Jetzt am Puck bleiben!

Was nehmen wir von der vorgestern
zu Ende gegangenen Weltmeisterschaft mit?
Nun, immerhin hat der ehemalige
Eisbären-Coach und Haie-Manager Andy Murray bewiesen, dass er auch außerhalb
Finnlands mit seinen Kanadiern Gold gewinnen kann. Nach 1997 und 2003 schaffte
er zum dritten Mal den Sprung auf die höchste Stufe des Treppchens. Damit ist
der sympathische Kanadier der erfolgreichste Bandenchef nach der Wende und lässt
sich wenigstens ein bisschen mit dem legendären Viktor Tichonow vergleichen.
Zum zweiten hat es wieder einmal
nicht mit dem Gastgeber geklappt. Die Russen, unter ihrem neuen Coach
Wjatscheslaw Bykow so hoch vorgewettet wie selten zuvor, haben es, wie auch ihre
Vorgänger seit 1987 nicht mehr geschafft, als Ausrichter den Titel im eigenen
Land zu gewinnen. „Das Ende war grausam“, beschreibt der gebürtige Moskowiter
Alexander Seliwanow, in Diensten der Krefeld Pinguine, als sich im Halbfinale
die Sbornaja den Finnen beugen musste.
Und letztlich hat sich unsere
Mannschaft unter den besten 16 Teams behauptet und sich nicht blamiert. Im
Gegenteil, die Adlerträger bestachen durch Selbstbewusstsein und Kampfeswillen.
Nichts mehr erinnerte an die Truppe, die vor zwei Jahren in Innsbruck auch nach
dem vollzogenen Abstieg kaum Niedergeschlagenheit erkennen ließ, sich vielmehr
wie eine Touristenschar präsentierte. Nein, unser Nationalteam ist ein anderes
geworden. Bundestraier Uwe Krupp ist es offensichtlich gelungen, das Feuer der
Begeisterung wieder anzuzünden, was in den letzten zwei, drei Jahren kaum noch
glimmte.
Deswegen müssen die
Verantwortlichen, vor allen Dingen jene unserer höchsten Liga, am Puck bleiben
und die Stimmung anheizen. Will sagen, dass unseren deutschen Cracks mehr
Verantwortung übertragen werden muss. Diese kann man nur erlangen, wenn den
Spielern genug Eiszeit gegeben wird. Im Klartext: Es müssen mehr einheimische
Akteure her! Acht Kontingentspieler scheinen genug für unsere DEL. Darunter
sollten vier (Zweitliga oder wie auch immer sie sich in der kommenden Saisonen
nennen mag) und zwei (Oberliga) reichen. Eine weitere Reduzierung würde, so
glaube ich, wieder die Zustände von 1994, als die DEL ins Leben gerufen wurde,
herstellen. Da agierten bekanntlich Cracks in der deutschen Vorzeigeklasse, die
sich bei der Annahme eines harten Passes aufs Gesicht legten.
Die DEL muss jetzt reagieren und
die Kontingentstellen so schnell wie möglich herunterfahren. Geschäftsführer
Gernot Tripcke an den Pranger zu stellen, ist ohnehin nicht richtig. Schließlich
führt er nur aus, was andere, wichtigere Personen beschließen. Diese sind jetzt
gefragt, sollten wir uns mit der Nationalmannschaft in Zukunft nicht wieder
lächerlich machen.
Ein Kommentar von Werner Nieleck
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