Eisbären-Trainer Pagé: Wir vertrauen der Jugend

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Was macht ein kanadischer Eishockeytrainer, der in der vergangenen Saison großen Erfolg mit seinem DEL-Team hatte, im Sommer? Er könnte sich in seiner Heimat mehr oder weniger auf die faule Haut legen, den Großteil des Sommertrainings seinem Assistenten überlassen und erst im Laufe des August wieder in Deutschland erscheinen. Eine gänzlich andere Einstellung legt da Pierre Pagé an den Tag: Der Trainer der Berliner Eisbären befindet sich nach einem einwöchigen Kurzurlaub in Kanada bereits seit Wochen wieder in Deutschland bei der Arbeit.



Besucher der U-20 Testspiele des deutschen Nachwuchses gegen die Schweiz konnten sehen, wie Pagé zusammen mit seinem Manager Peter John Lee aufmerksam die jungen Cracks beobachtete und sich eifrig Notizen machte: Ein klares Zeichen für die engagierte Jugendarbeit, die seit Jahren in Berlin gemacht wird. Dies wurde auch vom Neu-Trainer Uwe Krupp gewürdigt, der die Nachwuchsarbeit in Berlin, Köln und Mannheim besonders lobte.



Sein spezielles Augenmerk richtete Pagé natürlich auf die eigenen Spieler, von denen immerhin acht im U-20-Team vertreten waren: Torhüter Ziffzer, die Verteidiger Draxinger, Hördler und Baxmann sowie die Stürmer Busch, Rankel, Gawlik und Forster. Die Eisbären sind sehr stolz auf ihre Nachwuchsarbeit, die äußerst professionell betrieben wird: Dies beginnt bei den vielen Scouts, die im Auftrag der Berliner in ganz Deutschland bereits bei den 14-jährigen nach Talenten Ausschau halten. So haben sie im Osten der Republik einen Jungen entdeckt, der noch heuer im eigenen DNL-Team integriert werden soll und der für Pagé eines der größten Talente darstellt, das es in Deutschland in den letzten Jahren gegeben hat. Doch mit dem Talent allein ist es nicht getan. Neben dem ausgiebigen Training sorgen die Verantwortlichen dafür, dass die Jugendlichen in Gastfamilien untergebracht werden, um möglichst nicht den Verlockungen der Großstadt zu erliegen.



Die ganze gute Jugendarbeit nützt jedoch herzlich wenig, wenn die jungen Spieler dann in der DEL auf der Ersatzbank versauern. Doch auch hier geht Pagé mit gutem Beispiel voran und setzt verstärkt auf den Nachwuchs: „Mit einem Durchschnittsalter von 22 Jahren haben wir das jüngste Team der Liga“, sagt er nicht ohne Stolz. Er schenkt seinen Jungen viel Vertrauen und hofft darauf, dass dieses auch erwidert wird. „ Ich gebe den Spielern sechs Jahre Zeit sich zu entwickeln. Zwischen 17 und 23 entscheidet sich die Karriere. Wer den entsprechenden Ehrgeiz und die Einstellung hat, kann es bis in die NHL schaffen und Millionen verdienen. Allerdings muss man dafür viel Privatleben opfern. Frauengeschichten und Discobesuche sind da alles andere als förderlich.“ Als Negativbeispiel stellt der Berliner Trainer einen Spieler der Schweizer U-20 hin, der bereits jetzt in der Nationalliga A Hunderttausend Franken pro Saison verdient. „Warum soll der sich noch quälen?“, fragt Pagé. „Erst die Leistung, dann das Geld“, ist einer seiner Leitsprüche.

Gäbe es in Deutschland mehr Trainer vom Schlage eines Greg Poss oder Pierre Pagé,

dann bräuchte man sich um die Zukunft des einheimischen Eishockeys keine große Sorgen zu machen. Die Fans wollen sicher auch lieber junge einheimische Talente sehen als satte, unmotivierte Altstars, die nur abkassieren. (an - Foto: hockey-press.de)


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