Helmut de Raaf über die DNL: "Die Liga ändert sich"

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Agenten und Geld, das waren zwei Begriffe, die man eigentlich nicht mit der Deutschen Nachwuchs Liga in Verbindung brachte, als sie gegründet wurde. Viel Wasser ist inzwischen die Isar hinuntergeflossen und die Agenten umschwärmen bereits die Minis, weil die sich dann festlegen müssen dank einer internen Absprache, bis sie 19 oder 20 sind. Manch fetter Fisch könnte dabei sein. Relativ neu sind Zahlungen an DNL-Spieler, die ja eigentlich gar nicht mehr DNL-Cracks heißen dürfen, heißt die Liga doch inzwischen nach einem amerikanischen Investor, der sich relativ preiswert, wie man munkelt, den amerikanischen Namen für den deutschen Nachwuchs sicherte. Der DEB machts möglich.

Doch zurück zum Mammon. Der bereitet Kopfzerbrechen, auch wenn bislang erst eine Spitze des Eisbergs zu sehen ist. Derzeit sind etwa 15 Nationalspieler Objekt der Begierde bei den reicheren Clubs. Und deren Profiabteilungen lassen dann auch mal einen satten Tausender pro Monat springen, dazu Wohnung und eventuell Auto, um sich einen smarten Nachwuchs-Künstler zu sichern. Warum, fragt man sich da ein wenig erstaunt, denn bis der Knabe in die DEL aufrücken kann, vergehen vermutlich sechs oder noch mehr Jahre. Da kann man sich eigentlich gleich einen fertigen Spieler holen, das kostet weniger. Im übrigen ist das alles vollkommen legal, auch wenn es nicht offen gehandelt wird.

Helmut de Raaf, Mannheims Erfolgstrainer aus der DNL, denkt, dass der Erfolgsdruck auch beim Nachwuchs immer größer wird und dass jeder Verein sich in einem solchen Erfolg gut sonnen kann. Auf der Schattenseite stehen die kleinen Clubs. Wie die Bayern. Die könnten ein traumatisches Deja Vue erleben aus den früheren Jahren der ersten Bundesliga. Da bildeten die Bayern traditionell aus und kaum waren Spieler den Kinderschuhen entwachsen und Leistungsträger, da griffen gnadenlos die reichen "Westvereine" zu und schnappten sich die Jungs für Geld. Bis ein Heinz Weißenbach in Mannheim die Deutsch-Kanadier entdeckte, bei denen es oftmals reichte, wenn ein Großvater irgendeine deutsche Connection hatte. Die Bayern holte man übrigens trotzdem noch, allerdings nicht mehr in der großen Anzahl.

"Wir brauchen die Bayern", sagt de Raaf über die Ausbildung des Nachwuchses. Was unterhalb des Weißwurstäquators geleistet werde fürs deutsche Eishockey, das sei unverzichtbar. Und es sei unfair, wenn die Clubs, die sich so einsetzen, auf der Strecke blieben. Die Jungadler haben sich übrigens dafür entschieden, keinen ihrer Spieler zu bezahlen. Marcus Kuhl, Daniel Hopp und Helmut de Raaf waren sich einig, das Geld, das sie investieren, wird in die Ausbildung aller gesteckt. "Mit dem, was ein paar bezahlte Spieler erhalten, kann ich mit der ganzen Truppe nach Kanada zu einem Turnier fahren", sagt de Raaf, "davon haben alle was und das entspricht unserer Auffassung von Ausbildung". Schule und Sport Hand in Hand, das wird in Mannheim weitergeführt. Das können auch ärmere Vereine leisten, sagt de Raaf, diese Möglichkeit hänge nicht alleine vom Geld ab.

>Sieben Spieler, die noch antreten könnten, haben die Jungadler nach der vergangenen Saison verlassen. Drei davon wollten pokern, erzählten den Adlern, was andere ihnen angeboten hätten und hofften, mehr rausschlagen zu können. Bei einem weiteren geht man davon aus, dass der Ruf des Geldes ihn davonlockte. Schade drum, sagt de Raaf, man hätte die talentierten Jungs gerne behalten, aber Reisende solle man nicht aufhalten.

In Mannheim baut man verstärkt im MERC von unten auf. Die Schüler haben unter Trainer Frank Fischöder den Aufstieg zurück in die Bundesliga geschafft, hoffnungsfrohe Talente verstärken den MERC, die Zukunft sieht nicht schlecht aus, im Gegenteil. Normalerweise geht man mit einem Drittel Endjahrgänge, einem Mittelalter und einem der Jungen in eine Saison. Das geht diesmal nicht, sechs alte Hasen sind noch dabei, sechs mittlere und zwölf junge. Die müssen erfahrungsgemäß erstmal in Tritt kommen und man kann vorab keine Prognosen wagen. Die Chemie stimmt im Team, soviel weiß de Raaf bereits, das Sportliche wird man sich erarbeiten müssen.

Neu aufzubauen habe im übrigen auch seinen Reiz, sagt er. Die Liga, so seine allgemeine Prognose, werde enger zusamenwachsen. Die Jungadler haben vermutlich das jüngste Team. Die DEG unter Andreas Niederberger (Jesse Panek, der hervorragende Arbeit im ersten Jahr geleistet hat, ist jetzt bei Dortmund) werde wohl an der Spitze dabei sein, Meister Köln sowieso, Landshut könnte noch einen Schritt vorangehen. Krefeld habe ebenfalls gute Karten. Berlin sei wie immer schwer einzuschätzen. Auf jeden Fall dürfte es, laut de Raaf, diesmal keinen Zweikampf an der Spitze geben, er rechnet mit vier oder fünf Teams, die einander das Leben schwer machen dürften. Aufsteiger Kaufbeuren ist eine Unbekannte in der Rechnung. De Raaf freut sich, dass ein alter Bekannter an der Bande stehen wird: Alfred Weindl, einst erster Meister der DNL mit seinem SC Riessersee, hat im Allgäu angeheuert. In Mannheim freut man sich auf ein Wiedersehen.

Angelika von Bülow


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