Hockeyweb hautnah: Auf Tour mit dem DNL-Team der Eisbären II

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Eines vorweg: Wer Eishockey pur, ehrliche, unverbrauchte Emotionen auf und neben dem Eis als Kontrastprogramm zum üblich gewordenen Eventtrara und Spektakel erleben möchte, der wird bei den Spielen der Deutschen Nachwuchsliga (DNL) mit großer Sicherheit fündig werden. Diese Empfehlung kann ich guten Gewissens nach zwei Tagen auf Auswärtstour mit dem DNL-Team der Eisbären Juniors geben. Ich hoffe, ich kann Sie dafür begeistern!

In den vorangegangenen Wochen habe ich zu Heimspielen und auch beim Training der Mannschaft von Trainer Andreas Gensel im Wellblechpalast vorbeigeschaut und im Schlepptau von Mannschaftsleiter Marco Bialas und Frank Jahnke (Tatanka) vorbereitend einen ersten Blick hinter die Kulissen gewagt. Die Jungs sollten mein Gesicht vor der Tour nach Krefeld schon mal gesehen haben. Auch mit Trainer Andreas Gensel waren ein paar klärende Worte zu wechseln. Schließlich musste auch er sein „Go“ für dieses Projekt geben.

Und nun war es soweit. Der Materialwart des DNL-Teams, den hier alle nur Schwinge nennen, ist längst in der Kabine, hat „seine“ Kisten aber bereits am Vorabend gepackt. Sie warten darauf, tief im Bauch des Mannschaftsbusses verstaut zu werden. „Der Trainer ist auch schon da“, lässt mich Schwinge wissen, „der macht im Kraftraum seinen Frühsport.“ Ich, als bekennende Couchpotato, bin einigermaßen von den Socken. Bevor mir ein Kommentar dazu einfällt, bekomme ich einen Plastikbecher frisch gebrühten Begrüßungskaffees in die Hand gedrückt. Solchen für Männer. Dann Smalltalk zum miteinander Warmwerden. Am zurückliegenden Abend spielte das DEL-Team der Eisbären gegen Augsburg und fiedelte den Vizemeister beeindruckend mit 7:1 ab. Schwinge stand währenddessen in der Kabine und packte die Klamotten fürs DNL-Team, was er schon seit 2004 tut. Nach und nach trudeln die Jungs ein und packen ihre deutlich mehr als sieben Sachen in die riesigen Hockeytaschen. Inzwischen sind auch Marco und Frank eingetroffen. Wenig später dockt der Mannschaftsbus hinter dem Kabinentrakt an, der uns ins ferne Rheinland chauffieren soll. Dank vieler zugreifender Hände sind Taschen und Kisten fix verpackt. Jeder sucht sich einen Platz im Bus und richtet es sich für die nächsten Stunden gemütlich ein. Ich muss witzigerweise nicht suchen. „Wer sitzt denn hier?“, höre ich es vor mir einen der Jungs fragen. „Na, der Journalist“, heißt die für mich doch etwas überraschende Antwort von einem seiner Teamkameraden. „Aha“, denke ich, „man ist also auf mich vorbereitet.“

Pünktlich um 7.30 Uhr wirft Busfahrer Monty den Riemen auf die Orgel. Vorher baute er sich im Gang auf, ähnlich dem Kabinenpersonal in Flugzeugen vor dem Start, mahnte zum Anschnallen und gab ein paar Spielregeln kund, bei deren Befolgung es sich mit ihm bestens auskommen ließe. Und er erklärte, was ihm wohl irgendwie besonders wichtig ist, dass Monty nicht etwa sein Spitzname, sondern sein richtiger sei. Als denn, Monty, gute Fuhre!

Unerwartet still geht es die ersten Stunden im Bus zu. Decken und Kissen wurden kunstvoll in die Sitzreihen geknetet und anschließend sich selbst. Fortsetzung der unterbrochenen Nachtruhe ist bei den meisten der 15- bis 19-jährigen Junior-Cracks angesagt. Hier und da wird gelesen und Musik gehört. Als dann Hannover schon eine Weile hinter uns liegt, muss Wagenlenker Monty eine Pause einlegen. Er steuert einen Rasthof bei Bad Nenndorf an. Und bevor er sein Gefährt zum Stillstand bringt, nimmt Trainer Gensel das Mikro zur Hand und gibt die Order: „Fünf Minuten nach Ankunft draußen antreten!“ Die Begeisterung im Bus hält sich sichtbar in Grenzen. Tatsächlich stehen die Jungs in Trainingsklamotten pünktlich auf dem Parkplatz, der so kurzzeitig zum Sportplatz umfunktioniert wird und erstmal in weitem Bogen im Laufschritt umrundet wird. Anschließend gibt es, angetreten im weiten Kreis, Hampelmänner und diverse andere Stretchingübungen. Ungeliebte Maßnahme gegen die berüchtigten „dicken Busbeine“ und somit schon Vorbereitung auf das in wenigen Stunden anstehende erste Spiel gegen den KEV-Nachwuchs. Im Anschluss hat jeder noch ein bisschen Zeit, seinen eigenen Kram zu machen. Und schon geht es weiter Richtung Krefeld.

Die Busbesatzung ist nun weitestgehend wach, es wird herumgealbert, Youtube-Filmchen rumgezeigt und aller mögliche Unsinn gequatscht. Hat was von Schulklassenabschlussfahrt. Wie dort gibt es auch in unserem Bus ein paar kleine Entertainer, die mit ihren Sprüchen Schwung in den Laden bringen, Hip-Hop-Talente, Stand up-Comedians und ihr dankbares, manchmal aber auch genervtes Publikum. Durchs Unterhaltungsprogramm als Conférencier führte das gesamte Wochenende über - meinem ganz persönlichen Gefühl nach - aber letztlich Schwinge, dem Kommentare nie auszugehen scheinen.

Ohne einen weiteren Zwischenstopp eingelegt zu haben passieren wir das Ortseingangsschild Krefelds. Um den letzten Müden in den Sitzreihen zu wecken, dreht Monty die Lautsprecher im Bus auf, aus denen nun Chart-Queen Lady Gaga ihren Hit „Poker Face“ plärrt. Als rechts der moderne KöPi-Palast und links die ihren fragwürdigen Charme aussendende alte Rheinlandhalle auftauchen, hat Lady Gaga ausgesungen und Trainer Andreas Gensel übernimmt die Beschallung des Busses. Kurz verkündet er den Ablauf bis zum Spielbeginn: Bus aufräumen, Ausrüstung und sämtliche Klamotten in die Kabine verfrachten und nicht zuletzt fordert der Trainer eine intensive Landerwärmung und Warmmachen auf dem Eis.

„Auf geht’s, Jungs!“

Lesen Sie im nächsten Teil:

Zehn Minuten Gaga statt Pokerface



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