"Leistung ist keine Frage des Namens"

Bundestrainer Uwe Krupp hätte es sich leicht machen und etablierte Stars der Deutschen Eishockey Liga wie Kölns Stürmer Eduard Lewandowski oder Torjäger Klaus Kathan von den DEG Metro Stars mit zur B-WM nach Amiens nehmen können, doch Krupp nominierte drei 18jährige: Philip Gogulla (Köln), Christoph Gawlik (Berlin) und Felix Schütz (Saint John, Kanada) bilden eine Sturmreihe und stehen für das Zukunftskonzept des Bundestrainers. Die drei Youngster kennen sich bereits seit rund acht Jahren, haben alle Nachwuchsklassen durchlaufen und sollen nun in die Fußstapfen der etablierten Spieler wie Marco Sturm und Stefan Ustorf treten. "Wir sind es von der DEL gewohnt, mit älteren Spielern auf dem Eis zu stehen", sagt Gogulla. "Die B-WM ist trotzdem etwas besonderes, weil man für sein Land spielt und im Fernsehen übertragen wird. Wir sind mit Stolz dabei und wollen uns etablieren." Der Kölner scheint der Chef im Trio zu sein, wenn Fragen an alle drei Spieler gestellt werden, schauen die anderen beiden erst zu ihm und warten seine Antwort ab. Auf dem Eis sind die Aufgaben hingegen gleichmäßig verteilt. "Felix und Philip haben eine gute Übersicht", sagt Gawlik. "Christoph ist mehr der Torjäger", ergänzt Schütz, der als jüngster Spieler im Team noch eine Aufgabe zu erfüllen hat, wie Uwe Krupp schmunzelnd verriet: Er muss vor versammelter Mannschaft die Nationalhymne singen. Schütz hat einen anderen Weg als seine beiden Freunde gewählt, er ging nach Kanada und spielte dort in Saint John in der QMJHL, der Nachwuchsliga der Provinz Quebec, machte dort in 63 Spielen 52 Punkte, war bester Scorer seines Teams und Rookie des Jahres. Für die DEL hat er einen Vertrag in Ingolstadt, ob seine Zukunft jedoch in Deutschland liegt, ist noch offen. Ähnlich geht es Gogulla, den die Buffalo Sabres aus der NHL gedraftet haben. "Ich werde vielleicht rüber gehen, um mich an die kleine Eisfläche zu gewöhnen und hoffe, das bald Kontakt mit Buffalo zustande kommt." Gawlik hingegen konzentriert sich auf die Berliner Eisbären. "DEL-Stammspieler zu werden hat erst einmal Vorrang, ich kann dort Selbstvertrauen sammeln, die NHL ist ein Traum, da lasse ich mich überraschen."
Tipps können sich die drei von Marco Sturm holen, der sich allerdings nicht aufdrängt. "Wenn man nicht wüsste, dass der in Boston spielt, würde man es nicht merken, er hat überhaupt keine Allüren", sagt Felix Schütz, der ein Klassenkamerad von Gawlik war und gemeinsam mit ihm die Realschule abschloss. Der Lernprozess ist bei allen auch ausserhalb der Eisfläche noch nicht abgeschlossen, Gawlik will zur Abendschule gehen, Schütz belegt Kurse in Kanada und Gogulla erwägt, eine Druckerlehre im Familienbetrieb zu machen.
Angesichts der Leistungen der drei Nationalspieler darf man allerdings davon ausgehen, dass sie sich um ihre berufliche Zukunft keine Sorgen machen müssen. "Wir haben von Uwe Krupp das Vertrauen bekommen und wollen die Chance nutzen", sagt Gawlik. "Wir wollen zeigen, was wir können. Leistung ist keine Frage des Namens."
Alexander Brandt
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