Kann das DEB-Team das Silber-Wunder wiederholen? Vor dem WM-Auftakt gegen Dänemark

College-Spieler Marc Michaelis ist einer der vier jungen "Nordamerikaner" im WM-Kader von Marco Sturm. (picture alliance/Scanpix Denmark)College-Spieler Marc Michaelis ist einer der vier jungen "Nordamerikaner" im WM-Kader von Marco Sturm. (picture alliance/Scanpix Denmark)
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Ein großes Schild mit den Worten Freude – Stolz – Vertrauen – Glaube – Zusammenhalt hat sich das DEB-Team in die Kabine hängen lassen und ein Foto mit den Worten „auf eine gute WM“ getwittert. Ein weiterer Begriff hätte noch gut dazu gepasst: Bescheidenheit. Diese muss die deutsche Mannschaft an den Tag legen, will sie erfolgreich abschneiden. Denn – und das dürfte eine vielbemühte Phrase in den nächsten Tagen werden – Olympia ist vorbei, die heute beginnende WM ein ganz anderes Turnier. Das zeigt sich alleine schon bei einem Blick auf den deutschen Kader: Nach den Rücktritten des erfahrenen Leistungs- und Fahnenträgers Christian Ehrhoff, Silber-Kapitän Marcel Goc sowie der über viele Jahre perfekt funktionierenden „Scoring-Maschine“ Patrick Reimer und den Absagen einiger Olympia-Helden wie etwa den beiden angeschlagenen David Wolf und Danny aus den Birken geht Marco Sturm mit acht WM-Neulingen in das Turnier, darunter die jungen Markus Eisenschmid, Manuel Wiederer, Marc Michaelis und Frederik Tilffels, die unterklassig in Nordamerika oder im College-Bereich (Michaelis) spielen.

Wichtige Eckpfeiler des Olympiakaders wie Yannic Seidenberg, Patrick Hager, Jonas Müller oder Matthias Plachta sind jedoch dabei. Zudem sind mit dem gestern ernannten Kapitän Dennis Seidenberg von den New York Islanders, Korbinian Holzer von den Anaheim Ducks und Oilers-Star Leon Draisaitl drei NHL-Spieler an Bord, womöglich stoßen noch Philipp Grubauer von den Washington Capitals oder Tom Kühnhackl von den Pittsburgh Penguins dazu, die sich derzeit in den Stanley Cup-Play-offs gegenüber stehen.

Kanada, USA und Finnland mit Star-Power aus der NHL

Allerdings können auch die anderen Nationen auf einen Teil ihrer Nordamerika-Profis zurückgreifen. Und da haben Nationen wie zuvorderst natürlich Kanada mit Superstar Connor McDavid und dem bärenstarken Islanders-Rookie Matt Barzal, aber auch USA mit einem anderen Superstar, Patrick Kane von den Chicago Blackhawks, und Johnny Gaudreau von den Calgary Flames sowie Finnland mit Kaspari Kapanen von den Leafs und Teuvo Teravainen aus Carolina ein ganz anderes Repertoire zur Verfügung. Und selbst ein Spieler aus den hinteren Reihen eines Teams, das die Endrunde der NHL verpasst hat, ist deutlich besser als die allermeisten Spieler, die in Europas Ligen – inklusive der KHL – dem Puck nachjagen.

Eines muss also – insbesondere dem Publikum, das erst durch den riesigen Erfolg (wieder) beim Eishockey gelandet ist – klar sein: Bei diesem Turnier ins Viertelfinale zu kommen, ist bereits ein Erfolg! Es kann durchaus mehr werden, nicht zuletzt deshalb, weil sich das DEB-Team als „kleines Eishockey-Land“ (Leon Draisaitl) bei Olympia gehörig Respekt verschafft hat. Dafür muss aber vieles passen und das Team ähnlich gut funktionieren wie die Silber-Mannschaft von Südkorea. Dänemark zum Auftakt und danach in der Vorrunde Lettland, Norwegen und Südkorea sind die Mannschaften, die es für das Viertelfinale zu schlagen gilt. Jeder Punkt gegen die großen Drei der deutschen Gruppe, Finnland, USA und Kanada, wäre sozusagen die Kür – bei einem durchaus schwierigen Pflichtprogramm, wie die Vorbereitung gezeigt hat.

Die Akteure im deutschen Team wissen das und geben dies auch in Interviews gerne zu Protokoll. Insofern müsste man den Anfang dieses Artikels etwas korrigieren: Das Wort Bescheidenheit sollte vor allem über den Fernsehern der Nation angebracht werden. Denn der Erfolg bei Olympia war im Wortsinn einmalig – das sollten wir uns alle bewusst machen, wenn es beim WM-Turnier „nur“ das Viertelfinale wird. Und falls es doch weitergeht, genießen wir wieder jeden Moment – und können uns dabei noch dazu auf angenehmere Fernsehzeiten als im Februar freuen.


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