Mit Kreativität und gutem Draht zum Erfolg (1/2)Gespräch mit KEV-Nachwuchskoordinator Robin Beckers

Der Deutsche Eishockey-Bund hat die Schwarz-Gelben auch für die laufende Spielzeit mit fünf Sternen ausgezeichnet. Robin Beckers durchlief alle Nachwuchsteams des KEV und arbeitet nun daran, dass in Krefeld weiterhin sehr gute Spieler heranwachsen. Auch Sportvorstand und DNL-Trainer Elmar Schmitz kommt zu Wort.
Herr Beckers, wie sind Sie zum Eishockey gekommen?
Robin Beckers: Durch meine Mutter, die mich schon als kleines Ströbchen mit zu den KEV-Spielen mitgenommen hat. Das einschlägigste Ereignis war eigentlich, dass ich anfänglich beim Feldhockey am Feld stand und dachte: Hier ist kein Eis, ich will hier nicht bleiben. Und da hat mich meine Mutter immer zu den Laufzeiten mitgenommen und das hat mir Spaß gemacht.
Nun sind Sie nicht mehr Spieler im Verein, sondern anderweitig tätig. Was sind Ihre Aufgaben beim KEV?
Ich bin U14-Nachwuchskoordinator. Ich kümmere mich um die Ausbildung unserer ganz kleinen Spieler bis hin zur Schnittstelle des Leistungssports. Ich bin dafür verantwortlich, dass unser Ausbildungssystem vernünftig läuft und wir nach dem Fünf-Sterne-Programm des Deutschen Eishockeybundes arbeiten. Das haben wir in den vergangenen beiden Jahren, seitdem es das DEB-Konzept „Powerplay 26“ gibt, geschafft. Zusätzlich kümmere ich mich im Büro um die Vereinskommunikation, das Marketing und Sponsoring. Ich habe an der Deutschen Sporthochschule in Köln Sportmanagement studiert und mich dann im Master auf Kommunikation und Medien spezialisiert.
Wie ist es dann zur Zusammenarbeit mit dem KEV gekommen?
Ich habe in Krefeld in der Oberliga gespielt, dann ist das Projekt aber leider wegen finanzieller Probleme eingegangen. Anschließend bin ich nach Grefrath gewechselt und dort unehrenhaft entlassen worden. Daraufhin habe ich einen Anruf von Elmar Schmitz (Sportvorstand des KEV 81, Anm. d. Verf.) bekommen. Er hat mich beim KEV als Schüler-Assistenztrainer installiert. Ich arbeitete erst zwei Jahre bei der U16 unter Dirk Kuhnekath. Dadurch nahm das alles seinen Lauf und ich habe dann die Position von Peter Kaczmarek bei der U14 übernommen.
Da sind Sie in große Fußstapfen getreten. Peter Kaczmarek wurde kürzlich in die Hall of Fame des deutschen Eishockeys aufgenommen. Welche besondere Expertise als Hockeytrainer bringen Sie mit?
Ich glaube, dass ich lauftechnisch relativ gut beschlagen bin. Das liegt daran, dass ich schon während meiner aktiven Zeit ordentlich laufen konnte. Ich kann Dinge, die ich sehe, relativ schnell umsetzen und vermitteln. Stocktechnisch bin ich mittlerweile ganz gut. Da habe ich in meiner Trainerzeit sehr viel gelernt. Viele Dinge werden heute vermittelt, die früher nicht auf dem Programm standen. Und ich denke, mein großer Vorteil ist, dass ich durch mein junges Alter näher (26 Jahre alt, Anm. d. Verf.) an den Kindern und Jugendlichen dran bin, hab dadurch einen guten Draht und kann viel vormachen. Ich glaube, dass das sehr wichtig ist. Insbesondere bei den ganz Kleinen, weil sie speziell durch visuelle Reize lernen. Das beobachte ich auch im Training. Da versuchen die Kinder wirklich die Übungen eins zu eins nachzumachen. Wenn ich bspw. Übungen fehlerhaft vormache, werden diese Fehler genauso nachgeahmt. Da muss ich dann nachsteuern.
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
Ich bin montags, mittwochs und freitags von 9.00 Uhr bis 13.00 Uhr in der Geschäftsstelle. Dienstags und donnerstags bin ich meistens ab 13 Uhr im Büro. Jeden Tag fängt das Training um ca. 16 Uhr an und endet gegen 21 Uhr. Ich selbst bin also jeden Tag mindestens vier Stunden auf dem Eis. Bei den U8-, U10- und U14-Mannschaften fahre ich am Wochenende mit zu den Spielen, nur bei der U12 nicht.
Ist das nicht problematisch, wenn Sie so viel auf dem Eis sind? Herrscht da nicht eine gewisse Abnutzung? Hapert es nicht manchmal an der nötigen Motivation?
Nein, da habe ich kein großes Problem. Ich bin gerne auf dem Eis. Klar kann es mal ein bisschen stressig werden, insbesondere wenn ich zwischen den Trainingseinheiten die Halle wechseln muss (trainiert wird momentan im KönigPalast und in der Rheinlandhalle, Anm. d. Verf.). Da rutscht manchmal das eine Training ins andere rein, aber das ist im Ganzen kein Drama. Mir macht das sehr großen Spaß. Und Spaß an der Arbeit ist doch eine ideale Voraussetzung.
Wie gehen Sie bei deiner Trainingsarbeit vor? Wie planen Sie die Einheiten?
Wir haben einen vorgegebenen Plan durch das 5-Sterne-Programm des DEB. Wir müssen gewissenhaft Buch führen über unser Training. Wir haben Ordner, in denen unsere Pläne abgelegt werden. Und im Kleinen mache ich mir tagsüber genaue Gedanken, was ich am Nachmittag und Abend durchführen möchte. Ich weiß also im Vorhinein immer genau, was ich trainieren will. Am Wochenanfang z.B. trainiere ich mit der U14 insbesondere an der Technik - Lauf-, Stock-, Schusstechnik, etc. Dann wird es spielnäher. Eins gegen Eins, Zweikampfverhalten, Über- und Unterzahlsituationen. Das Training wird im Laufe der Woche immer schneller, geht immer mehr auf die gesamte Fläche. Auch taktische Grundfertigkeiten werden dann mit eingebaut.
Woher holen Sie Ihre Inspiration für die Trainingsmethodik?
Ich mache das ja jetzt seit ein paar Jahren. Ich war diesen Sommer in Schweden zur Trainerfortbildung und mehrfach beim Future Camp. Ich schaue mir einiges im Internet an. Aber ich bin besonders in Sachen Stationstraining recht kreativ, da fallen mir eigene Übungen schnell ein. Die Trainerausbildung liefert eine gute Basis und man muss den Sport dadurch nicht neu erfinden, aber wenn man sich eigene Gedanken macht, ist das sicher nicht verkehrt. Es muss Bewegung auf der Eisfläche herrschen. Das Training muss abwechslungsreich bleiben. Ich weiß aus meiner eigenen Zeit, dass es mir keine Freude bereitet hat, wenn wir immer die gleichen Übungen durchgenommen haben. Wir üben zwar auch immer wieder die gleichen Fähig- und Fertigkeiten, aber ich bin bemüht verschiedenste Übungen anzubieten. Im Laufe des Jahres sieht man dann die Fortschritte bei den Spielern und die Übungen werden komplexer.
Wie sah das Sommertraining beim KEV in diesem Jahr aus?
Wir haben in allen Altersklassen mindestens viermal in der Woche trainiert und davon zweimal auf dem Eis. In diesem Sommer hatten wir Eiszeiten in Wesel von Ende April bis Mitte Juni. Sprich: Nach der Saison 16/17 war zwei, drei Wochen Pause und dann ging es direkt weiter. Ich bin ein Befürworter, dass im Sommer auch mal was anderes gemacht wird. Koordinative Fähigkeiten sind bei den Kleinen äußerst wichtig. Auch eine richtige Bewegungsausführung bei Kniebeuge oder Liegestütz muss erstmal gelernt sein. Was früher in der Schule gemacht wurde, müssen wir bei uns ständig machen. Bei den Schüler- und DNL-Mannschaften sind wir Freunde vom Langhanteltraining. Das wird auch schon bei der U14 vorbereitet. Da natürlich mit relativ geringem Gewicht.
Was halten Sie vom Training mit Inline-Skates? Da gibt es unter Trainern die Meinung, dass dies schlecht für die Schlittschuhtechnik sei.
Wir beim KEV haben im Sommer ohne Inliner trainiert, da hatten wir ja unsere Eiszeiten. Aber im Generellen ist der Bewegungsablauf mit Inline-Skates sehr ähnlich, man kann zwar nicht wie auf dem Eis bremsen oder die Innen- und Außenkante derart einsetzen, aber das ist nicht so wichtig. Wir denken darüber nach, das Inlinetraining wieder einzusetzen.
Zurück zum Wintertraining: Der KEV hat ein gewisses Hallenproblem. Momentan trainieren die Mannschaften in der Rheinlandhalle und im König-Palast. Die eigentliche zweite Übungsstätte, die Werner-Rittberger-Halle, ist wegen technischer Mängel nicht in Betrieb. Wie ist da der Stand der Dinge?
Da kann ich nichts Handfestes sagen. Da weiß Elmar Schmitz besser Bescheid.
Elmar Schmitz: Nach Auskunft der Stadt Krefeld wird eine mobile Eisfläche mit Bandensystem und allem Drum und Dran in der Werner-Rittberger-Halle installiert und ab Herbst 2018 in Betrieb genommen. Dies ist zumindest die offizielle Aussage der Fachschaft Eis an alle eissporttreibenden Vereine in Krefeld. Diese mobile Fläche wäre möglicherweise auch im Wettbewerb bis U14 einsatzfähig.
Wäre eine Synthetikeisfläche eine Alternative? Also eine Spielfläche auf Kunststoffeis? Die Anbieter werben damit, dass es der echten Eisfläche zu 90 Prozent ähnelt.
Robin Beckers: Ich bin auf solch einem Plastikeis noch nicht gefahren. Ein solches System ist eine teure Angelegenheit. Für so ein bisschen Rumdudeln und ein bisschen Stocktechnik ist das sicher ganz interessant, aber als Ersatz für echtes Eis glaube ich nicht, dass es infrage kommt. Nach jedem Gebrauch kann man dann seine Schlittschuhe schleifen.
Teil 2 des Interviews folgt in Kürze.
Michael Sender