassen geht es nur noch um den Klassenerhalt. Das heißt, unsere guten Spieler lernen nicht zu verlieren, statt zu siegen. Außerdem ist es doch für ein wirtschaftlich starkes Land wie Deutschland alles andere als gut, wenn inzwischen immer mehr Spieler ins Ausland, sprich nach Nordamerika gehen, um sich ausbilden zu lassen. Wir müssten doch selbst in der Lage sein, unsere Nachwuchsspieler angemessen auszubilden.“
Und wie sieht es bei Capla selbst aus? Seine Zeit bei den Freezers ist schon etwas länger her. Will er nicht zurück ins Tagesgeschäft? „Doch, natürlich. Es gab auch Angebote, aber die Philosophie muss ja auch stimmen. Man muss einfach warten, bis das richtige Angebot vorliegt.“
Wer sich über die Capla Hockey Academy und ihre Angebote informieren will, kann das mit einem Blick auf die Homepage machen, die unter www.capla.eu zu finden ist.