Italien auf Aufstiegskurs

Mit einer faustdicken Überraschung begannen am gestrigen Montag die Spiele der WM, Division I, Gruppe B, im historischen Danziger Stadtteil Oliva, wo einst der preußische Große Kurfürst Friedrich Wilhelm für seinen Staat die endgültige Unabhängigkeit vom Königreich Polen erlangte. Im Eröffnungsspiel taten sich vor rund 200 Zuschauern in der 4.000 Besucher fassenden schmucken Eissporthalle die technisch versierten Esten gegen den robusten Außenseiter Rumänien beim 6:3 schwer genug, gelang ihnen doch erst knapp acht Minuten vor Schluss der vierte Treffer. Trotz des spärlichen Zuspruchs an der ersten Partie ist das öffentliche Interesse an diesem Turnier recht groß, denn sogar das für den Aufstieg recht unwichtige Match der Balten gegen die Männer vom Balkan wurde im polnischen Fernsehen live übertragen.
Im zweiten Match spielte Mitfavorit Slowenien mit den bedauernswerten Koreanern, die immerhin von drei hübschen Mädchen angefeuert wurden, Katz und Maus. 10:2 hieß es am Ende für die ohne Elvis Beslagic (Wolfsburg) und den verletzten Marcel Rodman (Krefeld) angetretenen Männer von Adria und Alpen.
Im dritten Match, in welchem mit Gastgeber Polen und den Italienern zwei “Große” aufeinander trafen, war die Überraschung perfekt: Der Überbringer der jeweiligen Ehrenpreise für die besten Spieler, der verkleidete Meeresgott Neptun, musste einem strahlenden Azzurro und einem niedergeschlagenen Polen die Präsente in die verschwitzten Hände drücken. Trotz ununterbrochener “Arbeit” eines Einpeitschers, der für den Geschmack neutraler Zuschauer des “Guten” zuviel tat, gelang den Gastgebern kein einziger Treffer. 4:0 (1:0, 2:0, 1:0) hieß es am Ende für die routinierten Italiener durch Tore von Mario Chitarroni, Justin Peca, Giuseppe Busillo und Jason Cirone. Die abgeklärten Italienern mit ihrem Kapitän Giuseppe Busillo (Mailand) und dem überragenden Goalie Jason Muzzatti (blieb bei drei Soli Sieger) boten von der ersten bis zur letzten Minute eine konzentrierte Leistung und konterten die viel zu ungestüm angreifenden Polen eiskalt aus. Beim Abspielen der Nationalhymne des Siegers klatschte übrigens der Großteil des fairen Publikums.
“Wäre ich in Las Vegas, würde ich etwas auf uns setzen”, schmunzelte nach Ertönen der Schlusssirene der in der DEL bestens bekannte Busillo. “Ohne Legionäre kann man halt ein solches Turnier nicht gewinnen”, resignierte nach dem Match Polens Cheftrainer Wiktor Pysz. Dabei spielte er natürlich auf die Tatsache an, dass mit Mariusz Czerkawski (New York Islanders) und Krzysztof Oliwa (Calgary Flames) die beiden einzigen NHL-Cracks fehlen, man außerdem auf die Legionäre Plachta (Hamburg), Zareba (Landshut) und Pysz (Bremerhaven) aus verschiedenen Gründen verzichten musste. Doch auch bei den Italienern ist längst nicht alles Gold, was glänzt. So wundern sich die Experten, dass Österreichs Topscorer Toni Iob vor den Augen von Headcoach Michel Goulet keine Gnade fand. “Er ist kein Power-Stürmer”, befand der eigenwillige Goulet und gab Verteidiger Chris Bartolone den Vorzug, der jedoch weiterhin für Klagenfurt in der Finalserie an der Scheibe ist.
Busillo & Co. könnte heute schon bei einem Sieg gegen die Slowenen mehr als die halbe Miete einfahren, denn obgleich der Kapitän höchstpersönlich abwiegelt (“Estland hat eine ganz gute Truppe”), dürfte den Azzurri der Aufstieg nicht mehr zu nehmen sein. Die Slowenen rechnen sich selbst natürlich gute Chancen auf den Aufstieg aus. Sie hoffen, dass vor der heutigen Partie gegen Italien ihre Kontrahenten viel Kraft gestern Abend gegen die Gastgeber gelassen haben.