Knappes 1:2 gegen die Schweiz
Berichte aus der Frauen-BundesligaSchön vor dem Eröffnungsbully im Prestigeduell gegen die Schweiz konnte
Greg Poss eine gehörige Portion Respekt vor dem Kontrahenten aus dem Alpenland
nicht verhehlen: „Die stehen nicht zu Unrecht auf Platz acht der aktuellen
Weltrangliste und haben die ersten sieben Mannschaften fest ins Visier
genommen“, so der Bundestrainer: „Und die Schweiz kann mit diesem Kader mit
diesen Mannschaften mehr als mithalten.“ Besonderen Respekt hatte ihm der 4:2 -Erfolg nach 0:2-Rückstand am Donnerstag gegen die Slowakei eingeflößt: „Das
zeigt, dass die Eidgenossen topfit sind und wir von der ersten bis zur letzten
Sekunde einhundert Prozent geben müssen, um eine Chance zu haben.“ Der Respekt war berechtigt. Das deutsche Team unterlag der Schweiz mit 1:2 (0:0, 0:2, 1:0).
Gegenüber dem „Befreiungsschlag“ beim 7:2 gegen die USA zum Turnierauftakt hatte Poss sein
Team auf vier Positionen verändert, brachte mit Alexander Jung für
Haie-Shooting-Star Thomas Greiss einen neuen Goalie und ersetzte Sven Felski,
den Iserlohner Debütanten Michael Wolf und Frank Hördler durch den Nürnberger
Stefan Schauer und die beiden Eisbären-Neulinge Andre Rankel und Florian Busch.
„Das hat aber nichts mit den gezeigten Leistungen zu tun, sondern es war vorher
schon abgesprochen, dass wir rotieren wollten“, betonte der Coach.
Und wie erwartet präsentierte sich den Poss-Boys mit den Eidgenossen ein Gegner ganz anderen Kalibers, als noch zum Auftakt gegen die – bestenfalls - B-Mannschaft der Vereinigten Staaten. Die Deutschen konnten zwar in punkto Engagement
und Einsatzwillen an ihren Auftritt in Mannheim durchaus anknüpfen, aber der
dort gezeigte Offensivwirbel kam gegen die Schweiz nicht annähernd so
zum Zuge. Dabei boten sich schon zu Beginn des Matches beste Chancen, als Stefan
Ustorf bei angezeigter Strafe unmittelbar vor dem Torschuss nur penaltyreif gestoppt werden konnte (10.), die deutsche Nationalmannschaft aber die anschließende zweiminütige
doppelte Überzahl nach von Schiedsrichter Aumüller ausgesprochenen Strafen gegen
Daniel Steiner und Goran Bezina nicht in Zählbares ummünzen konnte; unmittelbar
vor der ersten Drittelsirene verzog Petr Fical nur um Zentimeter und vergab
die zu diesem Zeitpunkt sicherlich verdiente Führung.
Anders die Eidgenossen: Als Sebastian Furchner auf der Sünderbank Platz nehmen musste kurvte Jung unbedrängt um das deutsche Tor und vollstreckte mit einem Flachschuss ins lange
Eck. Mit wütenden und aggressiven Angriffen antworteten nun die Gastgeber, die
sich in dieser Phase ein deutliches optisches Übergewicht erarbeiten konnten,
aber die Cleverness im Abschluss vermissen ließen. So kam es, wie es kommen
musste: Einen Konter der Alpenländler verwandelte Viktor Stanescu (29.), als er
die hinter dem orientierungslosen Goalie Jung liegende Scheibe nur noch ins
leere Tor stochern musste. Die Moral war gebrochen, selbst eine erneute doppelte
Überzahl Mitte des zweiten Drittels führte nicht zum ersehnten Treffer.
Vielleicht hätte Tomas Martinec dem Spiel noch einmal eine Wende geben können,
als er unmittelbar nach Beginn des Schlussabschnittes mutterseelenallein auf das
Schweizer Tor zulaufen konnte; doch als der Torjäger der Ice Tigers mit seinem
Break am souveränen Marco Bührer gescheitert war, machte sich die Gewissheit
breit, dass es an diesem Abend einfach nichts sollte mit einem famosen
Angriffswirbel á la Mannheim. Trotzdem wurde es am Ende noch mal knapp: Poss
riskierte alles, nahm Jung früh vom Eis und sah bei 6:5-Überzahl den längst
überfälligen Anschlusstreffer von Christoph Ullmann. Aber zu mehr reichte es
trotz intensiver Bemühungen nicht mehr. Am Ende stand eine 1:2-Pleite und eine
verpasste Tabellenführung beim TUI-Nations-Cup für das Poss-Team, das nun am
Sonnabend gegen die wiedererstarkte Slowakei einen neuen Anlauf unternehmen
wird, weiteren Kredit bei den Fans zurückzugewinnen.
„Es war ein sehr
ausgeglichenes Match“, war der Bundestrainer recht angetan vom
Auftritt seiner Mannschaft: „Wenn wir so weiter spielen, wird sich auch der
Erfolg einstellen.“ Sein Gegenüber Ralph Krueger zollte dem Rivalen ebenfalls
großen Respekt: „Deutschland ist nie und nimmer eine B-Mannschaft. Spiele
zwischen diesen beiden Equipen sind immer äußerst eng und wir können uns bei
Bührer bedanken, dass er uns im ersten Drittel im Spiel gehalten hat. In Turin
werden wir sicher wieder ein 50:50-Spiel erleben. Während wir aber kaum noch
personelle Verstärkungen zu erwarten haben, bekommen die Deutschen noch sechs, sieben
Spieler aus der NHL hinzu.“ Krueger selbst will in den nächsten Tagen mit seinen
Jungs ein ernstes Wörtchen um den Turniersieg mitsprechen. Schade
allerdings, dass den couragierten Auftritt der deutschen Nationalmannschaft
erneut nur eine höchst spärliche Zuschauerkulisse verfolgte. Lediglich 2148
Fans wollten die Bemühungen der Cracks mit dem Bundesadler auf dem Trikot
verfolgen, den Anschluss an die besten Teams der Welt wieder ein wenig zu
verkürzen. (Michael Kramer)
Deutschland – Schweiz 1:2 (0:0, 0:2, 1:0)
Tore: 0:1 (22.25) Steiner (5-4), 0:2 (28.11) Stanescu (Lemm), 1:2 (59.02) Ullmann (Martinec, Sulzer/6-5). Strafen: Deutschland 16, Schweiz 14. Zuschauer: 2148. Schiedsrichter: Aumüller (D).