Helmut de Raaf: Spannende Play Offs

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Der Klassenprimus strauchelte kurz, fing sich dann aber

wieder. Beim ersten

Playoff-Spiel in der Deutschen Nachwuchs Liga siegten die Jungadler erst in

der Verlängerung gegen die Düsseldorfer. Jetzt geht es am Samstag weiter mit

Spiel zwei, diesmal in der SAP-Arena, die nur noch eine Trainingshalle fürs

Eishockey frei hat. In der Arena und der zweiten Halle haben sich die Boxer um

Wladimir Klitschko samt ihren Gästen niedergelassen. Etwa 700 Zuschauer könnten

sich de  Raafs Jungs um 17 Uhr am Samstag anschauen, müssen dafür aber Karten haben. Die 

kosten zwei Euro, Kinder kommen umsonst rein. Informationen und Tickets gibts in der Geschäftsstelle der Jungadler, Telefon 30 97 86 11 (Conny Eschenauer) oder am Infocounter in der Arena am Freitag und am Samstag vor dem Spiel. Sollte ein drittes Spiel nötig werden, wäre das am Sonntag um 11 Uhr in Mannheim.


Für de Raaf hatte das erste Drittel in Düsseldorf etwas Irreales. Seine Jungs

machen Fehler, die sie sonst eigentlich nie machen, verantwortlich war das

Lampenfieber, der Großteil der Truppe hat noch nie Play Offs mitgespielt. Außerdem lastet ein enormer Druck auf dem fünfmaligen Meister

Jungadler und der wird von Saison zu Saison größer. Wenn man dann noch gegen den Achten der Liga antritt, gegen den man, so die Expertenmeinung, einfach nicht verlieren darf, machts das nicht besser für die Nerven der Jungspunde. Die brauchten ein Drittel um aufzuwachen, während die Düsseldorfer grandios kämpften, mit Mann und Maus und dem Sieg mehr als einmal nahe waren. Selbst,wenn das Spiel ab Drittel drei eigentlich von den Mannheimern dominiert wurde.


“Extrem spannend" sei das für die rund 150 Zuschauer in Düsseldorf

gewesen,

sagt de Raaf, der dem Gegner auch eine reife Defensivleistung bestätigt.

Schade findet er allerdings, dass nicht mehr Zuschauer kamen, man habe den

Modus mit dem ersten Heimspiel für den schlechter Platzierten doch vor allem

auch eingeführt, damit die Anhänger die eigene Mannschaft zu sehen bekämen.


Die anderen Ergebnisse in der Liga überraschen de Raaf nicht unbedingt, auch

nicht die engen Resultate. Dass die Eisbären in Rosenheim verloren, dafür gibt

es laut de Raaf die Erklärung, dass die Bayern die ganze Saison über nicht

komplett spielen konnten, weil Spieler für die erste Mannschaft abgezogen

waren. Für die Play Offs aber sei der Kader optimal besetzt, und die Bayern

hätten hervorragende Cracks. Sollten die Rosenheimer siegreich sein in dieser

Runde, die Jungadler Düsseldorfer bezwingen, könnten die beiden Teams

aufeinandertreffen. Eine harte Nuss für jedes Team, auch für die Jungadler.


Für die Mannheimer geht es jetzt erstmal darum, Ruhe in die Mannschaft zu

bekommen. Wobei der Sieg den Jungs gut getan haben dürfte, man wird die

Videoaufnahmen analysieren, sich Zeit für Gespräche nehmen und dann frisch in die Samstag-Begegnung gehen, sagt der Trainer.

Er persönlich ist nicht überzeugt von der Play Off Lösung, obwohl seine Jungs

fünfmal siegreich aus der Runde hervorgingen und jedes Mal die Meisterschale

holten. In der ersten DNL-Saison wurde eine Runde ohne Play Offs gespielt, aus der Riessersee siegreich hervorging, Mannheim wurde Zweiter. Und doch,

Mannheims Coach ist kein Freund von den Play Offs in der Liga. "Der

Ausbildungsgedanke steht doch im Vordergrund", erklärt er, da wäre es

fairer,

die Kontinuität zu belohnen, die würde doch zeigen, ob eine Mannschaft die

Meisterschaft verdient habe oder nicht. Er schlägt in einem solchen Falle vor,

anschließend die ersten vier Teams der DNL zu einem Pokalturnier

zusammenzuholen. Das wäre auch eine gute Vorbereitung auf die

U-Weltmeisterschaften, in denen ebenfalls Turnierbedingungen herrschten. Den Vorschlag hat er schon mal eingebracht, er wurde aber abgelehnt.


Zwei Männer sind von der ersten DNL-Stunde an dabei: Das sind Andreas Gensel von den Eisbären Juniors Berlin und Helmut de Raaf von den Mannheimer

Jungadlern. Hat sich nach de Raafs Meinung, die DNL inzwischen, in ihrer siebten Saison, ausgezahlt fürs deutsche Eishockey? Ja, sagt de Raaf, und nennt das Beispiel U 18. Seit ein paar Jahren wäre das keine Fahrstuhlmannschaft mehr, mal auf und

mal absteigen aus der A-Gruppe, sondern sie spiele kontinuierlich mit oben. Probleme sieht er allerdings in der immer größer werdenen Kluft zwischen DNL und den Schülern. "Das Niveau der DNL ist enorm gestiegen". Und da

liege auch schon das Negative: "Wir haben nicht mehr Spieler bekommen." Jedes

Jahr falle ein Team, manchmal auch zwei, leistungsmäßig vom Rest ab, jetzt schon über Jahre, weil nicht genügend Nachwuchs auf gleichem Niveau vorhanden sei. Diese Saison traf es Bietigheim, um den Aufstieg kämpfen derzeit Essen, Kaufbeuren, Füssen und Iserlohn. Immerhin hat sich auf diesem Gebiet  vieles zum

Positiven verändert. Im ersten Jahr der DNL hatten Trainer, wie damals Alfred Weindl beim

SC Riessersee,noch arg in ihren Clubs zu kämpfen, um überhaupt melden zu dürfen. Die Geschichte zeigt, dass sich das für den SCR gelohnt hatte, die Oberbayern heimsten damals bekanntermaßen die Meisterschale ein. Ohne Weindl wäre der SCR Nachwuchsmäßig nicht auf den Zug der Zeit aufgesprungen und 

wohl

im Mittelmaß steckengeblieben. Seither gibt es in Garmisch-Partenkirchen eine

DNL-Mannschaft, die nach Weindl von Peter Gailer und jetzt von Jürgen Rumrich trainiert wird und die längst einen festen Platz beim SCR hat.


Damit das Gefälle zwischen den jüngeren Spielern und den DNL-Cracks nicht

immer größer wird, hat der Verband die Konsequenzen gezogen. Die Ausbildung der

Schüler soll intensiviert werden. "Sie kommen früher in den

Leistungssportbereich," sagt de Raaf. Beim MERC, dem er sportlich auch

vorsteht, haben die Jungs bereits jetzt mehr Trainingseinheiten und besuchen

eine Art Tagesinternat. In Mannheim hat man großes Interesse daran, den

regionalen Nachwuchs zu fördern und zu binden.

Ein weiteres Problem fürs deutsche Eishockey sieht de Raaf in der kurzen

Ausbildungszeit begründet. Im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern höre hier die Ausbildung auf, wenn der Spieler 18 Jahre alt wird. Das, schütteln Experten aus anderen Leistungssportarten und anderen Eishockeyländern, nur den Kopf, sei viel zu früh. In Übersee beispielsweise treten die unter 20-Jährigen noch in Nachwuchsligen an. Teilweise per Regelung, teilweise auch freiwillig. In Deutschland, betont de Raaf, müsste, wenn man so etwas Sinnvolles einrichten

wollte, auf jeden Fall eine verbindliche Regelung her, weil man keine Masse an Spielern zur Verfügung habe.

Es gibt für ihn nur eine Art der wirklichen Ausbildung: Wenn Training und

Praxis sich ausglichen. Und er zählt auf: Ein Jungadler trainiert 15 bis 18

Stunden die Woche, ein Profi mal eben drei bis vier. Das erfordere von einem

Neuling eine ungemeine Willensanstrengung, um ein besonderes Trainings-Pensum in seiner Freizeit zu leisten. Und nicht nur das, es fehle ja auch meist an Eiszeiten. So käme es, dass viele  Junge zwar mit Riesentalent gesegnet

seien, dann aber in höheren Ligen, wo der Trainer ja vor allem auf Erfolg programmiert

sei, versauern würden.


Jetzt allerdings gehts auch in der DNL erstmal um den Erfolg. Am Samstag

gehen die Teams in die nächste Runde, die so spannend sein dürfte, dass

sie  - allerorten - viele Zuschauer verdient hätte.


Angelika von Bülow  - Foto  by City-Press

 


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