„Im Moment mit drei Schiffen auf dem Eishockey-Ozean“Franz Reindl im Gespräch mit Hockeyweb über seine Kandidatur und Ziele
Franz Reindl spricht über seine Kandidatur. (Foto: Carsten Schürenberg)Bereits während der kürzlich beendeten Weltmeisterschaft kamen Gerüchte auf, Franz Reindl würde sich zur Wahl stellen. Warum hat sich der 59-Jährige zu diesem Schritt entschieden? „Es geht um unsere Sportart, den Sport. Wenn man sich das Eishockey ansieht, sieht man, dass man etwas tun muss“, sagt Reindl. Als sein Name fiel, ging es schnell. „Es haben mich viele Leute angerufen, eine Alternative zu bieten. Die Forderungen wurden größer und größer.“ Das war noch nicht der ausschlaggebende Punkt. „Wichtig war mir, dass auch aus dem stimmberechtigten Bereich Zustimmung kommt. Viele Vereine und Landesverbände haben mir ihre Unterstützung signalisiert und um die Kandidatur gebeten.“ Als es diese Tendenz gab, entschied sich Reindl zur Kandidatur. „Das ist für mich ein ganz normaler demokratischer Prozess.“
Danach hat sich Reindl an alle Mitglieder des Deutschen Eishockey-Bundes gewandt. „Ich habe alle direkt und vor der Öffentlichkeit über diesen Schritt informiert“, erklärt Reindl. Die Reaktionen darauf? „Die waren ausgesprochen positiv – tatsächlich habe ich persönlich keine einzige negative Reaktion bekommen.“
Und das führt Reindl auch zu seinem wichtigsten Ziel, dass er sich bei einem Wahlerfolg setzt: „Im Moment fahren wir mit drei Schiffen auf dem Eishockey-Ozean. Es muss darum gehen, alle wieder in ein Boot zu holen“, sagt Reindl und meint die zuletzt immer wieder offen zu Tage tretenden Differenzen zwischen Gruppierungen wie dem DEB und der Landesverbände, der Vereine und der Proficlubs. „Man muss das Eishockey wieder zusammenführen, um Kräfte zu bündeln und eine Zukunft zu haben.“ Das meint Reindl nicht notwendigerweise institutionell. „Wir müssen dabei den Sport wieder in den Vordergrund stellen. Darum geht es.“ Wie der Weg zu einem Miteinander der Gruppierungen, von Profi-, Halbprofi- und Amateursport aussehen soll? „Zum einen sind wir dabei, das Programm zusammenzustellen. Zum anderen geht es ja eben nicht darum, schon im Vorfeld klare Vorgaben zu machen, sondern alle Bereiche mit einzubeziehen und miteinander zu reden, um zu einem Konsens zu kommen.“ Wie wichtig dieses Vorhaben ist, zeigen der zurückliegende und der aktuelle Eishockeysommer, als vor einem Jahr der Zweitliga-Streit und aktuell die Lage der Oberliga für unnötigen Zwist sorgten. „Dabei verlieren wir zu viel Energie. Wir müssen zusammenarbeiten. Ich habe Selbstvertrauen genug, um sagen zu können, dass ich hier als die gewünschte Integrationsfigur agieren kann. Ich liebe den Eishockeysport, seitdem ich ein Kind bin. Wenn wir den Sport verbessern, hilft das auch anderen Bereichen wie der Vermarktung und dem öffentlichen Auftritt und vor allem unserem Image nach außen.“
Aber wie sieht es um die Chancen aus? „Das ist eine Demokratie. Von mir wird jede Meinung respektiert“, sagt Reindl mit Blick auf die Aussagen der beiden großen Landesverbände aus Bayern und Nordrhein-Westfalen, weiterhin Uwe Harnos unterstützen zu wollen. „Nun gibt es erst einmal einen zweiten Kandidaten. Aktuell sind wir dabei, das Programm, die Ziele und die Visionen in einem Konzept zu formulieren und das mögliche DEB-Präsidium zusammenzustellen. Aktuell möchte ich aber zu beiden Punkten noch nichts sagen.“ Klar ist aber auch, dass Reindl eine Chance auf den Erfolg sieht. „Ich würde keinen aussichtslosen Kampf beginnen. Dabei geht es mir nicht darum, eine Wahl zu gewinnen, sondern den Eishockeysport nach vorne zu bringen.“ Einen Stufenplan zur Realisierung seiner Ziele will Reindl noch vorlegen, um auch die Skeptiker zu überzeugen.
Die genannten Skeptiker haben zwei Argumente. Das eine lautet, der DEB-Präsident könne nicht gleichzeitig der WM-OK-Chef sein. „Das eine, die Stelle als WM-OK-Chef, ist mein Job, mein Beruf. Das andere ist ein Ehrenamt. Natürlich würde ich einige andere Aufgaben abgeben müssen, um die Zeit für das Ehrenamt zu haben“, sagt Reindl, „aber ich sehe keinen Interessenskonflikt, da alle Verträge durch das jetzige Präsidium bereits geschlossen sind.“ Juristisch habe sich Reindl abgesichert, „aber es gibt ja auch eine moralische Komponente. Und warum sollte ein Fachpräsident nicht auch entscheidend an der Organisation einer WM beteiligt sein? Beide haben die gleichen Ziele.“
Außerdem wurde gegen Reindl ins Feld geführt, dass er als Verwaltungschef (sprich als Generalsekretär) und als Sportdirektor ebenfalls vieles zu verantworten habe, was in den letzten Jahren falsch gelaufen ist. „Auf diese Frage will ich nicht antworten, weil ich keine Kritik üben will. Aber man muss ja nur einen Blick in die Satzung werfen, wenn man eine Antwort auf diese Frage haben möchte oder frühere Präsidenten befragen.“
Nun gilt es für Franz Reindl, ein mögliches Präsidium zusammenzustellen und ein Konzept zu formulieren. „Hier laufen Gespräche. Mehr kann ich noch nicht sagen“, so Reindl.