Marc Hindelang: „Begeisterung für diese Sportart!“Vom Sportkommetator zum Entscheidungsträger - Marc Hindelang im DEB-Präsidium

Herr Hindelang, die Wahl zum DEB-Präsidiumsmitglied kam nicht nur für uns recht überraschend. Wann war klar, dass Sie kandidieren?
Am Samstag im Lauf der Mitgliederversammlung hat die Sache eine derartige Eigendynamik angenommen, dass diese Entwicklung zustande kam.
Es kam zur Kampfabstimmung zwischen Ihnen und Andreas Werkling, dem Präsidenten des Landesverbandes Sachsen-Anhalt, der zuletzt als einziger Kandidat der LEV's galt. Wer hat auf Sie eingewirkt, zu kandidieren?
Ich finde Kampfabstimmung ist das absolut falsche Wort dafür. Es gab am Freitag Nachmittag ein Treffen der LEV und hier unterschiedliche Auffassung, wen man wählt. Die größeren Verbände, das war ja vorher schon zu lesen, wollten mit dem vorherigen Präsidium weiterarbeiten, andere waren für den Wechsel. Aber es gab nicht wirklich einen gemeinsamen Kandidaten der LEV – für den wäre im vorherigen Präsidium ja auch kein Platz vorgesehen gewesen.
Als sich der Erfolg des Teams von Franz Reindl abzeichnete, mussten auch die großen Verbände umdenken und haben das zum Glück getan. Ich habe mich vehement dafür eingesetzt, dass man sich diesem Neuanfang nicht verweigert, sondern die Hand nimmt, die einem gereicht wird, dass man eben Sitz und Stimme im Präsidium hat und mitgestaltet. Dann kam aus dem Kreis die Frage ob ich für diese Rolle zur Verfügung stehen würde – und dann habe ich mich dieser Verantwortung gestellt. Dass es dann zu einer Abstimmung zwischen zwei LEV- Kandidaten kam, war dann auch der Wunsch der Vereine und das ist dann auch absolut in Ordnung, das gehört doch zur Demokratie dazu.
Und trotzdem gefällt mir der Begriff Kampfabstimmung nicht, weil wir nicht gegeneinander kämpfen wollen, sondern miteinander. Ich habe ja auch gleich gesagt, dass ich mich mit Andreas Werkling abstimmen möchte. Sein Wissen um die Bedürfnisse der kleineren LEV gerade im Osten ist doch unverzichtbar. Demgegenüber haben die größeren ja auch eine Verantwortung.
Das Team um den neuen DEB-Präsidenten in Form von Daniel Hopp und Berthold Wipfler war schon vor der Wahl als das „Schattenkabinett Reindl“ bekannt, der letzte Posten war für einen Vertreter der Landesverbände vakant. Inwiefern fühlen Sie sich in das Präsidium integriert? Immerhin arbeiteten die drei anderen Mitglieder schon vor der Wahl zusammen?
Ich kann sagen, dass die Zusammenarbeit und Einbeziehung meiner Person bereits begonnen hat. Ich denke, dass es kein Nachteil für mich ist, dass sich meine Wege und die Franz Reindl und Daniel Hopp schon seit vielen Jahren häufig gekreuzt haben und wir dabei häufig auch sehr leidenschaftlich über Eishockey diskutiert haben. Auch Herr Wipfler ist für mich kein Unbekannter. Es gibt für mich keinen Grund, anzunehmen, dass ich hier das fünfte Rad am Wagen sein werde. Es passt hier ja auch: Wir sind zu viert und um richtig Gas geben zu können braucht man vier Räder…
Was wird Ihr Hauptaugenmerk in Ihrer kommenden Amtsperiode sein?
Meine primäre Aufgabenstellung ist ja klar. Ich bin als Stimme der LEV und Vereine, also der Amateure gewählt. Diese müssen zunächst mal wieder Vertrauen fassen und brauchen natürlich auch eine gewisse Grundausstattung, um ihre Arbeit an der Basis machen zu können. Das ist die Keimzelle unseres Sports. Je besser die funktioniert, je mehr die produziert, desto mehr kommt oben heraus. Das Bewusstsein dafür schaffen oder beizubehalten ist wichtig und dafür zu sorgen, dass diese Themen beim Verband ankommen. Ich bin da komplett bei Franz Reindl: Einigkeit und Konsens sind wichtig.
Ein akutes Problem ist momentan der Oberliga-Streit: Der DEB hatte versucht eine von den Landes-Eissport-Verbänden geführte Oberliga (Ost) zu kippen, was nicht gelungen ist. Daraufhin hat der DEB versucht, der in den letzten Jahren stärksten Oberliga (West, ebenfalls LEV-geführt) die Teilnahmeplätze an den OL-Play-offs zu beschneiden: Wie sehr sind Sie im Thema, bzw. planen Sie dazu ein Gespräch mit NRW-Ligenleiter Markus Schweer?
Natürlich werde ich das tun, denn wir müssen diese ganze Schnittstellenproblematik überprüfen und lösen. Nach oben wie auch nach unten. Grundsätzlich meine ich aber, dass man getroffene Vereinbarungen einhalten sollte.
Sie haben zumindest im Eishockey die Fronten getauscht. Vom Journalisten zum Entscheidungsträger. Was nehmen Sie aus ihrer jahrelangen Journalisten-Tätigkeit im Eishockey mit in diese Position?
Natürlich dieselbe Begeisterung für diese Sportart. Mit knapp 30 Berufsjahren weiß ich auch, wie positive Kommunikation und Außendarstellung funktioniert und ich glaube auch, dass ich die richtigen Fragestellungen mitnehmen kann. Der Unterschied ist, das ich jetzt selbst innerhalb dieses Teams meinen Beitrag leisten muss, dass zufriedenstellende Antworten dabei herauskommen.