DNL: Eisbären-Coach Andreas Gensel im Interview
Die DNL-Mannschaft der Eisbären-Juniors hatte am vergangenen Wochenende
Spielfrei. Zeit genug, Trainer Andreas Gensel einige Fragen zu stellen:
Herr Gensel, vor Beginn der Saison wurde ihr Team von vielen
Beobachtern der Szene auf Platz 6-8 eingestuft. Vor diesem Wochenende
lagenSie mit Ihrer Mannschaft nun auf Platz 5. Sind sie mit dem
bisherigen Verlauf zufrieden?
Nach dem für alle
enttäuschenden Verlauf der vergangenen Saison, der Qualität der im
Kader verbliebenen Spieler und der zu erwartenden Abstellung von
Leistungsträgern an die Oberliga schraubt man natürlich die Erwartungen
nach unten. In den letzten Jahren hatten wir uns immer das Ziel
gestellt, unter die besten Vier zu kommen. Dies war realistisch, auch
wenn es manchmal nicht erreicht wurde. In dieser Saison hatte ich mir
anfangs lediglich vorgenommen, mit der Mannschaft die Play-off zu
erreichen. Mittlerweile kann und muss man jedoch das Ziel wieder höher
stecken. Die Mannschaft agiert trotz aller Rückschläge wieder
geschlossener und wir sind in der Lage, Spiele gegen individuell starke
Gegner wie z.B. zuletzt Düsseldorf über Kampf und Willen zu
entscheiden.
Ist die Qualität der Neuzugänge so, wie Sie es für ein DNL-Team erwarten? Welche Defizite sind noch zu beseitigen?
Man
kann hier nicht alle über einen Kamm scheren. Jeder hatindividuelle
Stärken und Schwächen. Benny Hüfner z.B. hat sehr gute Anlagen, kann
seine Stärken sofort in der DNL einbringen, nicht zuletzt auch durch
das Zusammenspiel mit einem anderen Neuzugang, Jens Heyer, seinem
Partner in der Abwehr. Hier haben wir offensichtlich eine gute Symbiose
zwischen jüngstem und ältestem Jahrgang gefunden. Natürlich gilt es
auch bei Benny noch speziell den läuferischen Bereich zu verbessern,
aber dazu werden wir den kommenden Sommer intensiv nutzen.Aber auch bei
den anderen Jungs wie Felix Schümann, Christian Leers, Florian Ullmann
oder Jari Pietsch hat die Integration auch auf Grund der
zwischenzeitlichen personellen Situation mit vielen Verletzten und der
gleichzeitigen Abstellung von Leistungsträgern an die Oberliga sehr gut
geklappt. Jeder bringt seine Stärken ein. Bei Felix ist es z.B. die
Dynamik oder bei Jari das unbändige Kämpferherz. Und an den Schwächen
arbeiten wir sehr hart.Selbstverständlich gibt es in so einer
Mannschaft mit 24-25 Jungs auch Spieler, die den Ansprüchen noch nicht
in dem Maße genügen, wie es diese Liga erfordert. Aber die
Vergangenheit hat gezeigt, dass man mit Ehrgeiz und Durchhaltewillen
viel erreichen kann.
Sie haben immer Spieler in ihren
Mannschaften gehabt, die nicht aus der Schülermannschaft der Eisbären
in die DNL gekommen sind. Als Beispiele hierfür seien z.B. Jens
Baxmann, Andreas Gawlik oder der schon erwähnte Florian Ullmann benannt. Welche Schwierigkeiten ergeben sich daraus?
Viele
dieser Jungs kommen aus Vereinen, in denen sie ständig hochgespielt,
d.h. in älteren Jahrgängen mitgespielt haben. Jetzt kommen sie hier in
ein komplexes System aus Schule, Sport, Internat, wenig Freizeit, hohem
Leistungsdruck und vor allem gleichaltrigen Mitspielern, die eventuell
besser sind als sie. Sie müssen begreifen, dass sie sich genauso hinten
anstellen müssen wie alle anderen auch, nicht automatisch gesetzt sind,
nur weil ein wenig Talent da ist. Oft waren die Jungs eben die Kleinen
mit viel Talent, denen man Fehler verzieh. Solchen „Welpenschutz“ hat
man hier plötzlich nicht mehr und das muss man erst mal verkraften
können. Es ist ein schwerer Denkprozess, den die Jungs durchmachen
müssen, denn plötzlich sind da noch 20 andere, die einem den Platz
streitig machen.
Wer waren die größten Überraschungen bislang?
Was
die Leistungsentwicklung anbetrifft, hat ein Dominik Bielke wohl die
größte Leistungsentwicklung gemacht. Er hat offensichtlich begriffen,
dass Eishockey eine Mannschaftssportart ist, man defensiv genauso
intensiv arbeiten muss wie nach vorne.Natürlich darf man auch den
Torhüter Sebastian Albrecht nicht vergessen, der zwar immer noch
Schwächen bei der Stockarbeit und Bewegungsschnelligkeit hat, aber die
Leistungsentwicklung zum Vorjahr ist doch sehr erfreulich und lässt
noch viel erwarten. Er kann hinten viel Ruhe ausstrahlen und gibt kaum
einen Puck verloren, so lange er nicht im Netz zappelt.
Haben
Sie eigentlich eine Erklärung für die zuletzt immer wieder zu
beobachtenden Leistungsschwankungen zwischen den Samstags- und Sonntagsspielen?
Tja,
dies ist für mich eine reine Kopfsache. Das ist einfach nicht möglich,
dass man innerhalb von 12 Stunden das Eishockeyspielen verlernt. Wir
können es uns als Verein nicht bieten lassen, dass man in der Vorstufe
zum professionellen Sport mit derart unterschiedlichen Einstellungen
ins Spiel geht. Es kann nicht sein, dass die erste Reihe beim Spiel in
Bad Tölz nach bereits 18 Sekunden das 0:1 kassiert und vor allem, dies
mit dem vierten Schuss auf unser Tor! Diese Nachlässigkeit pflanzt sich
dann in den anderen Reihen fort und vergiftet praktisch unser Spiel.
Hier sind also die Leistungsträger gefragt. Vielleicht muss ich in
Zukunft immer an den Sonntagen ein kleines Aufweckprogramm machen,
einfach um die Jungs mentalein wenig zu wecken und entsprechend
aggressiver werden zu lassen.
Seit Jahren stellen Sie
Spieler Ihrer Mannschaft an die Oberliga ab. Welche Folgen hat dies für
ihr Team und die abgestellten Spieler?
DEL, Oberliga
und DNL wird ja bei uns bewusst als ein Ganzes gesehen. Es ist so
gewollt bei uns, dass entwicklungsfähige Spieler in die nächst höhere
Stufe „reinriechen“. Dies fördert ihr Bewusstsein hinsichtlich der dort
erforderlichen Härte, Schnelligkeit, Disziplin und
Leistungsbereitschaft. Es ist natürlich so, dass diese Jungs im Unter-
und Überzahlspiel in der Oberliga weniger Eiszeit haben. Wenn Sie dann
plötzlich wieder DNL spielen, müssen sie zeigen, was in ihnen steckt.
Sie müssen lernen, Verantwortung für alle anderen zu übernehmen. Dies
kann dann aber auch negative Folgen haben, weil sich alle auf die zwei
oder drei Jungs verlassen und diese dann praktisch ohne Mannschaft da
stehen. Wenn wir ohne die für die Oberliga nominierten Spieler
antreten, sehen wir manchmal nicht schlechter aus als mit diesen. Das
zeigt, dass ganz allein der Wille jedes einzelnen zur Übernahme von
Verantwortung für den Mannschaftskameraden die Spiele positiv
beeinflussen kann. Die Mannschaft muss eben lernen, dass man sich nicht
allein auf die Leistungsträger verlassen kann, sondern dass eben jeder
einzelne für den Gesamterfolg mitverantwortlich ist. Und dies jedes
Jahr aufs Neue.
Herr Gensel, wir danken für das Gespräch und wünschen Ihnen und Ihrer Mannschaft viel Erfolg!
( MB)